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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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Inschrift.«
    »Danke.«
    Ich schaute mir also die Steine an. Wer kennt sich schon mit Grabsteinen aus? Man hat ja keine Ahnung, was einen da erwartet. Es gab Grabmale für Verheiratete. Herzen und Blumen und Engel und Inschriften wie: »IN ERINNERUNG AN MEINE ÜBER ALLES GELIEBTE FRAU«, »MEIN ÜBER ALLES GELIEBTER MANN«, »IN ERINNERUNG AN MEINE FRAU UND UNSERE ÜBER ALLES GELIEBTE MUTTER«. Großer Gott, selbst die Grabsteine waren für Leute mit Familie. Gelegentlich tauchte zwar auch ein ÜBER ALLES GELIEBTES KIND auf, aber alle hatten Kreuze.
    (Ich, noch freundlicher und noch lächelnder) »Mr. Bingo, machen Sie auch Grabsteine nach Wunsch?«
    (Nach einer Pause) »Sie sind alle nach Wunsch. Sie sagen uns, welcher Name draufsoll, und wir setzen ihn ein.«
    »Nein, ich meine mit einem ganz anderen Text. Sie fangen praktisch von vorne an. Auf der Platte steht erst mal gar nichts.«
    Er zeigte auf eine leere Platte – in Form eines Kreuzes und mit zwei winzigen Engeln, die am unteren Ende schlummerten. (O je!)
    »Ja, das ist sehr schön, aber nicht, was ich mir vorgestellt habe, es soll ein ganz einfacher, schlichter Stein sein – mit gar nichts drauf.«
    »Wie soll man dann wissen, wer da liegt, wenn nichts draufsteht?«
    »Nein, ich meine, könnten Sie auf eine völlig leere Fläche das draufschreiben, was ich gerne hätte?«
    »Da kann man überall was draufschreiben.« (Er zeigte auf die ÜBER ALLES GELIEBTEN Inschriften.)
    »Das ist aber nichts für meine Zwecke. Die über alles geliebte Person war nämlich weder eine Frau noch eine Mutter.«
    »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Trotzdem vielen Dank.«
    Ich fuhr zum Ferienlager.
    Quer über die Straße war ein Seil gespannt, an dem ein »BETRETEN VERBOTEN«-Schild hing. Ich entfernte das Seil und fuhr weiter. Vor meinem »Entschluss« hätte ich das nie getan. Ich gehörte zu der Sorte, die immer Angst vor dem Direktor hatte. Meine über alles geliebte Mutter sagte immer: »Du brauchst keine Angst vor den Leuten haben, Sheila. Stell sie dir einfach nur beim Drücken auf der Toilette vor.«
    Ferienlager ändern sich nicht. Und das ist sehr beruhigend in einer ständig sich wandelnden Welt. Es war kalt, und ich war nie zur kalten Jahreszeit dort gewesen, trotzdem sah es nach Ferienlager aus. Was für tolle Zeiten hatte ich dort verbracht. Dabei vergaß ich aber völlig, dass ich so unsportlich war, dass man mich immer als Letzte in ein Team aufnahm. Jeden Tag hörte ich: »Ihr habt Sheila.«
    Wieder in New York rief ich sofort Raynd Jones und Partner, GRABMALBERATER, an. Wie sich herausstellte, machte sie auch nichts anderes als Mister Bingo, nur schickten sie mir einen Katalog und einen äußerst beredten Verkäufer ins Haus. Er trug einen rosa schimmernden Ring und eine Krawattennadel. Wo kaufen die Reichen ihre Steine? Bestimmt nicht bei diesem Mann.
    »Darf ich fragen, für wen der Stein gedacht ist?«
    »Für mich selbst, ich hab diese tödliche Krankheit.«
    »Oh, tut mir leid für Sie, trotzdem freue ich mich, dass Sie sich für Raynd Jones und Partner, Grabmalberatung, entschieden haben.«
    »Ja, ich möchte etwas Schlichtes.«
    »Hier ist unser Katalog, warum blättern Sie nicht ein bisschen?«
    Ein Katalog für über alles geliebte Frauen und Mütter. Für Singles gibt es keine Grabsteine. »Ich dachte an: HIER LIEGT SHEILA LEVINE, NIEMANDES ÜBER ALLES GELIEBTE FRAU. Können Sie das machen?«
    »Sind Sie verrückt, ist Ihnen klar, dass alles mit der Hand gemacht werden muss? Eine Inschrift kostet fünf Dollar pro Buchstabe. Wollen Sie wirklich so viele Buchstaben?«
    »Ja.«
    »Überschlagen wir mal kurz: ein wirklich sehr kleiner Stein und alles mal fünf, also fünfmal neunundvierzig, das macht zweihundertfünfundvierzig für die Inschrift, dann kommen, sagen wir, fünfzig für den Stein dazu – klein, aber Marmor – dann sind wir bei dreihundertundfünf. Sagen wir Vorkasse?«
    »In Ordnung.«
    »Wohin sollen wir ihn bringen und wann?«
    »Er muss um den Vierten Juli rum fertig sein, wenn alles nach Plan geht, werd ich am dritten Juni sterben, und am Vierten ist dann die Beerdigung.«
    »Ich verstehe.« (Er notierte sich diese Angaben.)
    »Warum bringen Sie ihn nicht hier vorbei?«
    »Zu schwer, der ganze Fußboden würde einsacken.«
    »Ich geb die Friedhof-Adresse durch. Können Sie mir die Rechnung schicken?«
    »Kann ich, aber ich brauche, sagen wir, hundert Dollar Anzahlung, um die Sache in Gang zu bringen.«
    Ich

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