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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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machte sich auf den Weg zu Kirks Tisch.
    »Diese Frau.« Angel schüttelte den Kopf in einer Mischung aus Wut und Ehrfurcht.
    Zoe sah zu, wie Kirk mit aufgerissenen Augen zuhörte und dann nickte. Die Sache ist geritzt, sagte sie zu sich selbst. Kirk braucht eine Beschäftigung, überlegte sie. Etwas, das ihn von den seltsamen Bildern in seinem Kopf ablenkt.
    »Das war eine gute Tat von dir«, sagte Angus, während er das letzte Stück Kuchen von seinem Teller kratzte.
    Sie seufzte lächelnd. Sie stellte sich nicht die Frage, warum es sie so glücklich machte, Kirk zu helfen.
    Vielleicht hätte sie es tun sollen, aber sie tat es nicht.

Kapitel 4
    Will sah von der Spitze des Steilufers hinab auf den See. Über ihm leuchtete der Vollmond auf seinen Zwilling, der in dem ruhigen, dunklen Wasser unter ihm schimmerte. Weiter entfernt säumten Dünen das Ufer. Hier jedoch fanden sich massige schwarze Felsen.
    Will saß da und beobachtete das Wasser, während er gegen das bange Gefühl ankämpfte, das sich in ihm ausbreitete. Er wurde den Eindruck nicht los, dass da etwas im Wasser war. Etwas … Dunkles.
    Mit einem Mal begann einer der schwarzen Felsen sich zu strecken und zum Vorschein kamen ein langer Hals und ein eckiger Kopf. Das Wesen verlagerte sein Gewicht auf seine muskulösen Beine und trottete zum schwarzen Wasser hinab. Es beugte sich nach vorne, als wolle es trinken, dann – mit einem einzigen Atemzug – setzte der Drache die Bucht in Brand.
    Flammen reckten sich gen Himmel und der Rauch nahm Will den Atem. Das Wasser brannte und brannte, und Will erkannte, dass das gar nicht das Meer war, sondern ein See aus Öl. Er brannte weiter und der Drache watete in das brennende Wasser. Er gab kein Geräusch von sich, als die Flammen ihn verschlangen, sondern starrte Will nur aus orangefarbenen Augen an, die aussahen wie glühende Kohle.
     
    Als Will das heiße Wasser auf sich herabprasseln ließ, konnte er sich nicht mehr an den Traum erinnern. Nur ein vages Unbehagen, das er nicht benennen konnte, war zurückgeblieben wie die schleimige Spur einer Schnecke. Um ihn herum stieg Dampf auf und er ließ die Wärme des Wassers durch seine Muskeln und bis in sein tiefstes Inneres dringen. Er dachte an die Boje, die er am Vortag gesehen hatte, daran, wie ihn der Anblick aus der Fassung gebracht hatte. Will war niemand, der Dinge sah, die es nicht gab. Selbst als kleines Kind hatte er nie an Monster oder Aliens oder übernatürliche Wesen geglaubt. Daher hatte ihn seine Begegnung mit den Sirenen völlig überrumpelt. Nach Tims Tod hatte Will feststellen müssen, dass er sich nicht daran erinnern konnte, was in der Nacht von Tims Verschwinden geschehen war – und das, obwohl Will der einzige Zeuge war. Sie waren zusammen mit dem Boot rausgefahren. Und dann … ein schwarzes Loch.
    Die Tatsache, dass er sich nicht erinnern konnte, war zu einem Riss, einem winzigen Spalt in seinem vernunftbestimmten, geordneten Universum geworden, gerade groß genug, damit das Wissen um die Existenz der Seekrieger hindurchdringen und so sein bisheriges Verständnis der Realität auf den Kopf stellen konnte.
    Inzwischen fragte er sich, wie viel er von der Welt tatsächlich jemals verstanden hatte.
    Die Hähne quietschten, als er das Wasser abdrehte. Er fuhr sich mit den Händen durch das nasse, strubbelige Haar. Den Besuch beim Frisör schob er nun schon eine ganze Weile auf. Will konnte den Anblick der Narbe, die sich über sein Gesicht zog, nicht ertragen, und seine lange sandblonde Mähne half, sie zu verbergen.
    Wassertropfen liefen über seine Brust und rannen an seinen gut definierten Bauchmuskeln entlang. Die ganze Arbeit, die er den Sommer über auf der Farm geleistet hatte, hatte ihm einen braun gebrannten, durchtrainierten Körper eingebracht, doch er schenkte ihm keine große Beachtung, als er das Handtuch lässig um seine Hüften schwang. Er trat auf den zotteligen Badezimmerteppich und warf einen kurzen Blick auf den beschlagenen Spiegel, bevor er den Spiegelschrank öffnete. Rasierer, Rasiercreme, Zahnbürste, Zahnpasta. Er schloss den Schrank.
    Auf der grau beschlagenen Oberfläche des Spiegels stand ein Wort geschrieben: RACHE.
    Keuchend drehte er sich um und riss die Tür zu seinem leeren Zimmer auf. Regungslos stand er da, zum Zerreißen gespannt, aber nichts rührte sich. Nicht das kleinste Geräusch war zu hören. Er wandte sich wieder zum Spiegel um.
    Doch das Wort war verschwunden; der Spiegel war klar. Der Dampf war

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