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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Kirk mal wieder eine seiner abgedrehten Episoden hatte, hatte er Will verkündet: »Die Rachegöttin muss erwachen.«
    Die Rachegöttin. RACHE.
    Etwas Nasses streifte Wills Wange und er sah hoch. Ein Regentropfen. Dunkle Wolken waren aufgezogen. Dahinter brannte noch die Sonne und tauchte die Ränder in goldenes Licht, aber die Dunkelheit verdichtete sich zusehends. »Es fängt an zu regnen«, sagte Will.
    »Na, dann sollten wir wohl besser mal reingehen«, bemerkte Angus. »Hat ja keinen Sinn, wenn wir uns hier alle durchweichen lassen.«
    »Ja«, stimmte Will zu, sah jedoch zu Zoe hinüber. »Wir können es eh nicht aufhalten.«

Kapitel 5
    Aus Die Eumeniden von Aischylos
     
    Über das Opfer diesen Sang:
    Irrsal! Wirrsal! Wahnsinn!
    So tönt es aus den Erinnyen, bar
    Der Leier, und schlägt in Fesseln den Geist
    Und dörrt die Glieder der Menschen.
     
    »Festhalten«, rief Zoe, als sie den Gremlin durch eine gigantische Pfütze lenkte, sodass ein Schwall Wasser über einen Lattenzaun am Straßenrand spritze. »Sorry«, murmelte sie.
    »Was hättest du denn anderes machen sollen?«, entgegnete Will, was, wie Zoe fand, eine durchaus vernünftige Frage war. Die Pfütze dehnte sich über die ganze Breite der Straße aus und hatte sogar einen Teil des saftig grünen Rasens überflutet. Der Regen prasselte vom dunkelgrauen Himmel herab, als wolle er damit offiziell das Ende des Sommers besiegeln und den Beginn der Herbstzeit einläuten.
    Der perfekte Auftakt für mein Abschlussjahr, dachte Zoe. Dennoch war sie froh, ab sofort in einer bequemen Jeans und einem Langarmshirt zur Schule gehen zu können, anstatt Tag für Tag den Faltenrock und die weiße Bluse tragen zu müssen, aus der die Uniform ihrer Mädchenschule in Manhattan bestanden hatte. Und mindestens genauso froh war sie, dass sie zusammen mit Will in der Sicherheit ihres alten Gremlin hinfahren konnte, statt mit einem Regenschirm kämpfend alleine die vierzehn Blocks von ihrem Appartement zur Standish School laufen zu müssen.
    An diesem Morgen hatte sie ein paar Klamotten aus den Kisten gezerrt, die am Vortag eingetroffen waren, sie übergezogen und war hinaus zum Auto gestolpert. Ein seltsam zwangloser Start in den Tag, fand sie.
    Der Wind wurde stärker und ein wütendes Heulen erfüllte den Gremlin, als Zoe ihn über die Brücke lenkte. Blitze zuckten über das Wasser, begleitet von dröhnendem Donner. Zoe kämpfte ächzend mit dem Lenkrad, krampfhaft bemüht, die Spur zu halten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie versuchte, die Vorstellung zu unterdrücken, wie sie von der Brücke ins Wasser stürzte, verzweifelt mit den Fäusten gegen die Scheiben schlug, während der Wagen langsam volllief.
    »Starker Wind«, sagte Will.
    Zoe nickte, ohne den Blick vom nassen Asphalt zu wenden. Sie atmete auf, als sie das andere Ende der Brücke erreichten und eine von Bäumen gesäumte Straße entlangfuhren.
    »Hier«, sagte Will. »Links abbiegen.«
    »fetzt schon?« Zoe befolgte Wills Anweisung jedoch gehorsam und bog an der nächsten Kreuzung links ab.
    »Jetzt rechts«, kommandierte Will. »So kommen wir auf den Parkplatz hinter dem Gebäude. Der vordere Parkplatz ist immer total voll. Da findest du nie im Leben eine Lücke.«
    Zoe nickte und – tatsächlich – einen Augenblick später kam der Sportplatz auf der Rückseite des Schulgebäudes in Sicht. Langsam rollte Zoe über den Parkplatz und wartete geduldig, bis der Wagen vor ihr in eine Lücke gebogen war. Sie waren spät dran. Der Parkplatz war randvoll mit Autos, aber es war kaum jemand zu sehen. Die anderen waren alle schon früher angekommen. Guter erster Eindruck, dachte Zoe. Für die anderen.
    Ein dunkle Gestalt huschte durch den Regen auf die zweiflügelige Glastür zu, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Kirk. Zoe fragte sich, was er wohl von der Schule dachte. Sie war fast ein bisschen überrascht, dass er zum Unterricht ging wie jeder andere auch.
    Schließlich fanden sie die letzte noch freie Parklücke zwischen zwei gigantischen SUVs. Vorsichtig lenkte Zoe ihren Wagen hinein. »Hast du genug Platz zum Aussteigen?«
    Will schielte aus dem Fenster. »Wird knapp«, sagte er.
    Der Wind heulte auf, als Will sich über die Rückenlehne des Beifahrersitzes beugte, um nach seinem Rucksack zu greifen. »Schnapp dir meinen Regenschirm – der liegt auf dem Rücksitz«, rief Zoe, während sie die Tür öffnete und mit hochgezogenen Schultern in den Regen hinauskletterte. Der Wind blies noch stärker,

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