Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
Vom Netzwerk:
Ausgabe von Goldlöckchen.«
    Das brachte Zoe erneut zum Kichern.
    Mafer piekte Zoe in die Schulter. »Okay, an die Arbeit«, befahl sie gespielt streng. »Die Wir-bewundern-Kunst-Stunde ist rum.«
    Sie kehrten an ihre Plätze zurück, doch als Zoe sich wieder vor den Computer setzte, überkam sie plötzlich der Drang, etwas zu tun, was sie noch nie zuvor getan hatte. Sie wollte nach ihrer Mutter suchen. Ihrer leiblichen Mutter.
    Aber sie wusste nicht einmal, wo sie anfangen sollte. Sie durchforstete ihr Gehirn nach irgendwelchen Anhaltspunkten. Hatte Johnny nicht erwähnt, dass sie in Boston auf die Welt gekommen war? Ihre Geburtsurkunde war versiegelt. Sie hatte sie nie zu Gesicht bekommen.
    Bevor sie wusste, was sie tat, tippte sie »boston adoption zoe ellis«.
    Heraus kam das übliche Sammelsurium, das die Suchmaschine ausspuckt, wenn man nicht genau weiß, wonach man sucht: Hunderte von Einträgen, aber nichts, was auch nur ansatzweise relevant erschien. Zoe holte tief Luft und versuchte, ihren wirren Kopf mit etwas Sauerstoff zu versorgen. Warum hab ich das überhaupt getan? Sie hatte nie versucht, ihre leibliche Mutter zu finden, und jetzt saß sie auf einmal hier in der Bibliothek und tat genau das. Gedankenlos. Ohne jede Absicht.
    Die einzige Antwort, die ihr einfiel, war, dass Mafers Großmutter sie als huérfana bezeichnet hatte, als »Waise«. Was sie vermutlich war. Und als »Tochter des Feuers«, was auch immer das heißen mochte.
    Sie fand es ein bisschen beunruhigend, dass sie gerade aus einer spontanen Laune heraus eine möglicherweise lebensverändernde Suche angefangen hatte.
    Aber es ist doch eh nichts dabei rausgekommen.
    Sie wusste nicht genau, wie sie sich dabei fühlte. Spuren von Erleichterung mischten sich mit Traurigkeit und Verwirrung. Tochter des Feuers. Was konnte das bedeuten? Sollte das heißen, dass ihre Mutter bei einem Feuer ums Leben gekommen war?
    Zoe sah auf ihren Arm hinunter, den sie sich neulich im Labor eigentlich hätte verbrannt haben müssen. Sie fühlte sich, als betrachtete sie ein pointillistisches Gemälde – sie konnte nichts sehen außer einzelnen Punkten. Ein Punkt waren die Seekrieger in jener Nacht mit Will in der Bucht. Ein Punkt war das Feuer, das ihren Arm nicht verletzt hatte. Ein Punkt war Mafers Großmutter, die sie »Tochter des Feuers« genannt hatte. Ein Punkt war der Hundeangriff. Sie wünschte sich, sie könnte einen Schritt zurücktreten, um das Bild als Ganzes zu sehen. Dann würden sich die vielen Hinweise zu einem klaren Sinn zusammenfügen.
    Sie fühlte ein Augenpaar auf sich. Mafer warf ihr ein schiefes Lächeln zu. »Schon was Gutes gefunden?«, fragte sie. Etwas in ihrem Tonfall ließ durchblicken, dass sie wusste, dass Zoe sich gerade nicht mit Chemie beschäftigte.
    »Ich arbeite daran«, antwortete Zoe.
    Sie löschte ihren letzten Eintrag und begann eine neue Suche.

Kapitel 10
    Aus der Shelter Bay Gazette
    Amateurastronomen bereiten sich
    auf Meteoritenschauer vor
     
    In der kommenden Nacht ereignet sich der Höhepunkt des Orionidenschauers, bei dem nicht nur wunderschöne Sternschnuppen zu beobachten sein werden. Er ist darüber hinaus auch für seine Feuerbälle bekannt.
    »Für uns als Club ist das wirklich aufregend«, erklärte Jenna Riley, Vorsitzende des Shelter Bay Astronomievereins. »Es ist ein seltenes Ereignis und wir freuen uns auf einen fantastischen Anblick.«
    Zwar ist dieser Schauer nicht ganz so aktiv wie die Leoniden; zu seinem Aktivitätsmaximum kann er aber dennoch eine Rate von bis zu zwanzig Meteoriten in der Stunde erreichen ….
     
    »Sag mir doch noch mal: Warum genau mache ich das hier?«, bat Will, als Zoe den Wagen am Straßenrand anhielt und am Ende einer langen Reihe parkender Autos abstellte.
    »Ich hab nicht die geringste Ahnung«, gestand Zoe.
    Will lachte und nahm ihre Hand. Dann küsste er ihr Handgelenk, genau an der Stelle unterhalb der Handfläche, wo die blauen Venen durch die Haut schienen. »Erklär mir einfach, warum du auf diese Party gehen willst, wenn du genauso gut zu Hause bleiben und mit mir einen Film ansehen könntest.«
    »Weil ich die verrückte Neue bin und genau das will ich loswerden. Ich will Leute kennenlernen und mein Abschlussjahr nicht mit gerade mal zwei Freunden verbringen.«
    Will dachte, dass er nur allzu gerne das restliche Schuljahr allein mit Zoe verbracht hätte, aber das sagte er nicht. Er konnte nachvollziehen, was sie meinte … rein vom Verstand her. Gefühlsmäßig

Weitere Kostenlose Bücher