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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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noch einmal aufwärmen sollte oder nicht, als ein leises Klopfen an der Haustür sie auf ihrem Stuhl zusammenfahren ließ. Sie hatte eine unruhige Nacht hinter sich und war mit einem unguten Gefühl aufgewacht, derselben Angst, die sie in letzter Zeit so oft verspürte. Als ob sich noch jemand im Raum befand und sie beobachtete.
    Also hatte sie Mafer angerufen.
    »Hey, Zoe«, hatte Mafer gesagt, als sie abgenommen hatte. »Was gibt’s?«
    »Hör mal, kannst du vielleicht vorbeikommen?«
    »Sag mir einfach, wo du wohnst«, hatte Mafer geantwortet, und das war die gesamte Unterhaltung gewesen.
    Jetzt ging Zoe auf den Eingangsbereich zu, aber ihr Vater hatte bereits die Tür geöffnet. Er lachte über etwas, das Mafer gesagt hatte.
    »Zoe!«, rief Johnny mit einem Lächeln. »Deine Freundin ist da.«
    »Hi.« Mafer zwinkerte Zoe zu. Sie trug einen langen, schmalen grauen Schal, den sie sich um den Hals geschlungen hatte, und dazu ihre übliche weiße Jacke. »Hier bin ich, kann losgehen.«
    »Arbeitet ihr zwei an einem Projekt?«, fragte Johnny.
    Mafer wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu Zoe um.
    »Ja«, antwortete Zoe.
    »Okay, na dann, viel Spaß.« Johnny sah strahlend von einem Mädchen zum anderen wie der trottelige Dad in einer Fünfzigerjahre-Sitcom. Zoe hätte am liebsten darüber gelacht, aber gleichzeitig rührte es sie auch. Ihr Vater machte sich Sorgen um sie, das wusste sie. Er wünschte sich, sie hätte mehr Freundinnen. Daher freute er sich über Mafers Anwesenheit mehr als Zoe.
    »Komm, wir gehen nach oben«, sagte Zoe.
    Mafer folgte ihr durch den beengten Flur und die Treppe hinauf. »Hm«, machte sie, als sie Zoes Zimmer betrat.
    »Was ist?«, fragte Zoe. Sie zog die Tür hinter sich zu, in dem Bewusstsein, dass unten möglicherweise ihr Vater stand und lauschte.
    »Ganz schön unordentlich«, bemerkte Mafer und Zoe musste lachen. »Damit habe ich einfach nicht gerechnet. Du wirkst eher wie der ordentliche Typ.«
    Zoe sah zu ihrem Schreibtisch, auf dem ihr Skizzenblock und die Zeichenkreide verstreut waren. Überall auf dem Boden lagen Klamotten und Bücher herum. Der Boden ihres Kleiderschranks war übersät von Schuhen, die kreuz und quer übereinanderlagen wie Ratten, die in einem Käfig herumwuselten. Immerhin war ihr Bett gemacht – wenn auch schief und voller Knubbel. »Ich kann schon auch ordentlich sein«, sagte Zoe.
    Mafer wickelte ihren Schal ab, zog ihre Jacke aus und warf beides auf Zoes Bett. Sie ging zum Fenster und sah hinaus. »Man kann das Nachbarhaus sehen.«
    »Will wohnt da.«
    Mafer reagierte nicht auf diese Nachricht. Vielleicht wusste sie das auch schon, überlegte Zoe, während ihre Freundin weiter zum Bücherregal ging. »Oh«, machte Mafer plötzlich. Sie rieb sich schaudernd die Arme und sah zu Zoe. Dann blickte sie zur Decke hoch. »Nicht gut.«
    »Was?«
    »Keine Ahnung. Etwas.«
    »Etwas?«
    Mafer sah ihr tief in die Augen. »Hier ist so eine Präsenz.«
    Zoe nickte. »Deswegen habe ich angerufen.«
    Mafer rieb sich erneut über die Arme und blickte stirnrunzelnd in die Ecke der Decke. Dann ging sie zu Zoes Bett hinüber und ließ sich am Fußende nieder. »Hast du Angst?«
    »Manchmal«, gestand Zoe. Sie stand immer noch neben ihrem Schreibtisch, unsicher, ob sie sich setzen sollte. »Sollte ich?«
    »Vielleicht.« Mafer legte den Kopf schief. »Also, was willst du?«
    Zoe seufzte, und es fühlte sich an, als strömte alle Luft auf einmal aus ihr heraus. »Ich weiß es nicht. Ich will, dass es verschwindet, denke ich.«
    »Wir könnten es bitten zu verschwinden.«
    »Und das funktioniert?«
    Mafer zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Was sollen wir sonst machen?« Ihre dunklen Augen beobachteten Zoe ernsthaft, furchtlos. Zoe wurde klar, dass sie gehofft hatte, Mafer wüsste die Antwort – dass ihre hellseherischen Fähigkeiten ihr sagen würden, was zu tun war.
    »Gibt es denn keinen Weg, wie man es loswerden kann?« Zoes Stimme klang beinahe bettelnd.
    Mafer kicherte und schlug dann die Hände vor den Mund. »Tut mir leid. Ich wollte gar nicht lachen. Es ist nur – ich bin keine Hexe oder so was. Ich kann nur manchmal Sachen erfühlen. Ich weiß Dinge. Das ist alles. Ich hab nicht irgendwie geheimnisvolle Fähigkeiten oder so. Wenn wirklich etwas hier ist, kann ich es nicht einfach herumkommandieren. Ich weiß noch nicht mal, ob ich mit ihm sprechen kann.«
    »Könntest du es versuchen?«
    Sie blickte an die Decke. »Ja, okay. Hast du eine Kerze?«
    Zoe

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