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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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ging durch den Flur ins Badezimmer und holte die Duftkerze, die sie im Jahr zuvor gekauft hatte, und eine Streichholzschachtel.
    »Ooh, Lebkuchen.« Mafer roch an der Kerze und Zoe wünschte sich plötzlich, ihre Freundin würde sich ernsthafter verhalten oder geheimnisvoller oder magischer oder etwas in der Art. Sie wünschte, sie hätten eine Bienenwachskerze oder zumindest eine, die nach Salbei oder sowas roch.
    Aber Mafer beschwerte sich nicht, dass sie mit einer Lebkuchen-Duftkerze nicht zu einem Geist sprechen konnte. Sie setzte sich einfach auf den Boden und entzündete den Docht ohne großes Brimborium.
    Zoe setzte sich Mafer gegenüber, als die Flamme auf den Docht überging. Mafer blies das Streichholz aus, Schwefelgeruch erfüllte den Raum. Sie beobachtete, wie der Rauch von dem verkohlten Stückchen Holz aufstieg, und blickte dann zu Zoe. »Hast du das gesehen?«, fragte sie.
    »Den Rauch?«
    »Das Gesicht«, antwortete Mafer.
    »Nein«, gestand Zoe.
    Mafer zuckte mit den Schultern. Dann schloss sie die Augen. Es war später Vormittag und das Licht schien durch das Fenster herein. Das wirkte nicht gerade wie die passende Umgebung für eine Séance. Ist es das, was wir gerade machen?, fragte sich Zoe. Eine Séance? Das Wort ließ Bilder von Pyjamapartys und achtjährigen Mädchen in ihr aufsteigen. Ich bin so ein Idiot. Was mache ich hier eigentlich?
    »Wir fühlen deine Gegenwart«, sagte Mafer. »Gibt es etwas, was du uns gerne sagen würdest?«
    Zoe wartete, auch wenn sie nicht wusste, worauf: dass die Fenster plötzlich aufgeweht wurden, dass die Bücher aus dem Regal flogen, dass die Wände anfingen zu bluten? Nichts davon geschah. Es geschah überhaupt nichts. Mafer saß einfach nur reglos da.
    Dann, plötzlich, flackerte die Kerze. Zoes Herz machte einen Satz und schlug ihr bis zum Hals und sie musste einen Aufschrei unterdrücken.
    »Bitte verlass diesen Ort.« Mafers Stimme klang entschlossen.
    Da erkannte Zoe, dass Mafer nicht einfach nur dasaß, ohne sich zu rühren. Sie lauschte. Mafer konnte etwas hören. Oder zumindest dachte sie das.
    Zoes ganzer Körper war angespannt wie bei einem Tier, das fürchtet, jeden Moment davonlaufen zu müssen. Gefühlte hundert Jahre später öffnete Mafer die Augen. Sie blies die Kerze aus und strich sich mit den Händen durch ihr langes dunkles Haar.
    »Hast du – hast du etwas gehört?«, fragte Zoe.
    »Ja.«
    »Ist es weg?«
    »Nein.«
    »Nein?« Auf diese Antwort war Zoe nicht gefasst gewesen. Tränen brannten in ihren Augen, in ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloß.
    »Zoe.« Mafer streckte den Arm aus, nahm ihre Hand und drückte sie beruhigend. »Es will dich beschützen.«
    »Mich beschützen?« Zoe kreischte fast. »Das Ding macht mir eine Scheißangst!« Sie dachte an die Wasserhose mit den goldenen Augen, den angreifenden Hund. »Es hat versucht, mich umzubringen!«
    Mafer schüttelte den Kopf. »Nicht dieser Geist.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie sah auf den Boden. »Ich weiß es einfach.«
    »Wer ist es?«
    Mafer kniff die Lippen zusammen, dann blickte sie Zoe direkt ins Gesicht. »Der Geist kommuniziert nicht auf diese Weise. Wie gesagt, manchmal erfühle ich etwas, weiß Dinge. Das ist alles. Es ist jemand, der sich um dich sorgt und dich beschützen will – das ist alles, was ich sicher sagen kann.«
    Zoe musterte das Gesicht ihrer Freundin. Mafer sah bleich und müde aus, als hätte ihre Unterhaltung mit den Toten sie ausgelaugt. Mafer hielt ihrem Blick noch einen Moment lang stand, dann sah sie weg. Etwas in der Art, wie Mafer ihr in die Augen gesehen hatte, hatte sich gezwungen angefühlt, und kaum dass die Verbindung zwischen ihnen unterbrochen war, wurde Zoe von Zweifeln befallen. Woher wusste sie, dass Mafer ihr die ganze Wahrheit sagte?
    Mafer stand auf und ging zum Fenster. »Wessen Zimmer ist das?«, fragte sie und deutete auf das Haus auf der anderen Seite des kleinen Bachs. »Gegenüber von deinem?«
    »Wills. Tims war im zweiten Stock.«
    Mafer nickte. »Du und Will seid euch sehr nahe. Ihr seid euch schon sehr lange sehr nahe.«
    Zoe spürte, wie sie rot wurde, und Mafer legte den Kopf schief, fragte aber nicht, warum. Vielleicht war es offensichtlich.
    »Du vertraust ihm«, sagte Mafer, doch Zoe hatte das Gefühl, dass es weniger eine Feststellung als eine Frage war.
    »Natürlich.«
    Mafer nickte und wandte ihren festen, nachdenklichen Blick wieder zum Fenster und erneut fragte sich Zoe, was im Kopf ihrer Freundin vorgehen

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