Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1
Verkleidung! Ich schwankte und stolperte einen Schritt zurück. Holmes folgte mir und schloss die Tür hinter sich. „So, Watson, jetzt haben wir ein Stündchen Zeit, uns zu unterhalten, dann muss der alte Mann das Haus wieder verlassen, um einen eventuellen Beobachter nicht misstrauisch zu machen.“
Ich hörte die Wörter, erfasste aber kaum die Bedeutung und ging geradewegs zur Anrichte, um mir einen großen Schluck Whiskey einzuschenken, den ich in einem Zug austrank. Dann war mir wohler.
„Holmes! Sie leben? Reden Sie! Sie lagen tot am Boden, mit einem Blutfleck auf der Brust und der Polizeiarzt sagte, Sie seien nicht mehr am Leben, und jetzt stehen Sie wieder vor mir! Nicht, dass mich das nicht freuen würde, aber erklären Sie mir das!“
„Entschuldigen Sie, mein lieber Freund, aber so war der Plan, der wirkliche und komplette Plan. Geben Sie mir auch einen Schluck.“
Wir tranken und setzten uns. Ungeduldig schaute ich ihn an, erkannte meinen Freund unter der Verkleidung aber kaum wieder. Holmes holte tief Luft, um zu beginnen, als Mrs. Hudson zurückkam. Sie schaute kurz bei uns herein und dachte wahrscheinlich, wir übten eine Verkleidung für einen Fall. Sie nickte uns nur grüßend zu, verschwand schnell in der Küche und Holmes konnte beginnen.
„Ich war nie wirklich in Lebensgefahr, Watson. Der Schütze hat, wie ich richtig vermutete, aus großer Entfernung mit einem Präzisionsjagdgewehr auf mich geschossen. Dabei zielte er auf meine Brust, die einfach ein größeres Ziel bot, als beispielsweise der Kopf. Und mein Oberkörper war durch die Weste geschützt. Das Risiko, das ich einging, war somit vertretbar und unvermeidbar. Als mich die Kugel an der Brust traf, und es gab mir einen ordentlichen Schlag, der mich schmerzhaft traf, griff ich mit der Hand dahin, verschmierte Theaterblut an der Einschussstelle und stellte mich tot. Die Polizei lauerte versteckt in der Nähe, eilte herbei und erklärte mich für erschossen. Dazu mussten sie Sie von mir fernhalten, damit sie den Schwindel nicht bemerkten. Sie brachte Sie nach Hause und mich zur Pathologie.
Dass die Polizei den Schützen verfolgen, aber nicht erwischen würde, war von Anfang an meine Annahme gewesen, deshalb gestaltete ich den Plan so verschachtelt und kompliziert. Ich vereinbarte mit Lestrade, meinen Tod vorzutäuschen und Sie nicht einzuweihen, um im Falle des Entkommens des Täters ihn im Glauben zu lassen, mich getötet zu haben. Lestrade war natürlich überzeugt davon, den Schützen gleich an Ort und Stelle fassen zu können, doch ich konnte ihn überzeugen, auf Nummer sicher zu gehen und ein erfolgreiches Flüchten des Täters wenigstens einzukalkulieren. So zogen wir den Plan durch, wie ich ihn festgelegt hatte.“
„Hm, verwirrend und kompliziert. Warum haben Sie mich nicht in den ganzen Plan eingeweiht?“
„Ach Watson, wir wissen doch beide, dass Sie kein guter Schauspieler sind. Ihre Bestürzung und Ihre Trauer mussten aber echt wirken, um den Schützen zu überzeugen, dass ich wirklich tot war. Nur so würde er den Tatort schnell verlassen und mich tot glauben. Das ist wichtig, ich komme darauf noch zurück.“
Holmes beugte sich vor und legte seine Hand auf meinen Arm. Eine Geste, die für ihn sehr persönlich war und ihm nicht leichtfiel. „Es tut mir wirklich sehr leid, lieber Watson, Sie geschockt und in den Glauben versetzt zu haben, ich wäre tot. Aber es ging nicht anders, das müssen Sie mir glauben. Ich musste die Sache zu einem Abschluss bringen, um nicht wochenlang bedroht zu werden und auf der Abschussliste zu stehen. Ich hätte jede Minute extrem auf der Hut sein müssen und wäre doch Gefahr gelaufen, in einen unachtsamen oder für ihn günstigen Moment von meinem Gegner getötet zu werden. Das konnte ich nicht zulassen, also musste ich die Regeln bestimmen.
Nun hören Sie zu, wie es weitergeht, Watson. Ich verschwinde gleich wieder und wir sehen uns morgen Mittag am Hafen. Punkt ein Uhr läuft die Freedom Of The Sea aus, ein Schoner, der Passagiere um die Südspitze Afrikas herum zur Westküste Australiens bringt. Die Polizei wird am Hafen sein und der Schütze, der denkt, mich erschossen zu haben, wird erscheinen, um an Bord des Schoners zu gehen, mit dem er in seine Heimat zurückreisen will. Ich weiß, wie er aussieht und gebe der Polizei ein Zeichen. Dann schnappt die Falle zu und wir können wieder unbesorgt und in Frieden leben.“
„Woher wissen Sie, wie der Kerl aussieht und dass es so
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