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Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1

Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1

Titel: Sherlock Holmes Bisher unbekannte Fälle Sammelband 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Grießbach
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per Schiff absetzen. Es könnte sein, dass er Mrs. Hudson in der Nähe des Hafens gefangen hält. Hat er dann das Geld, kann er sie schnell freilassen und aufs Schiff verschwinden. Wie finden Sie das, Watson?"
    „Ja, eine logische Kette. Am Hafen gibt es einige verruchte Establishments des horizontalen käuflichen Gewerbes, wo er die arme Mrs. Hudson problemlos unterbringen könnte.“
    „Ausgezeichnet, Watson! Sie meinen Stundenhotels, in denen die Prostituierten mit den Kunden ihr, nun ja, Geschäft tätigen. Sehr gut. Er könnte ein Zimmer gemietet haben und die Frau, ohne argwöhnische Blicke befürchten zu müssen, in diesem Zimmer festhalten. Wir müssen sofort in die Hafengegend. Die Zeit wird knapp. Kennen Sie einige der Hotels dort?“
    „Aber Holmes! Wo denken Sie hin! Natürlich nicht! Aber wenn wir die Straßen abfahren, sollte uns die Werbung an den Häusern ins Auge fallen.“
    Es war inzwischen nach Mittag, ein Hungergefühl breitete sich immer weiter in mir aus und ich war froh, nicht zur Praxis hetzen zu müssen. Heute war mein Hausbesuchstag, nur würden heute einige Patienten vergeblich auf mich warten. Aber dringende Fälle mit starken Schmerzen oder lebensbedrohlichen Symptomen gab es nicht. Ich konnte also mit Holmes weiter den Entführer jagen und hoffen, dabei etwas Essbares abzubekommen.
    Am Hafen gab es viele Straßen mit heruntergekommenen Lagerhäusern, leer stehende Wohn- und Geschäftshäuser und Gebäude, die anscheinend einmal Gewerbe enthielten. Die Gegend war beinahe menschenleer. Ab und zu tauchte eine verräucherte Spelunke auf, die wenigsten von ihnen hatten um diese Zeit bereits geöffnet. Auch Prostituierte erblickten wir keine, ihre ‚Arbeit‘ begann erst in den Abendstunden, wenn die Dunkelheit oder zumindest die Dämmerung den abschirmenden Schleier über alles legte und die wenigen Gaslaternen nur sporadisch kleine Flecken aus der Schwärze rissen. Ein Gebäude tauchte auf, am Eingang ein Schild mit der Aufschrift Sleep well . Es handelte sich um ein Stundenhotel, 24 Stunden geöffnet. Wir gingen hinein und ich wollte gerade Holmes mahnen, sich zu überlegen, was er fragen wolle, als er auch schon sprach: „Guten Tag, wir suchen eine Frau.“
    Der Mann hinter dem Empfang mochte Mitte vierzig sein, seine Schläfen waren ergraut, oder er hatte nachgeholfen, weil er dachte, auf diese Weise interessanter zu wirken. Er nickte gelangweilt. „Suchen das nicht alle? Wollen Sie eine für sie beide, oder jeweils eine? Wie lange? Wünschen Sie ein spezielles Aussehen? So früh am Tage haben Sie noch die volle Auswahl.“
    Holmes runzelte verwirrt die Stirn. „Äh, ich verstehe nicht.“
    „Mein Partner meint, wir suchen eine bestimmte Frau. Wir sind Privatdetektive und ermitteln in einem Entführungsfall.“
    „Ach, warum sagen Sie das nicht gleich?“
    „Habe ich das nicht?“, Holmes schaute weiter verwirrt. Diesmal schien sein genialer, logisch analysierender Verstand mit der Situation nicht klarzukommen.
    „Ist hier ein Mann mit einer Frau, schon über fünfzig und mit dunkelblondem Haar, in meiner Größe, eingekehrt?“, fragte ich jetzt kurz und knapp. Genau so erhielt ich die Antwort.
    „Nein.“
    „Danke, das war es schon.“
    Ich zog Holmes hinaus, zur wartenden Droschke.
    „Dachte der Kerl etwa, dass wir ...?“
    „Natürlich, Holmes, wenn Sie so fragen? Aber kommen Sie weiter, da hinten sehe ich bereits das nächste Hotel.“
    Wir bekamen ein weiteres Nein zur Antwort und begannen, systematisch die Stundenhotels in Hafennähe aufzusuchen. Einmal entgingen wir nur knapp größerem Ärger, als auf Holmes‘ Frage nach den gesuchten Personen zwei grobschlächtige Männer auftauchten und uns finster musterten. Einer der beiden besaß vom Knie abwärts ein Holzbein, und ein buschiger Vollbart verdeckte weite Teile des Gesichts. Sofort fiel mir eine Figur aus dem Buch Treasure Island von Robert Louis Stevenson ein, das erst kürzlich bei Cassel und Company in London erschienen war und in großen Mengen gekauft wurde. Als angehender Schriftsteller hatte ich mir ein Exemplar besorgt und mit Spannung durchgelesen.
    „Warum wollen Sie das wissen?“, fragte der andere, ein Schrank von einem Mann.
    „Wir sind auf der Suche nach den genannten Personen“, gab Holmes kurz zurück.
    „Sie sind aber nicht als neue Konkurrenz für uns hier unterwegs, oder? So etwas haben wir nicht gern.“
    Der Kerl holte ein langes Messer heraus und begann, sich das Schwarze unter den

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