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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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sagte er. »Ich würde mir ja nichts daraus machen, wenn es bloß um das Zimmer ginge. Die Tatsache ist aber, Ettie: Obwohl ich Sie erst eine Woche kenne, sind Sie wie der Lebensatem für mich. Ich kann ohne Sie nicht mehr leben.«
    »Oh, seien Sie still, Mr. McMurdo, sprechen Sie nicht so!« sagte das Mädchen. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie zu spät kommen. Es gibt doch einen anderen, und wenn ich auch nicht versprochen habe, ihn zu heiraten, so kann ich mich doch keinem anderen versprechen.«
    »Nehmen wir einmal an, daß ich der erste gewesen wäre. Hätte ich dann eine Chance gehabt?«
    Das Mädchen verbarg das Gesicht in den Händen. »Wären Sie doch nur der erste gewesen!« schluchzte es.
    McMurdo war im gleichen Augenblick vor ihr auf den Knien.
    »Um Gottes willen, laß uns dabei bleiben, Ettie!« rief er. »Willst du mein und dein Leben zerstören nur wegen dieses Versprechens? Folg deinem Herzen, Acushla (das irische Kosewort für Liebling). Das ist ein besserer Leitstern als das Versprechen, das du gegeben hast!«
    Er hatte Etties weiße Hand zwischen seine kräftigen braunen Hände genommen.
    »Sag, daß du mein bist, und wir werden alles andere gemeinsam durchstehen.«
    »Aber doch nicht hier!«
    »Doch, hier!«
    »O nein, Jack!« Seine Arme waren jetzt um sie geschlungen. »Hier würde es nicht gehen. Könntest du mich nicht woanders hinbringen?«
    Einen Augenblick kämpfte es in McMurdos Gesicht, aber dann wurde es hart wie Granit. »Nein, hier«, sagte er. »Ich halte dich fest und schütze dich gegen die ganze Welt, Ettie, grad hier, wo wir sind!«
    »Warum können wir nicht zusammen fortgehen?«
    »Nein, Ettie, ich kann nicht fortgehen.«
    »Aber warum nicht?«
    »Ich könnte nie wieder aufblicken, wenn ich das Gefühl hätte, irgendwo vertrieben worden zu sein. Und außerdem, was brauchen wir uns zu fürchten? Sind wir nicht freie Menschen in einem freien Lande?
    Wenn du mich liebst und ich dich liebe, wer sollte es dann wagen, uns auseinanderzubringen?«
    »Das weißt du noch nicht, Jack. Du bist erst kurze Zeit hier. Du kennst diesen Baldwin nicht. Und du kennst McGinty und die Scowrer nicht.«
    »Nein, ich kenne sie nicht, aber ich habe keine Angst vor ihnen, und ich glaube nicht an sie«, sagte McMurdo. »Ich habe unter harten Männern gelebt, mein Schatz, und statt daß ich mich fürchtete, kam es so, daß sie sich schließlich vor mir zu fürchten hatten. - Immer war das so, Ettie. Es ist doch verrückt!
    Wenn diese Männer, wie dein Vater sagt, in diesem Tal ein Verbrechen nach dem anderen begangen
    haben und jedermann sie beim Namen kennt, wie kommt es dann, daß sie nicht vor Gericht gebracht
    werden? Kannst du mir das erklären, Ettie?«
    »Weil niemals ein Zeuge gegen sie auftreten würde. Wenn jemand das täte, dann hätte er keinen Monat mehr zu leben. Auch haben sie immer einen von ihren Leuten bei der Hand, der beschwört, daß der
    Angeschuldigte meilenweit vom Tatort entfernt war, als das Verbrechen begangen wurde. Aber Jack, du mußt doch ganz sicherlich von all dem gelesen haben. Ich dachte immer, jede Zeitung in den Vereinigten Staaten schreibt davon.«
    »Nun, es stimmt schon, ich habe einiges über sie gelesen, aber ich habe gedacht, es sei nicht wahr.
    Vielleicht haben diese Männer Gründe dafür, daß sie so etwas tun. Vielleicht hat man ihnen Unrecht getan. Und sie haben keine andere Möglichkeit, als sich selber zu helfen.«
    »Oh, Jack, laß mich dich nicht so reden hören! So redet er - der andere, auch immer!«
    »Baldwin? Er redet auch so?«
    »Und darum ist er mir so zuwider. Oh, Jack, jetzt kann ich dir die Wahrheit sagen. Er ist mir von ganzem Herzen zuwider, aber ich habe auch Angst vor ihm. Ich habe Angst um mich und um meinen Vater. Ich weiß, was für eine große Sorge ich ihm aufladen würde, wenn ich ihm sagte, was ich wirklich empfinde.
    Und darum habe ich ihn mit halben Versprechen hingehalten. Das war in Wirklichkeit unsere einzige Hoffnung. Aber wenn du mit mir fliehen könntest, Jack, dann könnten wir Vater mitnehmen und weit
    entfernt von der Macht böser Menschen leben.«
    Wieder kämpfte es in McMurdos Gesicht, und wieder wurde es zu Granit. »Nichts Böses soll dir
    geschehen, Ettie — und deinem Vater auch nicht. Und wenn wir von bösen Menschen reden, dann wirst du finden, daß ich der Schlimmste von allen bin, wenn wir es richtig betrachten.«
    »Nein, Jack, dir vertraue ich immer.«
    McMurdo lachte bitter. »Guter Gott, wie wenig du

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