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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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komplett verlassen zu haben. Dennoch wurde er nicht müde, auch die hintersten Winkel unter die Lupe zu nehmen.
    Wann immer etwas zwischen den Sträuchern und Bäumen raschelte, schaute er auf. Leider nur, um gleich darauf wieder den Kopf hängen zu lassen.
    Nachdem wir im unteren Teil des Waldes absolut keinen Hinweis fanden, wagten wir uns in die Berge hinauf. Kurz vor Einbruch der Dämmerung wurden wir fündig. Allerdings nicht, wie wir es uns erhofft hatten. Samuel Blakely lag regungslos auf einem tiefer gelegenem Felsvorsprung. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich wagte mich bis zur vorderen Felsplatte und rief mehrfach seinen Namen.
    Keine Reaktion. Holmes verlor die Geduld und kletterte hinab. Ich folgte mit zitternden Knien und begutachtete Blakely.
    Er hatte zahlreiche Abschürfungen im Gesicht, außerdem war sein Kopf auf unnatürliche Art verdreht. Die kalte Haut verriet mir, dass er seit mehreren Stunden tot war.
    „Nun hat der Fluch auch ihn erwischt“, flüsterte ich beim Aufstieg.
    Holmes ignorierte es und suchte die Felsplatte nach Spuren ab. Es gab keine.

    Es war fast vollständig dunkel, als wir nach Thorleywood zurückkehrten. Für eine Bergung der Leiche war es längst zu spät, weswegen wir den Besuch auf der Polizeistation verschoben. Holmes drängte es ohnehin zu einer anderen Adresse: Zur Stadtapotheke.
    Im Geschäft selbst war es längst stockfinster, in der Wohnung darüber flackerte jedoch Kerzenlicht. Auf unser Klopfen öffnete uns ein Mann weit über achtzig mit schneeweißen Haaren, buschigen Augenbrauen und zerfurchtem Gesicht. Er trug einen weinroten Abendmantel, unter dem ein goldener Kettenanhänger durchschimmerte, den er jedoch sofort bedeckte. „Was wollen Sie zu dieser späten Stunde?“
    „Wir sind gekommen, um uns mit Ihnen über Samuel Blakely zu unterhalten.“

    „Mit diesem Mann habe ich nichts zu tun“, betonte er. „Lieber hacke ich mir einen Arm ab, als dass ich einem Blakely helfe.“
    „Und hetzen der Familie stattdessen einen Fluch auf den Hals“, sprudelte es aus mir heraus. Noch immer ließ mir der Anblick der heute Verstorbenen keine Ruhe. „Für eine Nichtigkeit!“ Die Augen des alten Mannes verengten sich zu Schlitzen. Trotzdem schienen sie einen Moment lang zu leuchten. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“
    „Davon, dass Sie eine gesamte Familie auf dem Gewissen haben.
    Samuel Blakely ist heute Abend von einem Fels gestürzt. Ich hoffe, Sie sind zufrieden!“
    „Er ist tot?“ Eine Sekunde lang wirkte er ungläubig. „Dann kehrt hier endlich wieder Ruhe ein. Ich weiß nicht, was der Sippe zugestoßen ist, aber sicherlich war es eine gerechte Strafe. Die Welt wird jedes Mal besser, wenn ein Blakely sie verlässt.“
    „Dann sind Sie heute Abend nicht im Wald gewesen?“, hakte Holmes nach.
    „Ausgeschlossen. Ich war den ganzen Tag in der Apotheke. Meine Angestellten können das bestätigen. Auch für die anderen Todesfälle habe ich ein Alibi, wenn Sie darauf hinauswollen. Ich beschäftige mich lieber mit Kräutern und Pulvern, als mir an einem Blakely die Hände schmutzig zu machen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen möchten. Es war ein anstrengender Arbeitstag.“ Nachdem die Tür knallend ins Schloss gefallen war, stand Holmes einige Momente lang schweigend da. Schließlich klopfte er mir auf die Schulter. „Lassen Sie uns zusehen, dass wir dem Chief Constable Bescheid geben und den nächsten Zug zurück nach London nehmen. Es gibt nichts mehr, was wir hier tun können.“
    „Aber die Todesfälle...“
    „... werden allesamt unaufgeklärt bleiben. Bei keinem davon lassen sich Beweise für einen Mord finden. Nachdem Samuel Blakely und seine gesamte Familie gestorben sind, wird es keine weiteren Toten mehr geben.“
    „Sie meinen, der Fluch ist vorbei?“
    „Wie bereits mehrfach betont, glaube ich nicht an dererlei Unsinn.
    Ich weiß, dass es mehr Dinge gibt, als sich unsere Schulweisheit erträumen lässt, aber ob die Ereignisse in Thorleywood dazu zählen, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich kann Ihnen sagen, dass Hardwicke um den Hals ein okkultes Schmuckstück trug, wie es die keltischen Druiden früher taten. Bei einer Hausdurchsuchung würde man mit Sicherheit die eine oder andere schwarzmagische Schrift finden.
    Dennoch stellen das keine Beweise dar. So unbefriedigend es auch ist, dieser Fall wird im Sande verlaufen.“
    Selten zuvor hatte ich meinen Freund so resigniert wie in diesem Moment gesehen.

    Während der Rückfahrt

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