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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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verfolgte. Andererseits sprachen wir hier natürlich von Sherlock Holmes ...
    „Wieso wollen Sie die Tür öffnen?“, fragte ich müde. Ich hatte fürchterlich geschlafen und nur von blutigen Schweinehälften, grinsenden Teufeln, kreischenden Frauen, riesigen Handschuhen, blutrotem Schnee und blitzenden Schwertern und Äxten geträumt, die zischend aus dem Dunkeln fuhren und nach mir schlugen. Und natürlich einem Morgenstern.
    „Watson, Watson“, tadelte mein Mitbewohner mich sanft und schenkte mir in einer seltenen fürsorglichen Anwandlung eine Tasse Kaffee ein. „Wo sind Sie heute nur mit Ihren Gedanken?“ Er drehte die Zeitung so, dass ich die Schrift lesen konnte, und schob sie in meine Richtung.
    Ich überflog die Schlagzeilen auf einer der mittleren Seiten, wo sich die Redakteure in der Regel so richtig austoben konnten und man es mit der Wahrheit oder der Stichhaltigkeit der Beweise nicht immer so genau nahm.
    Paris: Schon wieder neues Phantom in der Oper?
    Nein, wohl eher nicht.
    Stevenson veröffentlicht neue Schatzkarte.
    Auch das nicht, hoffte ich. Ich fühlte mich an diesem Morgen nicht gerade nach Schatzsuchen und Schiffsreisen.
    Japanischer Frachter versenkt. Kaiserreich beschuldigt die Marine Ihrer Majestät!
    Nichts Neues.
    Irische Rebellen schicken Kobolde in den Kampf gegen England! Erste Tote!
    Das wiederum war etwas Neues, zumal Holmes’ Zeigefinger unauffällig in der Nähe dieses Artikels verharre.
    „Kobolde?“, nuschelte ich in meine Tasse und schlürfte wenig manierlich das Lebenselixier aus Südamerika.
    „Kobolde“, bestätigte Holmes belustigt.
    Mit gerunzelter Stirn überflog ich den Artikel. Der Verfasser berichtete über den Mord an dem stadtbekannten Hehler Eddie Campbell und berief sich auf eine Quelle bei Scotland Yard, die gehört haben wollte, wie Inspektor G. Lestrade und Mr Sherlock Holmes darüber sprachen, dass es sich bei den Mördern um irische Kobolde handelte, die den Mann mit ihren Äxten zerhackt hatten.
    Und – natürlich – einem Morgenstern.
    „Kobolde?“, wiederholte ich wenig überzeugt, nahm noch einen Schluck Kaffee und blickte fragend zu Holmes.
    Erst da bemerkte ich, dass sich der Detektiv längst erhoben hatte, um die Tür zu öffnen.
    Hatte es geklingelt?
    „Kobolde!“, rief Inspektor Lestrade aufgebracht, als er wie ein Rhinozeros in unsere Wohnung stürmte. Der Schnee, den er mit hereintrug, verlor gegen die Wärme des Feuers im Kamin und hinterließ kleine Pfützen auf dem Teppich.
    „Sie haben Ärger bekommen“, sagte Holmes, als er dem Inspektor den Mantel abnahm und achtlos aufs Sofa warf.
    Noch mehr Flecken. Arme Mrs Hudson.
    „Natürlich habe ich das! Aber woher wissen Sie davon?“

    „Mal von Ihrer Stimmung und der hervorgetretenen Ader an Ihrer Schläfe abgesehen, die immer dann zu pochen beginnt, wenn Sie Ärger mit Ihren Vorgesetzten haben ... Ihre Schuhe und Ihr Mantel, Inspektor. Hätten Sie eine Kutsche genommen, wären Ihre Schuhe nicht voller Schnee und Ihr Mantel nicht derart feucht. So aber sind Sie hierher gelaufen – um sich an der frischen Luft abzukühlen, nehme ich an. Also hatten Sie einen Disput mit Ihren Vorgesetzten.“
    „Teufel auch, und wie ich den hatte“, grollte Lestrade und hielt sich erst gar nicht mit der Bewunderung von Holmes’ deduktiven Fähigkeiten auf. „Wer glaubt denn schon an so einen Schwachsinn? Was kommt als Nächstes? Ein Einhorn im St. James’s Park?“ Holmes und ich tauschten einen Blick. „Sie wissen ja, Inspektor“, sagte mein Freund mit ernster Miene. „Wenn man das Unmögliche ...“
    „Hören Sie auf, sich über mich lustig zu machen, Holmes!“ Lestrade funkelte meinen Freund böse an. „Schlimm genug, dass ich bereits heute Morgen erklären musste, weshalb meine Männer solchen Unsinn in die Welt setzen und uns wie die letzten Trottel dastehen lassen.“
    „Nun ja. Genau genommen waren Sie es, der die Kobold-Theorie aufbrachte. Und daran war auch nichts Falsches. Schließlich brauchten wir eine Theorie, die den Einsatz von kleinen Schwertern und Äxten erklärt. Kobolde, die vom militanten irischen Untergrund angeheuert werden, um in London Menschen umzubringen, sind genauso ein Anfang wie beseelte Zinnsoldaten aus Dänemark. Ich wüsste allerdings nicht, was die irischen Revolutionäre vom Tod eines Mannes wie Campbell haben könnten“, schloss Holmes versonnen. „Das bringt sie ihrem eigenen Parlament auch nicht näher. Und es wäre kein Protest nach Mr Parnells

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