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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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kam seine slawische Herkunft noch deutlicher zum Vorschein. „Das ist noch von ... na, wie sagt man ... von die Vorbesitzer, genau. Er war Italiener, so ich weiß. Die Nachbarn sagen, er irgendwann hat die Grillen gehört. Ist verrückt geworden, he? Ich habe den Namen einfach übernommen. Leute meinen, es lustig klingt, wenn ich ihn ausspreche. Gepetto’s! “, schloss er besonders ungelenk und lachte über sein eigenes Unvermögen.

    Holmes lächelte milde. „Stimmt. Der Name ist sehr einprägsam.
    Wir werden ihn uns jedenfalls merken! Mal sehen, wie dem Kleinen die Soldaten gefallen. Vielleicht sehen wir uns in drei Wochen wieder, um die Armee an Weihnachten aufzustocken“, versprach der Detektiv.
    Wir verließen den Laden, schlenderten zu Toby, banden ihn los und suchten uns eine Droschke. Allerdings fuhren wir nicht weit. Schon nach zwei Querstraßen ließ Holmes den Kutscher anhalten, bezahlte ihn für den restlichen Weg zur Pinchin Lane, wo der rundliche Mann Toby bei seinem Herrn abliefern sollte, und stieg vor mir aus der Droschke. Unser Aufbruch auf vier Rädern hatte nur etwaige Verfolger oder neugierige Beobachter täuschen sollen, um unsere kleine Darbietung glaubhaft erscheinen zu lassen.
    „Wir haben unseren Mann“, meinte Holmes zufrieden, als wir der Droschke hinterhersahen, die mit ihrer schlappohrigen Fracht über Schnee und Eis davonrumpelte. „Allein, dass er aus Böhmen stammt – dem Akzent nach würde ich sagen, sogar direkt aus einem der Viertel unterhalb der Prager Burg –, zeigt, dass wir auf der richtigen Fährte sind. Aber auch die Sache mit der Türglocke ist ein Hinweis auf Geheimnisse.“
    „Ja. Eine richtige Feenmelodie“, meinte ich.
    Holmes zog verwundert eine Braue in Richtung Haaransatz, in dem ein paar Schneeflocken hingen, da es zu schneien begonnen hatte.
    „Wenn Sie meinen, dass kein Mensch hinter der dicken, zu allem Überfluss auch noch abgeschlossenen Tür das schwache Läuten dieser Glocke hört, dann haben Sie recht, Watson“, versetzte mein Freund. „Da steckt irgendein Mechanismus dahinter, damit der Alte auch in seinem Keller mitkriegt, wenn jemand den Laden betritt.“
    „Keller? Sie meinen, hinten in seiner Werkstatt, oder?“ Holmes schüttelte den Kopf. „Das Haus ist nicht so groß, Watson.
    Man konnte zwischen dem Spielzeugladen und dem Blumengeschäft bereits den Hinterhof sehen. Und der Verkaufsraum reicht schon sehr weit in die Tiefe. Ich denke, dass die gut verriegelte Tür – haben Sie das Ticken und Klicken des Schließmechanismus bemerkt? – in ein Treppenhaus führt und die Werkstatt unter dem Laden liegt. Das würde auch das Vibrieren des Bodens erklären.“

    „Ich habe nichts bemerkt“, meinte ich.
    „Dachten Sie wirklich, ich könnte meine Schuhe nicht richtig binden und müsste Sie ausgerechnet im Laden unseres Verdächtigen neu schnüren?“
    Ich erinnerte mich an die Szene – und tatsächlich hatte ich mich gewundert, dass Holmes, als der Spielzeugmacher und ich schon auf dem Weg zum Tresen waren, zurückgeblieben war, um seinen Schuh neu zu binden.
    „Was machen wir nun?“
    „Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – aber ich für meinen Teil wüsste gerne, was genau unser Mann im Keller hat.“ Die voranschreitende Dunkelheit zwischen den in dieser Gegend bestenfalls spärlich verteilten Laternen verbarg uns, als wir im Eingang einer Gasse standen und den Spielzeugladen beobachteten.
    Schneeflocken wirbelten wie Irrlichter vor unseren Nasen herum. Es dauerte nicht lange, bis der Alte zur Tür rauskam, seinen Laden abschloss und mit tief ins Gesicht gezogenem Hut um eine Hausecke verschwand – wahrscheinlich lockte ihn sein Abendessen oder ein würziger Glühwein in einem Pub.
    Das Eis knirschte hungrig unter unseren Sohlen, als wir wie diebische Füchse auf den Stall mit den tickenden Hühnern zuschlichen.
    Holmes hielt sich an diesem Abend erst gar nicht mit Dietrich, Blechscheibe oder Messer auf. Ein kurzer Blick in alle Richtungen, ob sich jemand in unmittelbarer Nähe in der Kälte und dem stärker werdenden Schneegestöber herumtrieb – dann setzte mein Freund zu einem beherzten Sprungtritt aus der Drehung an. Die Tür schlug hoffnungslos verloren nach innen. „Hat mir ein Mönch beigebracht“, erklärte Holmes zwanglos und trat in die nach Lack und Holz riechende Düsternis des Ladens. Ich zückte meine altbewährte Webley und deckte Holmes’ Vordringen. Das feenhafte Glockenspiel über der Tür klimperte leise.

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