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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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sich behäbig an der Wand drehte. Plötzlich war mir auch klar, wieso die großen Zahnräder des Uhrwerks von Big Ben für die kleinen Brüder des schlafenden Riesengolems so interessant waren.
    „Beängstigend“, flüsterte ich.
    „Faszinierend“, murmelte Holmes.
    Diese Katalogisierung des Gesehenen kam mir irgendwie seltsam vertraut vor. Der Detektiv schwebte sogleich dann auch förmlich in die Höhle und sah sich so neugierig und begeistert um, wie ein Kind das über uns im Spielzeugladen getan hätte.
    Ich blieb dagegen vorerst unschlüssig auf der Treppe stehen und musterte weiter die zyklopische Figur in der Mitte der Höhlenwerkstatt.
    Hätte so der Golem in Prag ausgesehen, wenn die Rabbiner nicht nur Ton zur Verfügung gehabt hätten, sondern poliertes Holz und vor allem Spannfedern aus Eisen und Kupfer sowie Zahnräder aus Messing?
    Ich konnte mich an der riesenhaften Gestalt, die wie ein stummer Wächter über den Werkbänken und den Gnomen aufragte, einfach nicht sattsehen.
    Mein Starren fand ein jähes Ende, als ich einen harten Hieb in den Nacken bekam und nach vorn geschleudert wurde, wo ich benommen auf dem festgetrampelten, kalten Lehmboden liegen blieb.
    Ein lautes Klicken ertönte hinter mir.
    „Meine Soldaten Ihnen nicht gefallen, Gentlemen?“, fragte der alte Spielzeugmacher eisig und senkte ein eigenartig aussehendes Gewehr mit langem Lauf, sodass es genau auf meinen Körper zielte. „Sie hätten umtauschen können.“

    Holmes und ich hatten einige Erfahrung mit Luftgewehren – die Waffe des Alten auf der Treppe spottete dennoch jeder Beschreibung und erinnerte eher an eine umgebaute Steinschlosswaffe, gespickt mit Spielereien aus der Zukunft, wie Nemo sie gesehen haben mochte.
    „Sie nächstes Mal besser die Tür wieder von innen schließen, meine Herren.“ Damit wandte sich der alte Spielzeugmacher an seine Aufziehkrieger und rief etwas in seiner Muttersprache.
    Holmes, der abwartend zwischen den Werkbänken stand und besorgt zu mir und dem Alten mit der Flinte herübersah, musste diesmal nicht für mich übersetzen.
    Das schnelle, aggressive Ticken aus den Leibern der rasselnd zum Leben erwachenden Zahnradgnomen verriet mir auch so, was die Worte für uns bedeuteten.

    Die gesichtslosen Gnomen teilten sich auf und stellten sich je in einem Kreis um mich und Holmes auf. Ihre Waffen reckten sie mit einer unmissverständlichen Botschaft in unsere Richtung.
    Der Koloss mit dem offenen Brustkasten bewegte sich bis jetzt zum Glück noch nicht. Nicht, dass es für den Augenblick einen großen Unterschied gemacht hätte.
    „Wollen Sie erzählen, was Sie hier unten suchen?“, fragte der greise Bastler, das Gewehr immer noch auf mein Herz gerichtet. „Sie nicht aussehen wie gemeine Diebe, trotz allem.“
    „Wieso sagen Sie uns nicht einfach, was das hier soll?“, murmelte ich finster. „Wieso die Morde? Wieso diese bizarre Uhrwerk-Armee ?
    Was treiben Sie hier unten? “
    Der Spielzeugmacher lächelte versonnen. Das Gewehr blieb aber an seinem Platz. „Ich folge nur den Befehlen der Zahnräder“, erklärte der Alte mit aller Vernunft. „Menschen mich verschmähen, also Zahnräder meiner annehmen. Leute wie Sie haben mich getreten wie eine Hund und vertrieben. Erst aus Prag, dann aus Moskau, danach aus Kaiserreich und am Ende auch wieder aus niederländisches Königreich. Ignoranten. Zu brutal , sie sagten, und verbrannten wunderbare Glockenspiele von mir in Feuer auf Marktplatz.“ Ich blickte auf die im Laternenschein blitzenden Äxte und Schwerter in den Holzfäusten meiner Bewacher und konnte mir in etwa vorstellen, wie die Glockenspiele dieses Wahnsinnigen ausgesehen haben mussten.
    „Doch als meine Verzweiflung am meisten, sie sprechen auf einmal zu mir und rufen meinen Name“, fuhr der Alte sachlich fort.

    „Jede Uhr, jede Spielzeug und jede Maschine sprechen auf einmal mit Karel. Damals ich stand bereits auf Pier in Rotterdam und dachte, mich einfach in Wasser zu stürzen. Da ich höre Ruf. Hinter See, so die Zahnräder mir zuflüstern, liegt Inselkönigreich mit viel Fortschritt, wo große Zahnräder und herrliche Maschinen warten auf ihr Befreiung. Darum ich komme her. Und was ich sehen? Menschen haben all die prächtige Zahnräder versklavt! Sogar Brücken bewegen sie mit ihnen, nur damit sie mit ihren dummen Schiffen können fahren darunter hinweg. Aber Zahnräder, das sollen sein Kunst! Spielzeug, um Kinderherz zu erfreuen, und Kunst in Uhrwerk und

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