Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
Holmes rauschte bereits auf den Tresen zu, um sich der Tür hinter diesem zu widmen. „Das ist unsere Büchse der Pandora, die wir knacken müssen. Behalten Sie die Straße im Auge.“ Es dauerte eine Weile, und diesmal kamen auch Dietrich und Schweizer Offiziersmesser zum Einsatz – doch schließlich hörte ich es klicken und kratzen. Als ich mich daraufhin halb umdrehte, hielt mir Holmes die Tür auf. Auf der Innenseite der schlichten Tür war eine Reihe kompliziert aussehender Metallschlösser angebracht. „Ich kenne Banktresore, die schlechter gesichert sind“, bemerkte mein Freund anerkennend und machte eine halb einladende, halb auffordernde Geste ins Dunkel. „Wollen wir?“

    Die wackelige Holztreppe, die auf erschreckend dürren Pfeilern mehrere Yards in die Tiefe führte, ächzte bedenklich unter unser beider Gewicht. Wir kamen dennoch wohlbehalten unten an und entzündeten eine Handvoll Laternen, die an Seilzügen in Kopfhöhe gefährlich tief über der letzten Stufe baumelten und sich mit einem kräftigen Ruck an den Tauen in die Höhe ziehen ließen.
    Das Licht breitete sich mit gebührender Vorsicht aus. Ich erinnerte mich an den verschneiten Hinterhof, in dem die Leiche von Campbell im blutigen Schneematsch gelegen hatte. Wahrscheinlich war es passend, dass diese Episode im Laternenschein begonnen hatte und nun wohl auch darin enden würde.
    Holmes deutete auf eine weitere Seilzug-Installation neben der, mit der wir die Laternen in die Höhe gezogen hatten. Dieses Seil führte via Ösen am Treppengeländer entlang nach oben – und Holmes’
    selbstgefälligem Gesichtsausdruck nach zu urteilen von dort wohl direkt zum feenhaften Glockenspiel über der Ladentür.
    Ich ignorierte Holmes’ Schmunzeln und sah mich neugierig um, da sich das Licht weiter ausbreitete.
    Im unsteten Schein der leicht hin- und herschaukelnden Laternen offenbarte sich zunächst, worauf die lange Treppe bereits hatte schließen lassen: Das Kellergewölbe war gut und gerne vier bis fünf Mal so groß wie der Laden darüber. Im hinteren Teil der Höhle, die ihren unebenen Felswänden nach natürlichen Ursprungs sein musste, drehte sich ein riesiges Wasserrad in einem trüben, eisfreien Kanal. Das große Schaufelrad war der Antrieb einer Reihe von kleineren Zahnrädern, die sich auf dicken Metallstangen wenige Zoll vor der Felswand wie gemütlich rotierende Galerie-Bilder drehten und die Energie des Mühlrads umwandelten oder weitertransportierten – zweifelsohne der Grund für das Vibrieren, das Holmes gespürt hatte. Mithilfe des Schaufelrads und seiner Geschwister – Stirnräder, Kegelräder, Kronräder, Spindelräder und Schneckengetriebe in jeder Größenvariante – wurden allerhand Gerätschaften und Apparaturen in der unterirdischen Werkstatt bewegt, deren Sinn sich mir nicht immer auf Anhieb erschloss.
    Zwischen zwei Gängen aus zusammengeschobenen Arbeitstischen standen mindestens drei Dutzend kleine Uhrwerkkrieger. Wie eine stumme Drohung starrten sie aus augenlosen Gesichtern ins Leere – insofern das möglich war – und rührten sich nicht. Man hörte auch kein Ticken.
    Von der übrigen Ausstattung her – mit all den großen Werkbänken und Tischen, den Kesseln, Öfen, Rohren und Seil- und Flaschenzügen – hatte die Werkstatt viel mit dem von Shelley beschriebenen Laboratorium in Ingolstadt gemein. Erst vor Kurzem hatte ich eine amerikanische Buchausgabe mit den Stichen eines großartigen Künstlers aus Baltimore erstanden, die sich mir tief ins Gedächtnis eingebrannt hatten und nun wie von selbst vor mein inneres Auge sprangen, um diesen wenig beruhigenden Vergleich im Halbdunkel anzubieten. Außerdem hatte auch diese Höhle unter London ihr Monster, das alle Aufmerksamkeit auf sich zog, sobald man es einmal erspäht hatte.
    Weder die Gnomen noch die stetig mahlenden und klickenden Zahnräder um sie herum konnten meine Aufmerksamkeit länger auf sich ziehen.
    Dieses Monster war ein wahrer Gigant aus Holz und Metall. Allein durch seine Größe – drei Mal so hoch und gut vier Mal so breit wie ein Mensch – zog der mechanische Gigant alle Aufmerksamkeit auf sich. War sein Rumpf ein kolossales Weinfass? Und wie viele Scharniere, Gelenke, Zahnräder, Federn und anderen Teile das waren! Im massigen Brustkasten des Kolosses gähnte allerdings ein großes Loch. Von meinem Blickwinkel auf der letzten Stufe der Treppe sah ich durch dieses Loch ein golden schimmerndes Zahnrad am anderen Ende der Höhle, das

Weitere Kostenlose Bücher