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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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zwischen den Felsen. Stets war sie verschwunden. Nur einmal vermeinte ich ein schwarzes Tuch am Ufer flattern zu sehen, doch das mag eine Täuschung gewesen sein.

    So gesund, wie ich mich auch fühlen mochte – ein beunruhigendes Krankheitssymptom schien sich noch nicht gelegt zu haben.
    Selbst weit draußen auf dem offenen Meer, wo die Uferlinie gerade noch eben zu erkennen war, vermeinte ich, Holmes’ Stimme meinen Namen rufen zu hören. Wenn ich mich dann umblickte, waren da weit und breit nichts und niemand. Ich beschloss, meinem Freund nichts davon zu erzählen. Wer weiß, welche Foltern er sich zu meiner Ertüchtigung ausdenken würde. Womöglich würde er mir gar Dauerläufe verordnen! Und das mir, dem jegliche Art von Sport zutiefst verhasst ist. Außerdem hörte ich diese Rufe nur zwei oder drei Mal. Immer beim Angeln. Vielleicht, hoffte ich, würden sich ja die Halluzinationen – oder was immer es sein mochte – von selbst wieder legen.
    Dann überraschte mich noch eine weitere Lautwahrnehmung. Erst glaubte ich, Vogelgezwitscher zu hören, doch ein Blick gen Himmel belehrte mich eines Besseren. Über mir leuchtete nichts als das endlose, von keinem Wölkchen getrübte Blau des Himmelsgewölbes.
    Gleich darauf ertönte das Geräusch wieder. Und noch einmal. Aber stets mit Variationen. Manchmal war es mehr ein Pfeifen als ein Zwitschern, manchmal klang es auch wie eine Sirene, aber nie konnte ich erkennen, woher es kam. Schließlich wurde es mir zu bunt.
    „Hallo!“, rief ich.
    „Hallo!“, antwortete mir die Karikatur meiner Stimme. Dann löste sich das Rätsel von allein. Neben meinem Boot begann eine Blasenspur zu sprudeln. Im ersten Augenblick befürchtete ich, jetzt würde gleich ein Seeungeheuer auftauchen und mich noch vor dem Mittagessen verspeisen. Was dann aber dicht neben dem Boot aus den Wellen hoch in die Luft schoss und nach einem eleganten Sprung wieder ins Wasser eintauchte, war nichts anderes als ein Delphin. Das aufspritzende Wasser durchnässte mich mit einem Schlag bis auf die Haut. Fast schien es mir, das Tier habe mich absichtlich necken wollen, denn es kam wieder an die Oberfläche, schaute zu mir hoch, zwitscherte etwas und schien dabei die ganze Zeit zu grinsen. Ob Delphine Humor haben? Wenn ja, dann einen ziemlich gehässigen!
    „Ja, ja, lach du nur“, schimpfte ich in gespieltem Zorn.
    „Hallo“, rief der Delphin, erneut meine Stimme imitierend.

    „Hallo“, gab ich zurück, und er antwortete wieder wie ein Echo.
    Weil nichts die Freundschaft mehr festigt als Essen, opferte ich eine meiner gefangenen Goldbrassen. Damit war der Pakt besiegelt. Ich hatte einen neuen Freund gefunden – oder eine neue Freundin, wer konnte das so genau wissen? Geschickt fing das Tier den Fisch mit dem gezähnten Maul auf – weg war er!
    „Vielfraß!“, rief ich mit mildem Spott, als sich das Maul erneut bettelnd aus dem Wasser schob. Der Delphin legte den Kopf auf die Reling, und ich begann, ihn wohlwollend zu kratzen, was er sich mit sichtlichem Wohlgefühl gefallen ließ. Dann schob ich ihm noch eine weitere Goldbrasse zwischen die Zähne und tätschelte seinen Kopf.
    „Mehr gibt’s nicht!“
    Anscheinend bestimmt der Ton wirklich die Musik, denn das Tier schien zu verstehen.
    Mit einem weiteren „Hallo“ verabschiedete es sich. Im Nu war seine Rückenflosse aus meinem Gesichtsfeld verschwunden.
    Im Geiste taufte ich den Delphin „Delphile“, eine Zusammensetzung aus dem Wort Delphin und dem griechischen Wort phile , Freund. Heiteren Gemüts über die Begegnung mit „Delphile“, die mir wieder einmal die Schönheit von Gottes wunderbarer Schöpfung vor Augen geführt hatte, ruderte ich heim. Ich glaube, ich lächelte beim Anlegen immer noch. Ausführlich berichtete ich Holmes meine Erlebnisse. Nur beiläufig tat ich auch der Einäugigen Erwähnung.
    Holmes gab keinen Kommentar zu meinen Schilderungen ab. Vielleicht interessierten sie ihn nicht.
    An jedem der folgenden Tage besuchte mich Delphile wieder. Mit Ausnahme des einen Tages, als mein Fangkorb ausnahmsweise leer blieb, bekam er immer seinen Fisch von mir. Allmählich lernte ich, dass Delphine das Gekratztwerden lieben, obwohl sich dabei dicke Hautfetzen lösen, und ich sprach freundlich mit dem Tier. Nach drei Tagen beherrschte es völlig korrekt drei menschliche Worte. Es begrüßte mich mit „Hallo“, rief „Fisch“, wenn es einen solchen von mir einforderte, und verabschiedete sich mit „bye-bye“. Nur seinen

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