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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Bedienstete Englisch, Mr Holmes?“
    „Sie lernt es seit einer Woche. Wenn wir schnell sprechen, wird sie so gut wie nichts verstehen. Oder wir bedienen uns des Französischen.“
    Haige nickte befriedigt. „Ich bevorzuge Englisch vor jeder anderen Sprache der Welt. Also, die Triumphant ist hier im Ionischen Meer stationiert, wegen der Großen Idee der Griechen. Seit Erlangung ihrer Unabhängigkeit streben sie die Errichtung eines neuen griechischen Großreiches an, da muss England Flagge zeigen. Die Untertanen Ihrer Majestät zu schützen. All das. Ab und an gibt es einmal kleinere Scharmützel mit Mittelmeerpiraten, aus denen wir bisher immer siegreich hervorgingen.
    Wir operieren offiziell nur in internationalen Gewässern und liegen nachts meist auf See vor Anker. Das ist sicherer wegen der zahllosen Riffe und Untiefen. Da ich unter Schlaflosigkeit leide, übernehme ich des Öfteren selbst eine Wache. So auch vor einer Woche. Es war Vollmond und Mitternacht, die See lag spiegelblank. Nicht ein Lüftchen regte sich. Es war sehr hell, denn das Meer reflektierte das Mondlicht hundertfach.
    Und plötzlich sehe ich drei Fuß von der Reling entfernt, genau in Höhe der Decksplanken, eine menschliche Gestalt schweben. Ihr Aussehen ließ mir buchstäblich die Haare zu Berge stehen. Ich will schon Alarm geben, dann überlege ich es mir anders und schaue erst einmal genauer hin, weil ... von der Gestalt ging keine Gefahr mehr aus. Es war nämlich ein Toter. Ein nackter, toter Mann, mit auf den Rücken gefesselten Händen. Mit einem Strick um den Hals. Die Augen waren weit aufgerissen, und die Zunge hing aus dem Mund.“
    „Wie konnte er aber schweben?“, fragte Holmes dazwischen.
    „Das war ja das Groteske! Er hing an einem prall gefüllten Mehlsack. Hing mausetot daran und schwebte an mir vorüber. Aus Richtung Bug kommend hinunter zum Heck. Dabei drehte er sich langsam einmal um seine eigene Achse. Deshalb war gut zu erkennen, wie sorgfältig Hände und Füße mit einem dicken Reep gefesselt worden waren. Der Henkersknoten war ein ordentlicher englischer Knoten mit einer hohen Zahl von Rundtörns. Mindestens neun Wicklungen.
    Kein gewöhnlicher dreifacher Überhandknoten, der zwar denselben Zweck erfüllt wie der englische Knoten, aber nicht mit derselben Präzision zum Tode führt. Mir als Seemann ...“

    Holmes’ unwillige Kopfbewegung ließ ihn umgehend zum eigentlichen Thema zurückfinden. Niemand kannte sich besser mit Knoten jedweder Art aus als Sherlock Holmes.
    „Wie gesagt, der Tote war völlig nackt … und bemalt. Jemand hatte ihm mit schwarzer Farbe einen dicken Balken über den Mund gezogen. Zwei weitere schwarze Balken senkrecht dazu, durch jedes Auge einen. Und seine Haut war übersäht mit schwarzen Handabdrücken.“
    Er zeigte gestisch, wie diese Abdrücke wohl entstanden waren.
    „Auch oben auf dem Kopf waren Handabdrücke. Der Tote war nämlich völlig kahl. Fast wie ein Fisch. Sogar dort, wo Männer gemeinhin sehr stark behaart sind, wenn Sie verstehen. Über diese Stelle hatte ebenfalls jemand einen schwarzen Balken gemalt.
    Tausend Gedanken gleichzeitig schossen mir durch den Kopf. Sollte ich den Sack mit der Pistole durchlöchern, den Toten zum Absturz bringen und dann bergen lassen? Aber was, wenn ich mir das Ganze nur eingebildet hätte? Und wenn die durch meinen Schuss alarmierte Besatzung dann nirgendwo eine Leiche gefunden hätte? Ich traute meinem Verstand nicht mehr. Ich war ratlos. Also ließ ich die Pistole stecken und sah dem Toten zu, wie er gespenstisch langsam in die mondhelle Nacht hinausschwebte und verschwand.“
    „War es ein Weißer?“, wollte Holmes wissen.
    „Zumindest kein Afrikaner oder Inder. Auch kein Asiate. Bestimmt kein Nordeuropäer. Eher ein Grieche oder Türke. Vielleicht auch wieder nicht. Seine Kopfform war irgendwie seltsam. Unbestimmt.
    Verzogen. Ich weiß nicht. Ach ja, einen leichten Buckel hatte er.“
    „Und was war das für ein Sack, an dem er hing? Ein großer Sack?“
    „Nein, nein, kein großer. Mehr wie ein Sofakissen. Warum?“
    „Nun, weil ein Ballon, der das Gewicht eines Menschen heben kann, sehr groß sein müsste. Gehen wir einmal von einem Gasballon aus. Grob gesprochen kann ein Kubikmeter Helium knapp ein Kilogramm Fracht heben. Nehmen wir weiter einmal an, der Tote habe siebzig Kilo gewogen, dann hätte der Ballon ein Volumen von mehr als siebzig Kubikmetern haben müssen, besser wären natürlich mehr, aber gut. Die Formel für

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