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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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können, was ich sage.«
    »Muß das sein, Sir Robert? Wissen Sie eigentlich, was Sie tun?« rief die Frau.
    »Was mich anbetrifft, so lehne ich jegliche Verantwortung ab«, sagte der Mann.
    Sir Robert sah ihn ärgerlich an. »Ich werde alle Verantwortung übernehmen«, sagte er. »Nun, Mr. Holmes, hören Sie sich die schlichte Wahrheit an.
    »Sie sind tief in meine Angelegenheiten eingedrungen, oder ich hätte Sie nicht dort gefunden, wo ich Sie gefunden habe. Daher wissen Sie vielleicht, daß ich ein bisher unbekanntes Pferd auf dem Derby laufen lasse und daß alles von seinem Erfolg abhängt. Wenn ich gewinne, wird alles einfach sein. Wenn ich verliere - ich wage nicht, daran zu denken! -«
    »Ich verstehe Ihre Lage«, sagte Holmes.
    »Ich bin in allem von meiner Schwester, Lady Beatrice abhän- gig. Aber jeder weiß, daß sie nur für die eigene Lebenszeit ein Recht auf dieses Gut hat. Ich selber bin tief verschuldet. Ich habe immer gewußt, daß beim Tod meiner Schwester meine Gläubi- ger über mich herfallen würden wie eine Schar von Geiern. Alles würden sie greifen, meine Ställe, meine Pferde, alles einfach. Nun, Mr. Holmes, meine Schwester ist gestorben - heute vor einer Woche. «
    »Und Sie haben niemanden benachrichtigt?«
    »Was sollte ich tun? Ich stand dem absoluten Ruin gegenüber. Wenn ich die Sache drei Wochen lang verschweigen konnte, würde alles in Ordnung gehen. Der Ehemann ihrer Zofe -
    dieser Mann hier- ist Schauspieler. So ist es uns in den Sinn gekommen - so ist es mir in den Sinn gekommen -, daß er für eine kurze Weile meine Schwester imitieren sollte. Es handelte sich bloß darum, täglich in der Kutsche eine Weile spazieren zu fahren. Niemand außer ihrem Mädchen brauchte die Räume zu betre-ten. Das Arrangement war einfach zu bewerkstelligen.
    Meine Schwester ist an der Wassersucht gestorben, an der sie schon lange gelitten hat.«
    »Das wird der Untersuchungsrichter entscheiden müssen.«
    »Ihr Arzt wird bestätigen, daß sie seit Monaten solche Symptome hatte, daß er das baldige Ende vorausgesehen hat.«
    »Nun, und was haben Sie getan?«
    »Die Leiche konnte ja nicht hierbleiben. So haben Norlett und ich sie in der ersten Nacht hinunter zum Brunnenhaus gebracht, das nicht mehr benutzt wird. Ihr Lieblingsspaniel folgte uns indessen und bellte und klagte ständig vor der Tür. So hatte ich das Gefühl, daß wir sie an einen sicheren Ort bringen mußten. Ich habe den Spaniel weggegeben und danach haben wir sie in die Krypta der alten Kapelle gebracht. Es war nichts Schändli-ches dabei, Mr. Holmes, ich habe der Toten kein Unrecht getan. «
    »Trotzdem scheint mir Ihre Handlungsweise unentschuldbar zu sein, Sir Robert.«
    Der Baron schüttelte ungeduldig seinen Kopf. »Sie haben es
    leicht, zu predigen«, sagte er. »Vielleicht würden Sie nicht so streng urteilen, wenn Sie sich einmal in meine Lage versetzen könnten. Man kann doch nicht zusehen, wie alle Hoffnungen in einem einzigen Augenblick zunichte werden und nichts tun, um nicht noch etwas davon zu retten. Es schien mir, als wäre es kein unwürdiger Ruheplatz, wenn wir sie für eine Weile in einen Sarg eines der Vorfahren ihres Gatten legten. Es handelt sich ja immer noch um einen geweihten Ort. Wir haben einen der Särge geöffnet, die Reste herausgeräumt und dann haben wir sie hineingelegt, wie Sie es gesehen haben. Was die Überbleibsel aus dem Sarg anbelangten, so konnten wir sie ja nicht in der Ecke der Krypta liegen lassen. Norlett und ich haben sie in der Nacht in unserer Zentralheizung verbrannt. Das ist meine Geschichte, Mr. Ho lmes, aber ich muß sagen, wie Sie überhaupt dahintergekommen sind, ist mehr, als ich erraten kann.«
    Holmes saß eine Weile in Gedanken verloren da.
    »Es gibt nur einen schwachen Punkt in ihrer Geschichte, Sir Robert«, sagte er schließlich.
    »Ihre Wetten auf das Rennen und damit Ihre Zukunftshoffnungen wären doch gerettet, selbst wenn die Gläubiger Ihnen das Gut wegnehmen.«
    »Die Pferde sind Teil des Gutes. Was kümmern die Gläubiger sich um meine Wetten? Sie würden ihn vermutlich überhaupt nicht rennen lassen. Mein Hauptgläubiger ist zu meinem Leid-wesen mein erbittertster Feind, ein fürchterlicher Kerl, den ich leider auf der Newmarket Heath mit der Peitsche verprügeln mußte. Glauben Sie vielleicht, daß der versucht, mich zu retten?«
    »Nun, Sir Robert«, sagte Holmes und erhob sich. »Die Sache muß natürlich der Polizei übergeben werden. Es war meine Pflicht, die

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