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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Terrors. Innerhalb der nächsten Stunde befand ich mich wieder in der Baker Street.
    Holmes saß in seinem Lieblingssessel, blaß und erschöpft. Abgesehen von den Verletzungen, waren sogar seine eisernen Nerven durch die Ereignisse des Abends erschüttert. Mit Entsetzen hörte er sich den Bericht von der Veränderung des Barons an.
    »Der Lohn der Sünde, Watson - der Lohn der Sünde!« sagte er. »Früher oder später kommt es immer. Gott weiß, Sünde hatte er genug auf sich geladen«, fügte er hinzu und nahm den braunen Band vom Tisch auf. »Hier ist das Buch, von dem die Frau gesprochen hat. Wenn das die Heirat nicht verhindern kann, dann wird nichts das Wunder vollbringen. Aber es wird es bewirken, Watson. Es muß es bewirken. Keine Frau, die auch nur ein bißchen Selbstrespekt hat, wird das hinnehmen!«
    »Tagebuch seiner Liebe?«
    »Tagebuch seiner Lust! Nennen Sie es, wie Sie wollen. In dem Augenblick, als die Frau davon sprach, war mir klar, welch enorme Waffe es wäre, wenn wir es nur in die Hand bekommen könnten. Damals habe ich meine Gedanken nicht verraten. Aber ich habe drüber gebrü-
    tet. Dann gab sein Übergriff auf mich mir eine Chance, den Baron wissen zu lassen, daß er sich vor mir nicht mehr in acht nehmen mußte. Das war gut so. Ich hätte gerne ein wenig länger gewartet, aber die Amerikareise zwang mich zum Handeln. Niemals hätte er ein so kom-promittierendes Dokument zurückgelassen. Darum hatte ich sofort zu handeln. Einbruch in der Nacht war unmöglich. Da hatte er Vorkehrungen getroffen. Aber es gab eine Möglichkeit am Abend, wenn ich nur sicher sein konnte, daß er anderweitig beschäftigt war. Und da muß-
    ten Sie mit Ihrem blauen Tellerchen aushelfen. Aber ich mußte sicher sein, wo sich das Buch befand. Und ich hatte nur ein paar Minuten Zeit, zu handeln. Meine Zeit war so begrenzt wie Ihr Wissen über chinesisches Porzellan. Daher habe ich mich im letzten Auge nblick entschlossen, das Mädchen mitzunehmen. Wie konnte ich denn ahnen, was das kleine Päckchen enthielt, das sie so sorgfältig unter ihrem Umhang verbarg. Ich habe gedacht, sie wäre mitge-kommen, um mir zu helfen, aber sie hatte noch eine Kleinigkeit selber zu erledigen. «
    »Er hat geahnt, daß ich von Ihnen kam.«
    »Das habe ich befürchtet. Sie haben ihn gerade lange genug aufgehalten, daß ich an das Buch herankonnte, aber nicht lange genug, um ungesehen zu verschwinden. Ah, Sir James, ich bin froh, daß sie gekommen sind. «
    Holmes hatte sich mit unserem höflichen Freund verabredet. Dieser hörte sich mit tiefstem Interesse Holmes Bericht von den Geschehnissen an.
    »Sie haben Wunder vollbracht - Wunder!« rief er, als Holmes schwieg. »Aber wenn diese Verletzungen so schrecklich sind, wie Dr. Watson sie beschreibt, dann haben wir sicherlich unser Ziel, die Hochzeit zu verhindern, schon erreicht, ohne dieses schreckliche Buch benutzen zu müssen.«
    Holmes schüttelte seinen Kopf.
    »Frauen wie die vom Typ de Merville handeln anders. Als verstümmelter Märtyrer würde sie ihn nur noch mehr lieben.
    Nein, nein, es ist die moralische Seite, nicht die physische, die wir zerstören müssen. Das Buch wird sie zurück auf die Erde bringen. Wenn es das Buch nicht schafft, dann wird nic hts in der Welt es schaffen. Es ist seine eigene Schrift, es führt für sie kein Weg drum herum. «
    Sir James nahm sowohl das Buch als auch das kostbare Tellerchen mit. Da ich auch längst hätte heimgehen sollen, begleitete ich ihn auf die Straße herunter. Eine Kutsche wartete auf ihn. Er sprang eilig auf, gab dem uniformierten Kutscher eine rasche Anweisung, der schnell anfuhr. Sein Mantel hing halb zum Fenster heraus, um das schöne Wappen zu verdecken, das auf der Außenseite angebracht war. Ich hatte es jedoch längst im Licht unserer Haustür entdeckt. Ich hielt vor Überraschung den Atem an. Dann kehrte ich um und stieg wieder die Treppen zu Holmes empor.
    »Ich habe es herausgefunden, wer unser Klient ist«, rief ich und platzte mit der brandneuen Neuigkeit heraus. »Stellen Sie sich vor, Holmes, es ist...«
    »Es ist ein loyaler Freund und ein ritterlicher Herr«, sagte Holmes und hob beschwörend die Hand hoch. »Das soll jetzt und für immer genug für uns ein. «
    Ich weiß nicht, wie das inkriminierende Buch benutzt worden ist. Vielleicht hat Sir James es getan. Möglicherweise hat man aber mit etwas so Delikatem den Vater der jungen Dame betraut. Seine Wirkung konnte jedenfalls nicht besser ausfallen. Drei Tage

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