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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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beantworten, die auf eine so beleidigende Weise gestellt werden. «
    Er sah mich gerade an. Alles Schmachtende war aus seinen Augen verschwunden. Sie starrten mich plötzlich voller Haß an. Die Zähne glitzerten zwischen seinen grausamen Lippen.
    »Was für ein Spiel wird gespielt? Sie sind als Spion gekommen. Sie sind von Holmes herge-schickt worden. Dies ist ein Trick, den Sie mit mir zu spielen versuchen. Ich habe gehört, daß der Kerl im Sterben liegt, und so schickt er seine Untergebenen, mich zu beobachten. Sie sind hier eingedrungen, ohne daß Sie eingeladen worden sind, und ich schwöre bei Gott, daß Sie hier leichter hereingekommen sind, als sie herauskommen dürften.«
    Er war aufgesprungen und ich sprang zurück und hielt mich für den Angriff bereit, denn der Mann war vor Wut außer sich. Sicherlich hatte er mir von Anfang an mißtraut, aber dieses Kreuzverhör hatte ihm die volle Wahrheit offenbart. Aber wie hatte ich es überhaupt wagen können, ihn hinters Licht zu führen? Er griff mit seiner Hand in seine Seitenschublade und wühlte wild darin herum. Dann schien er etwas wahrzunehmen, denn er stand plötzlich auf und horchte intensiv.
    »Ah«, rief er, »ah!« und schoß in den Raum hinter sich. Zwei Schritte brachten auch mich zu der offenen Tür, und ich werde immer ein klares Bild von dieser Szene in Erinnerung beha lten. Das Fenster, das hinaus in den Garten führte, stand weit offen.
    Neben ihm stand, wie ein schrecklicher Geist, den Kopf mit blutige Bandagen verbunden, das Gesicht überanstrengt und weiß, Sherlock Holmes. Im nächsten Augenblick war er fort und ich hörte, wie ein Körper durch die Lorbeerbüsche krachte. Mit einem Wutgeheul raste der Herr des Hauses durch das offene Fenster hinter ihm her.
    Und dann! Es war in einem Augenblick geschehen und ich sah es trotzdem ganz klar. Ein Arm, der Arm einer Frau, kam aus den Blättern herausgeschossen. Im gleichen Augenblick stieß der Baron einen furchtbaren Schrei aus - ein Schrei, ein Geheul, das ich bis ans Ende meiner Tage nicht vergessen werde. Er klatschte beide Hände vor das Gesicht, raste im Zimmer herum und schlug mit seinem Kopf gegen die Wand. Dann fiel er auf den Boden, rollend und zuckend, während seine Schreie durch das Haus hallten.
    »Wasser, um Gottes willen Wasser!« schrie er. Ich packte eine Karaffe, die auf einem Seitentisch stand, und eilte ihm zur Hilfe. Im gleichen Augenblick waren der Butler und mehrere Diener zur Stelle. Ich erinnere mich, daß einer von ihnen ohnmächtig wurde. Ich kniete neben dem Verletzten und drehte sein furchtbares Gesicht dem Licht der Lampe zu. Das Vitriol fraß überall und tropfte von Ohren und Kinn herunter. Ein Auge war inzwischen weiß geworden, das andere rot und entzündet. Die Züge, die ich noch vor ein paar Minuten bewundert hatte, waren nun wie ein wunderschönes Gemälde, über das ein Künstler einen nassen, mit chemi-schen Substanzen versehenen Schwamm gerieben hatte. Sie waren verschleiert, verfärbt, unmenschlich, schrecklich.
    In ein paar Worten habe ich versucht, genau zu beschreiben, was geschehen ist, so weit es das Vitriol betraf. Ein paar der Leute waren durchs Fenster geklettert, andere durch die Tür hinaus auf den Rasen gerannt, aber es war dunkel und Regen hatte eingesetzt. Zwischen seinen Schreien tobte das Opfer gegen seinen Angreifer. »Es war diese Höllenkatze, Kitty Winter!«
    schrie er. »Oh, sie ist ein Teufel! Sie wird es büßen müssen! Sie wird dafür zahlen! O Gott im Himmel, die Schmerzen sind nicht mehr erträglich!«
    Ich badete sein Gesicht in Öl und legte einen Baumwollverband auf die rohen Wunden.
    Schließlich gab ich ihm eine Morphiumspritze. Alles Mißtrauen mir gegenüber war ihm ange-sichts dieses Schocks aus dem Sinn gekommen. Er klammerte sich an mich, als ob ich die Kraft hätte, die toten Fischaugen, mit denen er mich anstarrte, zu retten. Ich hätte über diese Ruine weinen können, wenn ich mich nicht seines bösen Lebens erinnert hätte, das diesen Überfall bewirkt hatte. Es war mir unangenehm, wie diese brennenden Hände mich festhie lten. Ich war herzlich froh, als der Hausarzt kam, dem ein Spezialist auf dem Fuß folgte, um mich abzulösen. Ein Inspektor der Polizei war ebenfalls auf der Bildfläche erschienen, und ihm überreichte ich meine richtige Karte. Ich wäre dumm gewesen, anders zu handeln, denn ich war in Scotland Yard fast so bekannt, wie Sherlock Holmes selber. Dann verließ ich das Haus der Dunkelheit und des

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