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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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das Tellerchen zu examinieren. Das warme gelbe Lampenlicht fiel auf sein Gesicht, so konnte ich seine Züge in aller Ruhe studieren.
    Er war ein ausgesprochen schöner Mann. Diesbezüglich hatte er seinen weltweiten Ruf wahr-haftig verdient. Er war nicht sonderlich groß, aber gut proportioniert und sehr vital. Sein Gesicht war dunkel, fast wie das eines Orientalen, mit großen, dunklen, schmachtenden Augen, die auf Frauen unwiderstehlich wirkten. Sein Haar und sein Schnauzbart waren rabenschwarz, letzterer kurz, zugespitzt und sorgfältig gewachst. Er hatte regelmäßige und angenehme Züge.
    Nur der gerade Mund mit den schmalen Lippen paßte nicht ganz in das angenehme Bild.
    Wenn ich je den Mund eines Mörders gesehen habe, dann war es hier. Wie ein harter grausamer Schnitt in seinem Gesicht, zusammengepreßt, unbeweglich und schrecklich, wirkte dieser Mund. Damit, daß er diesen Mund allen Blicken aussetzte und nicht mit dem Bart bedeckte, war er schlecht beraten, denn er war als das Gefahrensignal der Natur gesetzt, um seine Opfer zu warnen. Seine Stimme war einladend und sein Benehmen perfekt. Altersmäßig schätzte ich ihn auf etwas über dreißig, obgleich es sich später herausstellte, daß er zweiundvierzig Jahre alt war.
    »Sehr, sehr schön, wirklich!« sagte er schließlich. »Und Sie sagten, daß Sie einen Satz von sechs dieser Stücke besäßen. Was ich mich jetzt frage, ist, warum ich von einem solchen Schatz noch nie etwas gehört habe. Ich kenne nur einen Sammler, der ein gleiches Stück hat, und das ist ganz gewiß nicht auf dem Markt. Wäre es sehr indiskret, wenn ich Sie fragte, Dr.
    Hill Barton, woher Sie dieses Stück erworben haben?«
    »Tut es wirklich etwas zur Sache?«, fragte ich mit einer Miene, so sorglos, wie ich es nur eben hinbekam. »Sie sehen ja selber, daß das Stück echt ist, und, was den Wert anbelangt, bin ich zufrieden, wenn Sie den Rat eines Experten einholen.«
    »Sehr seltsam«, sagte er mit einem schnellen, mißtrauischen Blick aus seinen dunklen Augen.
    »Wenn einer mit Gegenständen von solchem Wert umgeht, möchte man natürlich ein bißchen mehr über Herkunft und so weiter hören. Von der Echtheit dieses Stückes bin ich überzeugt.
    Darum geht es nicht. Aber angenommen - ich muß diese Annahme wirklich ins Kalkül ziehen, daß Sie kein Recht haben, es zu verkaufen?«
    »Ich könnte Ihnen meine Garantie dafür geben, die Sie absichert. «
    »Das würde natürlich die Frage nach sich ziehen, was Ihre Garantie wert ist.«
    »Ich habe Bankverbindungen.«
    »Richtig. Aber die ganze Transaktion kommt mir doch sehr unwahrscheinlich vor. «
    »Sie können das Geschäft abschließen, oder es bleiben lassen«, sagte ich heftig. »Ich habe Ihnen das erste Angebot gemacht, weil ich hörte, wie geschätzt Sie unter den Sammlern sind.
    Aber ich werde auch sonst keine Schwierigkeiten haben, das Stück zu verkaufen.«
    »Wer hat Ihnen erzählt, daß ich Sammler bin?«
    »Ich weiß, daß Sie ein Buch darüber geschrieben haben.« »Haben Sie das Buch gelesen?«
    » Nein. «
    »Liebe Zeit, das wird ja immer verworrener! Sie sind Kenner und Sammler und haben sehr wertvolle Stücke in Ihrer Sammlung und doch haben Sie sich nicht die Mühe gemacht, das eine Buch zu lesen, das Ihnen als einziges über die wahre Bedeutung dieser Stücke etwas hä t-te sagen können. Wie können Sie das erklären?«
    »Ich bin ein sehr beschäftigter Mann. Ich habe eine sehr große Arztpraxis. «
    »Das ist doch keine Antwort. Wenn ein Mann schon ein Hobby hat, dann interessiert er sich auch dafür, was immer er sonst noch im Leben zu tun hat. Sie sagten in Ihrem Brief, daß Sie Kenner sind.«
    »Und das bin ich auch.«
    »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen, um sie zu testen? Ich muß Ihnen nämlich sagen, Doktor - falls sie wirklich Doktor sind - daß Ihr Besuch mich immer mißtrauischer macht. Erzä hlen Sie mir, was Sie von dem Kaiser Shomu wissen und in welcher Verbindung er mit den Shoso- in in der Nähe von Nara steht? Liebe Zeit, wissen Sie das vielleicht nicht? Erzählen Sie mir ein bißchen über die nördliche Wei-Dynastie und ihre Bedeutung in der Geschichte der Keramik.«
    Ich sprang von meinem Stuhl hoch und simulierte Arger. »Das ist nicht zum Aushalten, Sir«, sagte ich. »Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen einen Gefallen zu tun, und nicht, um wie ein Schuljunge exa miniert zu werden. Mein Wissen über diese Dinge ist vielleicht begrenzter als Ihres, aber ich werde gewiß keine Fragen

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