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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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schockierte mich, Mr. Holmes. Es war nicht nur, daß sein gespenstisches Gesicht wie ein weißer Käse durch die Dunkelheit le uchtete, was mich erschreckte. Den Mann umgab etwas Schleichendes, Lichtscheues, Schuldiges, etwas, das dem ehrlichen, männlichen Menschen, den ich gekannt hatte, sehr unähnlich war. Ich fühlte, wie das Entsetzen von mir Besitz ergriff.
    Aber wenn ein Mensch ein oder zwei Jahre Krieg gespielt hat und der Bure war der Gege nspieler, dann behält er die Nerven und handelt schnell. Godfrey war kaum verschwunden, als ich schon am Fenster war. Der Riegel klemmte, so dauerte es eine kleine Weile, bis ich es aufkriegte. Dann lief ich durch das Fenster und rannte den Gartenweg herunter in die Richtung, die er meiner Meinung nach genommen hatte.
    Es war ein langer Pfad und das Licht war nicht sonderlich gut, aber mir schien, als ob sich vor mir etwas bewegte. Ich lief und rief seinen Namen. Aber es nützte nichts. Als ich zum Ende des Weges gekommen war, gingen verschiedene Seitenwege zu verschiedenen Ställen und Schuppen ab. Ich stand da und zögerte.
    Und während ich dastand, hörte ich deutlich, wie sich eine Tür schloß. Das Geräusch kam nicht vom Haus her, das hinter mir lag, sondern vor mir irgendwo in der Dunkelheit. Das ge-nügte, Mr. Holmes, um mir klarzumachen, daß ich keine Vision gesehen hatte. Godfrey war vor mir davongelaufen, und er hatte eine Tür hinter sich geschlossen. Dessen war ich nun ge-wiß.
    Ich konnte nichts mehr tun. Und so verbrachte ich eine unruhige Nacht, dachte nach und ve rsuchte, mir eine Theorie zu bilden, die die Fakten belegen konnte. Am nächsten Tag war der Colonel freundlicher zu mir, und seine Frau erzählte mir von interessanten Plätzen in der Nachbarschaft. Das gab mir die Gelegenheit, um Erlaubnis zu bitten, ob ich noch eine weitere Nacht ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen dürfte. Dem alten Mann war es nicht recht, aber er willigte ein. Mir gab das einen vollen Tag Zeit, meine Beobachtungen zu machen. Ich war völlig überzeugt, daß Godfrey irgendwo in der Nähe versteckt war. Aber wo und warum, das mußte ich noch herausfinden.
    Das Haus war so groß und so verwinkelt gebaut, daß man ein Regiment darin hätte verstecken können, und keiner hätte etwas davon gemerkt. Wenn das Geheimnis innerhalb des Hauses zu suchen war, hätte ich es vermutlich nur unter Schwierigkeiten lüften können. Aber die Tür, die quasi vor meiner Nase zugeschlagen war, hinderte mich nicht, außerhalb des Hauses zu suchen. Ich mußte den Garten erkunden und sehen, was ich dort finden konnte. Es standen mir weiter keine Schwierigkeiten im Wege, denn die Leute waren alle mit sich selbst beschä ftigt und kümmerten sich nicht sehr um mich.
    Es befanden sich mehrere kleine Schuppen und Gartenhäuschen auf dem Gelände, und am Ende des Gartens stand ein alleinstehendes Gebäude, ziemlich geräumig - groß genug, um einem Gärtner oder Wildhüter als Wohnung zu dienen. Konnte dies der Platz sein, woher das Geräusch der zuklappenden Tür gekommen war? Ich gab mich sorglos und bummelte scheinbar ziellos im Garten herum. Plötzlich trat ein kleiner, bärtiger Mann, der einen Bowlerhut auf dem Kopf trug, schnellen Schrit-tes aus der Tür. Keineswegs war er der Typ eines Gärtners.
    Zu meiner Überraschung schloß er die Tür ab und steckte den Schlüssel ein. Dann entdeckte er mich und sah mich überrascht an.
    >Sind Sie ein Besucher hier?< fragte er.
    Ich erklärte ihm, daß ich ein Freund von Godfrey sei.
    >Es ist schade, daß er sich auf Reisen befindet<, fuhr ich fort. >Er hätte mich sicherlich gerne gesehen.<
    >Sehr richtig, ganz recht<, sagte er mit einer schuldigen Stimme. >Aber Sie werden doch sicher ein andermal und zu einer günstigeren Zeit wiederkommen.< Er ging weiter, aber als ich mich umdrehte, stand er auf dem Weg und beobachtete mich. Er befand sich am Ende des Gartens und war halb verdeckt durch die Lorbeerbüsche.
    Im Vorbeigehen sah ich mir das kleine Haus sehr genau an, aber vor den Fenstern waren schwere Vorhänge angebracht und soweit ich sehen konnte, war das Häuschen leer. Sicherlich verdarb ich mir das eigene Spiel und konnte dazu noch mit Schimpf und Schande fortgeschickt werden, wenn ich mich zu auffällig benahm. Deshalb bummelte ich zu dem Haus zu-rück und wartete auf den Abend, um in seinem Schutz meine Untersuchungen fortzusetzen.
    Als alles dunkel war, kletterte ich leise aus meinem Fenster und ging so lautlos wie möglich auf das

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