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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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man als solchen nicht bezeichnen. Er schien eher eine höhergestellte Persönlichkeit zu sein.«
    »Das spricht für sich. Haben Sie gemerkt, daß Nahrung von einem Haus zum anderen gebracht wurde?«
    »Jetzt, da Sie es erwähnen, erinnere ich mich, wie der alte Ralph einen Korb den Gartenweg entlang auf das Häuschen zutrug. Der Gedanke an Nahrung ist mir zu der Zeit nicht in den Sinn gekommen. «
    »Haben Sie sich in dem Ort umgehört?«
    »Ja, das habe ich. Ich habe mit dem Bahnhofsvorsteher gesprochen und mit dem Gastwirt im Dorf ebenfalls. Ich fragte sie schlicht, ob sie etwas von meinem alten Kameraden Godfrey Emsworth wissen. Beide versicherten mir, daß er sich auf einer Reise um die Welt befände.
    Er sei heimgekommen und fast sogleich wieder abgereist. Die Geschichte wurde, wie es schien, überall akzeptiert.«
    »Sie haben nicht von ihrem Verdacht gesprochen?« »Nein.«
    »Das war sehr weise. Die Sache sollte gewiß untersucht werden. Ich werde mit Ihnen nach Tuxbury Old Park fahren.«
    »Heute? «
    Wie die Dinge standen, war ich gerade mit dem Fall beschäftigt, den mein Freund Watson als
    >Spuren im Moon veröffentlicht hat, und in den der Duke of Greyminster so tief verwickelt war. Ich hatte auch einen Auftrag vom Sultan der Türkei, um den ich mich sofort kümmern mußte, weil politische Konsequenzen ernstester Art sich ergeben konnten, falls ich ihn ve rnachlässigte. Darum konnte ich mich erst am Anfang der nächsten Woche mit Mr. James M.
    Dodd aufmachen und meine Mission in Bedfordshire beginnen. Auf dem Weg nach Euston hielten wir an und nahmen einen ernsten und schweigsamen Herrn mit, der in seinem Anzug ganz eisengrau wirkte und mit dem ich die notwendigen Arrangements vorher getroffen ha tte.
    »Dies ist ein alter Freund«, sagte ich zu Dodd. »Vielleicht ist seine Gegenwart dort völlig ü-
    berflüssig, aber vielleicht ist sie auch durchaus notwendig. Im Augenblick brauchen wir uns über die Sache nicht weiter zu unterhalten. «
    Die Berichte Watsons haben den Leser an den Gedanken gewöhnt, daß ich nicht Worte über einen Fall verschwende oder meine Gedanken verrate, bevor ich nicht alle Fakten beisammen habe. Dodd schien überrascht. Aber es wurde nicht mehr gesprochen, während wir drei gemeinsam unsere Reise miteinander fortsetzten. Im Zug stellte ich Mr. Dodd nur noch eine einzige Frage, die mein Freund hören sollte.
    »Sie sagten, Sie hätten das Gesicht Ihres Freundes ganz deutlich am Fenster gesehen, so klar, daß es keinen Zweifel wegen seiner Identität gab?«
    »Ich habe darüber nicht den geringsten Zweifel. Seine Nase war an die Fensterscheibe gepreßt. Das Lampenlicht fiel ihm voll ins Gesicht.«
    Hätte es nicht jemand sein können, der ihm ähnlich sah?«
    »Nein, nein, er war es.«
    »Aber Sie sagten, er hätte sich verändert?«
    »Nur in der Farbe. Sein Gesicht war - wie soll ich es beschreiben - es war das Weiß eines Fischbauches. Es war wie ausgebleicht. «
    »Und das gleichmäßig über das ganze Gesicht?«
    »Ich glaube nicht. Ich sah seine Stirn so deutlich, denn sie war ans Fenster gepreßt. «
    »Haben Sie ihn angerufen?«
    »Ich war im Augenblick zu erschrocken, geradezu entsetzt. Dann habe ich versucht, wie ich Ihnen beschrieben habe, zu ihm zu gelangen, aber ohne Erfolg. «
    Mein Fall war fast komplett, nur noch eine Kleinigkeit mußte aufgeklärt werden. Als wir nach längerer Fahrt mit einer Kutsche endlich bei dem merkwürdigen alten Haus, welches mein Klient beschrieben hatte, anlangten, öffnete Ralph, der alte Butler, uns die Tür. Ich hatte mir den Wagen für den ganzen Tag gemietet und bat meinen älteren Freund, im Wagen zu ble iben, bis ich ihn rufen würde. Ralph war ein kleiner Mann mit vielen Falten. In seiner schwarzen Jacke und den Pfeffer- und-Salz-Hosen wirkte er sehr konventionell. Nur eine kleine Kuriosität fiel mir an dieser exakten Butleruniform auf: Er trug braune Lederhandschuhe, die er, als er uns gewahrte, schnell auszog und auf den Tisch in der Halle legte. Ich bin, wie mein Freund Watson oft beschrieben hat, enorm geruchsempfindlich und so nahm ich den leisen, aber distinkten Geruch wahr, der von dem Tisch in der Halle zu kommen schien. Ich drehte mich um, legte dort meinen Hut ab, stieß ihn herunter und bückte mich, um ihn wieder aufzu-heben. Dabei brachte ich meine Nase so dicht wie möglich an die Handschuhe heran. Ja, tatsächlich entströmte den Handschuhen ein Teergeruch. Ich ging auf die Tür des Arbeitszimmers zu, mein

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