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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Verbrechens versteckte, bot sich an. Zweite Möglichkeit: daß er den Verstand verloren hatte und nicht in ein Asyl wollte, oder aber drittens, daß eine ansteckende Krankheit der Grund seiner Separation sein konnte. Eine andere Lösung konnte ich mir nicht vorstellen. Diese Möglichkeiten mußten nun angesehen und gegeneinander abgewogen werden.
    Der kriminelle Grund schien nicht in Frage zu kommen. Kein ungelöstes Verbrechen ist in letzter Zeit aus diesem Distrikt gemeldet worden. Dessen war ich sicher. Wenn es ein Verbrechen gegeben hätte, das bisher noch nicht ans Tageslicht gekommen ist, dann hätte sicherlich die Familie ein Interesse daran gehabt, den Sünder loszuwerden. Sie hätten ihn auf Reisen geschickt und nicht zu Hause versteckt.
    Geistige Unzurechnungsfähigkeit lag eher im Bereich des Wahrscheinlichen. Die zweite Person im Häuschen wies auf einen Wärter hin. Die Tatsache, daß er die Tür hinter sich verschloß, verstärkte meinen Verdacht auf Eingesperrtsein. Andererseits konnte er nicht sehr streng bewacht sein, denn sonst hätte der junge Mann nicht die Freiheit gehabt, einen Blick auf seinen Freund zu werfen. Sie erinnern sich doch, Mr. Dodd, daß ich die verschiedenen Punkte abgetastet habe. Zum Beispiel habe ich Sie gefragt, welche Zeitschrift Mr. Kent gelesen hat. Wenn es ,The Lancet, oder >The British Medical Journal, gewesen wäre, hätte mir das weitergeholfen. Es ist jedoch nicht verboten, einen geistig kranken Menschen auf dem eigenen Grund und Boden wohnen zu la ssen, wenn eine qualifizierte Person auf ihn aufpaßt und die Behörden benachrichtigt sind. Warum dann dieser verzweifelte Versuch, alles so geheim zu halten? Und wieder wollte die Theorie nicht mit den Fakten übereinstimmen.
    Es blieb nur die dritte Möglichkeit, zu der alles zu passen schien, so seltsam und unwahrscheinlich es auch war. Lepra kommt in Afrika noch häufig vor. Auf irgendeine unmögliche Weise mußte der junge Mann in Kontakt damit gekommen sein. Diese Tatsache würde seine Familie in ein schreckliches Dilemma bringen, denn sicherlich würde sie alles daran setzen, ihn vor der Isolation in einem Heim zu bewahren. Größte Geheimhaltung mußte also gewahrt werden, damit keine Gerüchte laut würden, die die Aufmerksamkeit der Behö rden nach sich gezogen hätten. Ein ergebener Mediziner, den man entsprechend gut bezahlte, konnte leicht gefunden werden, um sich des Kranken anzunehmen. Es gab keinen Grund, weshalb der Kranke nach Einbruch der Dunkelheit nicht draußen sein sollte. Das Ausbleichen der Haut ist oft ein Merkmal dieser Krankheit. Ich war ziemlich sicher, daß ich recht hatte, so sicher, daß ich entschlossen war, meine Theorie zu überprüfen. Als ich hier ankam, bemerkte ich, daß Ralph, der ihm die Mahlzeiten herausbringt, Handschuhe trug, die nach Desinfektionsmitteln rochen. Damit waren meine letzten Zweifel beseitigt. Ein einziges Wort zeigte Ihnen, Sir, daß Ihr Geheimnis entdeckt war. Ich habe es Ihnen lieber aufgeschrieben, als offen heraus gesagt, weil ich Ihnen einen Beweis liefern wollte, daß Sie meiner Diskretion sicher sein konnten. «
    Ich hatte meine kleine Fallanalyse gerade beendet, als die Tür sich öffnete und man die ernste Gestalt des großen Dermatologen hereinkomplimentierte. Ausnahmsweise war seine sphinx-gleiche Gestalt entspannt und in seinen Augen leuchtete eine warme Menschlichkeit. Er ging zu Colonel Emsworth und schüttelte ihm die Hand.
    »Ich habe oft schlechte Nachrichten zu überbringen und selten gute«, sagte er. »In diesem Fall habe ich eine gute Nachricht. Es ist nicht Lepra.«
    »Was?«
    »Ein sehr markanter Fall von Pseudolepra oder Ichthyosis, eine schuppenähnliche Erkrankung der Haut, häßlich aussehend, etwas langwierig, aber doch heilbar und keineswegs ansteckend.
    Ja, Mr. Holmes, es ist ein bemerkenswerter Zufall. War es überhaupt Zufall? Gibt es nicht je-ne ganz feinen Kräfte, die in uns arbeiten und von denen wir so wenig wissen? Sind wir so sicher, daß die Furcht vor der Ansteckung, unter der der junge Mann sicherlich schwer gelitten hat, nicht gerade diese gefürchteten Symptome hervorgebracht hat? Auf jeden Fall ve r-bürge ich mich mit meinem guten Ruf als Arzt, daß... aber die Dame ist ohnmächtig gewo rden! Ich glaube, Mr. Kent sollte sich mal um sie kümmern und bei ihr bleiben, bis sie sich von diesem freudigen Schock erholt hat.«

    Der blaue Stein

    Dr. Watson freute sich, endlich einmal wieder in dem unordentlichen Zimmer im ersten

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