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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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daß du guten Grund hast, aber mir könnte das Scherereien bereiten.«
    »Ich wollte wissen, ob es dir gut geht, Godfrey. Ich hab' dich an dem Abend gesehen, als du durchs Fenster geblickt hast. Ich konnte die Sache nicht ruhen lassen, bis ich sie aufgeklärt hatte. «
    »Der alte Ralph erzählte mir, daß du da seiest, und da konnte ich nicht anders, ich mußte dich wenigstens ansehen. Ich hatte gehofft, du hättest mich nicht gesehen. Als ich merkte, daß du mich entdeckt hattest und das Fenster öffnen wolltest, mußte ich in meine Hö hle flüchten.«
    »Aber was um Himmels willen ist los mit dir?«
    »Na, das ist keine zu lange Geschichte«, sagte er und zündete sich eine Zigarette an. »Du erinnerst dich wohl noch an den Kampf an jenem Morgen in Buffelsspruit, außerhalb Pretorias, an der östlichen Eisenbahnlinie? Du hast doch gehört, daß ich verwundet wurde?«
    »Ja, davon habe ich gehört, aber ich habe niemals Einzelheiten erfahren.«
    »Drei von uns wurden von den anderen getrennt. Es war ein sehr schwieriges Gelände, wie du weißt. Da war Simpson - der Mann, den wir Glatzen-Simpson nannten - und Anderson und ich. Wir wollten mit dem Burenbruder aufräumen. Aber der lag im Hinterhalt und erwischte uns. Die anderen beiden wurden getötet. Ich bekam eine Kugel durch die Schulter. Doch konnte ich mich auf meinem Pferd halten und galoppierte noch mehrere Meilen, bis ich ohnmächtig wurde und aus dem Sattel rollte.
    Als ich wieder zu mir kam, wurde es Nacht. Ich versuchte aufzustehen, fühlte mich aber schwach und elend. Zu meiner Überraschung war aber ganz in meiner Nähe ein Haus, ein ziemlich großes Haus mit vielen Fenstern. Es war bitterkalt. Du erinnerst dich doch an diese ganz besondere Art von Kälte, die abends ausbrach, sobald die Sonne unterging. Es war eine tödliche, krankmachende Kälte, ganz und gar anders als ein gesunder, knackiger Frost. Na, mir war kalt bis in die Knochen, und meine einzige Hoffnung war, das Haus zu erreichen. Ich raffte mich mühsam auf und schleppte mich hin. Ich wußte kaum richtig, was ich tat. Ich erinnere mich dunkel daran, daß ich langsam Treppenstufen erklomm und durch eine weit offene Türe eintrat. Ich gelangte in ein Zimmer, in dem mehrere Betten standen. Mit einem befriedigten Stöhnen ließ ich mich auf eines der Betten fallen. Es war nicht gemacht, aber das störte mich nicht. Ich zog das Bettzeug über meinen zitternden Körper und im nächsten Moment war ich fest eingeschlafen.
    Als ich am Morgen erwachte, meinte ich, anstatt in einer normalen, klaren Welt zu erwachen, geradewegs in einen Alptraum hineingeraten zu sein. Die afrikanische Sonne flutete durch die großen, gardinenlosen Fenster und jede Einzelheit des kargen, weißgetünchten Schlafraums stand hart und klar vor meinen Augen. Vor mir stand ein kleiner, zwergenhafter Mann mit einem riesigen, zwiebelförmigen Kopf, der aufgeregt auf holländisch brabbelte. Er wedelte mit Händen, die scheußlich aussahen, wie braune Schwämme. Hinter ihm stand eine Gruppe von Männern, die über die Situation scheinbar recht amüsiert waren. Aber mir wurde bei ihrem Anblick kalt. Keiner von ihnen hatte ein normales menschliches Aussehen. Jeder war auf irgendeine Weise verdreht, verzerrt, verschwollen und unförmig. Das Lachen dieser fremden Monster war schrecklich anzuhören. Mir schien, als ob keiner Englisch sprechen konnte. Aber die Situation mußte geklärt werden, denn die Kreatur mit dem riesigen Kopf wurde immer wütender. Er stieß Schreie aus wie ein wildes Tier. Dann packte er mich mit seinen deformier-ten Händen und zog mich aus dem Bett. Daß meine Wunde wieder frisch zu bluten begann, kümmerte ihn gar nicht. Das kleine Monster war stark wie ein Bär. Ich weiß nicht, was er mit mir gemacht hätte, wenn nicht ein älterer Mann, von dem Aufruhr herbeigelockt, ins Zimmer gekommen wäre und ein Machtwort gesprochen hätte. Er sagte ein paar strenge Worte auf holländisch, und mein Angreifer zog sich zurück. Dann kam er zu mir und sah mich mit dem größten Erstaunen an.
    >Wie um alles in der Welt kommen Sie hierher?< fragte er voll Verwunderung. >Warten Sie ein bißchen, Sie sind ja völlig erschöpft, und Ihre ve rletzte Schulter muß verbunden werden.
    Ich bin Arzt und werde das bald in Ordnung gebracht haben. Aber Mann, Mann! Hier sind Sie in weit größerer Gefahr, als auf dem Schlachtfeld. Sie befinden sich auf einer Leprastation.
    Und Sie haben in dem Bett eines Leprakranken geschlafen.<
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