Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Stockwerk der Baker Street zu sein, von wo aus so manches erstaunliche Abenteuer seinen Ausgang genommen hatte. Er sah sich im Raum um, besah sich die natur-wissenschaftlichen Tabellen an der Wand, das von Säuren angefressene Regal mit den Chemikalien, den in die Ecke gelehnten Geigenkasten, die Kohlenschütte, die immer schon Pfeifen und Tabak entha lten hatte. Schließlich blieben seine Augen an dem frischen, lächelnden Gesicht von Billy hängen, dem jungen, aber sehr weisen und taktvollen Pagen, der geholfen hatte, die Isolation des großen, ernsten Detektivs ein wenig zu mildern.
    »Alles scheint unverändert, Billy. Nicht einmal du hast dich verändert. Ich hoffe nur, daß man das gleiche auch von ihm sagen kann? «
    Billy schaute mit einiger Sorge auf die verschlossene Schlafzimmertür.
    »Ich glaube, er ist zu Bett und schläft«, sagte er.
    Es war der Abend nach einem wunderschönen Sommertag, aber Dr. Watson war vertraut genug mit der irregulären Lebensweise seines Freundes. Er war nicht überrascht.
    »Das bedeutet, daß er an einem Fall arbeitet, nehme ich an?«
    »Ja, Sir, er hat es im Augenblick ziemlich schwer. Ich mache mir Sorgen um seine Gesundheit. Er wird immer dünner und blasser und ißt nichts. >Wann möchten Sie bitte dinieren, Mr.
    Holmes?< fragt Mrs. Hudson. >Um 7.30 Uhr übermorgen<, antwortet er. Sie wissen ja, wie er ist, wenn er an einem Fall arbeitet. «
    »Ja, Billy, ich weiß Bescheid.«
    »Er folgt jemandem. Gestern war er als Arbeiter unterwegs, der sich einen Job sucht. Heute war er eine alte Frau. Ich habe ihn zuerst nicht einmal erkannt, und dabei sollte ich seine Art doch inzwischen kennen. « Billy wies grinsend auf einen riesigen Regenschirm, der gegen das Sofa lehnte. »Das ist ein Teil seines Frauenkostüms«, sagte er.
    »Aber wozu ist das alles gut, Billy?«
    Billy flüsterte jetzt, als ob wir ein Staatsgeheimnis diskutierten. »Ihnen kann ich es ja erzä hlen, Sir, aber Sie dürfen es nicht weitersagen. Es geht in diesem Fall um die Kronjuwelen.«
    »Was, den Hunderttausend-Pfund- Einbruch?«
    »Ja, Sir. Sie müssen sie wiederhaben. Stellen Sie sich vor, wir hatten den Premierminister und den Innenminister beide auf dem Sofa sitzen. Mr. Holmes war sehr freundlich zu ihnen. Er hat sie beruhigt und ihnen versprochen, er würde alles tun, was in seiner Macht stände. Aber Lord Cantlemere ... «
    »Ah! «
    »Ja, Sir, Sie wissen, was das bedeutet. Er ist reichlich steif, wenn ich das sagen darf. Ich kam mit dem Premierminister zurecht und gegen den Innenminister habe ich auch nichts, der scheint eine ganz menschliche, höfliche Sorte Mensch zu sein, aber seine Lordschaft kann ich nicht ausstehen. Mr. Holmes kann ihn auch nicht leiden, Sir. Sehen Sie, er glaubt nicht an Mr.
    Holmes und er war dagegen, daß er bei diesem Fall eingeschaltet werden soll. Er hätte es ge r-ne, wenn er versagen würde. «
    »Und Mr. Holmes weiß das.«
    »Mr. Holmes weiß immer, was einer nur wissen kann.« »Na ja, wir wünschen jedenfalls, daß er Erfolg und Lord Cantlemere das Nachsehen hat. Aber sag mal, Billy, was soll die Gardine dort vor dem Fenster? «
    »Mr. Holmes hat sie vor drei Tagen aufhängen lassen. Wir haben etwas Komisches dahinter.«
    Billy kam dichter heran und zog die Draperie fort, die den Bo gen des Alkoven zierte.
    Dr. Watson konnte einen Schrei der Verwunderung nicht unterdrücken. Dort saß das Faksimi-le seines alten Freundes im Morgenmantel. Das Gesicht war zu dreiviertel dem Fenster zugewandt und schaute nach unten, so als ob er ein unsichtbares Buch läse, während der Körper tief in einem Sessel versunken war. Billy nahm den Kopf ab und hob ihn hoch.
    »Wir schieben ihn immer in eine andere Position, damit es lebendiger aussieht. Ich würde es nicht wagen, ihn zu berühren, wenn die Rolläden nicht davor wären. Aber wenn sie hochgezogen sind, kann man ihn von gegenüber gut sehen.«
    »Wir haben schon einmal so etwas gemacht! «
    »Das war aber vor meiner Zeit«, sagte Billy. Er zog die Fenstervorhänge zur Seite und scha u-te hinaus auf die Straße. »Leute vo n drüben beobachten uns. Sie können jetzt einen Mann an dem einen Fenster sehen. Sehen Sie doch einmal selbst.«
    Watson war gerade einen Schritt vorgetreten, als die Schlafzimmertür geöffnet wurde und die lange hagere Gestalt von Holmes heraustrat, sein Gesicht blaß und überarbeitet, aber in 64
    Schritt und Haltung so aktiv wie immer. Mit einem einzigen Sprung war er am Fenster und hatte die Rolläden

Weitere Kostenlose Bücher