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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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äußere Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Dann kam das scharfe metallische Schnappen des Schlüssels, und der Amerikaner war im Zimmer. Er schloß die Tür leise hinter sich zu, sah sich scharf um, um sicher zu sein, daß alles in Ordnung war, warf seinen Mantel ab und schritt mit dem sicheren Schritt eines Menschen, der genau weiß, was er zu tun hat und wie er es zu tun hat, zum Tisch in der Mitte. Er schob den Tisch zur Seite, rollte den recht-eckigen Teppich, auf dem er gestanden hatte, vollständig auf. Danach zog er ein Brecheisen aus seiner Tasche, kniete nieder und arbeitete emsig am Boden. Schließlich hörten wir das Zurückgleiten von Holzplanken. Einen Augenblick später war eine Öffnung im Boden. Killer-Evans riß ein Streichholz an, zündete damit den Stumpf einer Kerze an und ve rschwand aus unserer Sicht.
    Jetzt war unsere Zeit gekommen. Holmes rührte mein Hand-gelenk leicht an. Das war das Signal. Zusammen schlichen wir uns zur Falltür. So leise wir uns auch bewegten, so muß doch eine der alten Dielen geknackt haben, denn der Kopf des Amerikaners fuhr plötzlich aus dem offenen Loch heraus und sah sich besorgt um. Sein Gesicht zeigte kaum zu bänd igende Wut, als er uns gewahr wurde. Aber sein Gesicht verzog sich schnell zu einem ve rschämten Grinsen, als er merkte, daß zwei Pistolen auf seinen Kopf gerichtet waren.
    »Schon gut, schon gut«, sagte er ruhig, als er an die Oberfläche zurückkletterte. »Sie haben gewonnen, Mr. Holmes. Sie haben mein Spiel durchschaut, nehme ich an. Von Anfang an haben Sie mich hinter das Licht geführt. Gut, Sir, ich übergebe es Ihnen, Sie haben ein Recht und ... «
    In dem Augenblick hatte er einen Revolver gezogen und zwei Schüsse abgegeben. Ich spürte ein heißes Brennen, als wenn glühendes Eisen durch meinen Oberschenkel getrieben wurde.
    In den Schmerz hinein hörte ich ein Krachen. Holmes Pistole war 142
    auf den Kopf des Mannes niedergesaust. Mehr in einer Vision sah ich ihn zu Boden gehen.
    Sein Gesicht blutete. Holmes durchsuchte ihn nach Waffen. Dann spürte ich, wie der drahtige Arm meines Freundes sich um mich schlang und mich zu einen Stuhl führte.
    »Sie sind doch nicht verletzt, Watson? Sagen Sie um Gottes willen, daß Sie nicht verletzt sind!«
    Das war eine Wunde wert - es war viele Wunden wert, einmal hinter diese kalte Maske zu blicken und dahinter die wahre Tiefe von Loyalität und Liebe zu spüren. Die klaren, harten Augen waren einen Augenblick lang überschattet und die festen Lippen zitterten. Einmal, und nur dieses eine Mal tat ich einen Blick in das große Herz, das er neben dem großen Gehirn auch hatte. Für die vielen Jahre meines schlichten, aber treuen Dienstes war mir dieser Augenblick Belohnung genug.
    »Es ist nichts, Holmes, nichts weiter, als ein Kratzer.«
    Er hatte meine Hose mit seinem Taschenmesser aufgeschnitten.
    »Sie haben recht«, rief er mit einem enormen Seufzer der Erleichterung. »Es ist nur eine Fleischwunde.«
    Sein Gesicht war hart wie Granit, als er unseren Gefangenen anstarrte, der mit benommenem Gesicht auf dem Boden hockte. »Beim Henker, Sie haben Glück gehabt. Wenn Sie Watson umgebracht hätten, dann wären Sie aus diesem Zimmer nicht lebendig herausgekommen.
    Nun, Sir, was haben Sie zu sagen?« Er hatte nichts zu sagen. Er saß nur da und heulte. Ich lehnte mich auf Holmes Arm und zusammen sahen wir in den kleinen Keller hinunter, der durch eine geheime Falltür verschlossen gewesen war. Er war durch die Kerze erhellt, die Evans mit sich heruntergenommen hatte. Wir blickten auf eine Menge verrosteter Maschinen, große Rollen Papiers, Ansammlungen von Flaschen und, hübsch auf einem kleinen Tisch ge-stapelt, eine Anzahl kleiner Bündel.
    »Eine Druckerpresse - das Werkzeug eines Fälschers«, sagte Holmes.
    »Ja, Sir«, sagte unser Gefangener und versuchte langsam auf die Beine zu kommen, um dann auf einen Stuhl zu sinken. »Der größte Fälscher, den London je gesehen hat. Das ist Prescotts Maschine und diese Bündel auf dem Tisch sind zweitausend von Prescotts Scheinen, die jeder Einhundert wert sind und so gut, daß man überall damit durchkommt. Bedienen Sie sich, me i-ne Herren. Seien Sie fair und lassen Sie mich laufen.«
    Holmes lachte.
    »So etwas tun wir nicht, Mr. Evans. In diesem Land ist das Netz nicht so weitmaschig, daß Sie durchschlüpfen können. Sie haben doch diesen Prescott erschossen, oder?«
    »Ja, Sir, und ich habe fünf Jahre dafür bekommen, obgleich er mich

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