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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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keine einzige Stimme hat sich für sie eingesetzt! Diese verdammte Ungerechtigkeit treibt mich noch ins Irrenhaus. Die Frau hat ein so gutes Herz, keiner Fliege würde sie etwas zu Leide tun. So habe ich mich entschlossen, morgen um elf Uhr zu Ihnen zu kommen. Ich hoffe, daß Sie mir helfen, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Vielleicht habe ich sogar einen Anhaltspunkt und weiß es selber noch nicht. Ich stehe Ihnen mit allem, was ich weiß, meinem ganzen Besitz und all meinem Sein zur Verfügung. Retten Sie sie! Wenn Sie je im Leben Ihre Kräfte eingesetzt haben, dann bitte, setzen Sie sie jetzt ein.
    Ihr ergebener J. Neil Gibson
    »Da haben Sie es«, sagte Sherlock Holmes, klopft e die Asche aus seiner Nach-Frühstückspfeife und stopfte sie langsam neu. »Das ist der Herr, den ich erwarte. Was die Geschichte anbelangt, so werden Sie nicht die Zeit haben, alle Zeitungen durchzusehen. Ich werde Ihnen also kurz das Wichtigste erzählen, damit sie dem Gespräch richtig folgen können.
    Dieser Mann ist das größte Finanzgenie der Welt. Von Charakter ist er gewaltsam und streit-süchtig. Das Opfer der Tragödie war seine Frau. Ich weiß aber von ihr nicht mehr, als daß sie die Blüte ihrer Jahre hinter sich hatte. Und das war um so unglücklicher, weil einer sehr att-raktiven Gouvernante die Erziehung der beiden Kinder obliegt. Das wären die drei Hauptper-sonen des Dramas. Der Schauplatz des Geschehens ist ein großartiges altes Herrenhaus, inmitten eines historischen englischen Gutes. Kommen wir zu der Tragödie. Die Frau wurde auf ihrem Grundstück, etwa eine halbe Meile vom Haus entfernt, spät in der Nacht gefunden. Sie trug ein Abendkleid, einen Schal um ihre Schultern und eine Revolverkugel im Kopf. In ihrer Nähe wurde keine Waffe gefunden, und am Ort gab es auch weiter keinen Hinweis auf den Mörder. Keine Waffe in ihrer Nähe - Watson, das müssen wir festhalten! Das Verbrechen muß am späten Abend geschehen sein. Die Leiche wurde gegen elf Uhr vom Wildhüter gefunden. Bevor sie ins Haus getragen wurde, waren Polizei und Arzt an der Unglücksstelle.
    Können Sie mir folgen, Watson?«
    »Es ist alles sehr klar. Aber warum wird die Gouvernante verdächtigt?«
    »Nun, zunächst gibt es einmal einen sehr direkten Beweis. Ein Revolver, aus dem eine Kugel abgefeuert worden war und die mit der Mordkugel korrespondierte, wurde auf dem Boden ihres Kleiderschrankes gefunden.« Sein Blick erstarrte, als er langsam und im Stakkato wie-derholte »Auf - dem - Boden - ihres - Kleiderschrankes.« Danach versank er in Schweigen.
    Ich sah, daß er einer Gedankenkette nachhing und es wäre dumm gewesen, ihn jetzt zu unterbrechen. Plötzlich aber fuhr er auf und stand wieder einmal mitten im praktischen Leben. »Ja, Watson, er wurde gefunden. Ziemlich vernichtend, was? Der Meinung waren auch die beiden Gerichte. Die tote Frau hatte sich zu der Zeit und an der gleichen Unglücksstelle mit der Go uvernante getroffen. Ein Brief mit der Unterschrift dieser Frau befand sich in der Hand der Toten. Wie finden Sie das? Hinzu kommt das Motiv. Senator Gibson ist ein attraktiver Mann.
    Wenn die Frau stirbt, wer anders konnte ihre Nachfolgerin werden, als diese junge Frau, die schon von Seiten ihres Arbeitgebers Aufmerksamkeit empfangen hatte? Liebe, Glück, Reichtum, Macht, alles hing von einer einzigen Frau mittleren Alters ab. Häßlich, Watson - sehr häßlich! «
    »Ja, wirklich, Holmes.«
    »Außerdem hat sie kein Alibi. Im Gegenteil. Sie mußte zugeben, sich in der Nähe von Thor Bridge aufgehalten zu haben - das ist die Stelle, wo die Tragödie stattgefunden hat - und auch der Zeitpunkt stimmt. Sie konnte es nicht abstreiten, denn ein vorübergehender Mann aus dem Dorf hatte sie dort gesehen.« »Das sieht endgültig aus.«
    »Und doch, Watson - und doch! Diese Brücke - eine sehr schmale Steinbrücke mit Geländern an beiden Seiten - führt über eine schmale Stelle eines langen, tiefen, mit dichten Sumpfgras bestandenen Wassers. Thor Mere heißt es. Am einem Ende der Brücke lag die tote Frau. Das sind die Hauptfaktoren. Aber hier kommt, wenn mich nicht alles täuscht, unser Klient, ein gutes Weilchen vor der Zeit.«
    Billy hatte die Tür geöffnet, aber der Mann, der hereinkam, war ein unerwarteter Gast. Mr.
    Marlow Bates war uns beiden fremd. Er war ein dünnes, nervöses Bißchen von einem Mann mit ängstlichen Augen und einem zuckenden, nervösen Gehabe - ein Mann, den mein ärztlich geschultes Auge als kurz vor einem

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