Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex
zuerst angegriffen hatte -
fünf Jahre! Und dabei hätte man mir eigentlich eine Medaille geben sollen, groß wie einen Suppenteller. Kein Mensch konnte eine Prescott-Note von einer Note der Bank von England unterscheiden. Wenn ich ihm das Licht nicht ausgeblasen hätte, wäre London überflutet wo rden mit diesen Dingern. Ich war der einzige Mensch in der Welt, der wußte, wo er sie he rstellte. Fragen Sie sich noch, warum ich hierher zurückgekehrt bin, und wundern Sie sich noch, daß ich diesen komischen alten Knaben mit dem seltsamen Namen, diesen verrückten Käfersammler, der nie wegging und mit dem Hintern auf seiner Sammlung saß, endlich mal hier weghaben mußte? Wie sollte ich ihn aus dem Weg kriegen? Vielleicht wäre ich klüger gewesen, wenn ich ihn um die Ecke gebracht hätte. Das wäre ziemlich leicht gewesen. Aber ich habe eben ein weiches Herz, ich kann nur schießen, wenn der andere auch ein Schießeisen dabei hat. Aber sagen Sie mir mal, Mr. Holmes, was habe ich eigentlich Schlimmes gemacht?
Ich habe diese Maschine nicht benutzt. Ich habe den alten Knaben nicht verletzt. Was können Sie gegen mich haben?«
»Nur versuchter Mord, soweit ich das überblicken kann«, sagte Holmes. »Aber das geht uns weiter nichts an. Sie machen den nächsten Schritt. Was wir im Augenblick wollten, war nichts weiter, als ihr herziges Selbst. Bitte, rufen Sie Scotland Yard an, Watson. Der Anruf dürfte keine allzu große Überraschung für sie sein.«
Das also waren die Fakten über Killer-Evans und seine erstaunliche Geschichte der drei Garridebs. Wir hörten später, daß unser armer Freund den Schock seines zerronnenen Traums nicht überstanden hat. Als sein Luftschloß zerbarst, wurde er unter den Ruinen begraben. Zuletzt haben wir von ihm aus einem Pflegeheim in Brixton gehört. Für Scotland Yard war es einer der Höhepunkte, als die Ausrüstung Prescotts gefunden wurde, denn, obgleich sie wuß-
ten, daß diese existierte, waren sie nach dem Tode des Mannes nicht in der Lage gewesen, herauszufinden, wo sie sich befand. Evans hatte dem Yard wirklich einen großen Gefallen getan und mancher C. I. D.-Mann konnte jetzt ruhiger schlafen, denn die Fälscher sind eine Gruppe für sich und eine öffentliche Gefahr. Sie hätten ihm gerne eine Medaille, groß wie ei-ne Suppenschüssel bewilligt, wie es sich der Verbrecher gewünscht ha tte, aber das Gericht sah den Fall mit weniger freundlichen Augen an, und der Killer kehrte in den Schatten des Gefängnisses zurück, aus dem er gerade gekommen war.
Thor Bridge
Irgendwo tief unten in den Kellern der Bank von Cox und Co. in Chäring Cross befindet sich eine vom vielen Gebrauch mitgenommene Dokumententasche. Mein Name ist eingraviert.
>John H. Watson, M. D., Armee in Indien<, ist auf dem Deckel angebracht. Sie ist randvoll mit dichtbeschriebenen Papieren. Fast alle Notizen über die interessanten Fälle, die Sherlock Holmes zu den verschiedensten Zeiten untersucht hat, sind darin enthalten. Etliche, und nicht die uninteressantesten Fälle, erwiesen sich als totale Mißerfolge. Andere gaben keine richtige Geschichte her. Man konnte sie nicht richtig erklären. Ein Problem, für das es keine Lösung gibt, mag vielleicht den Studenten interessieren, wird aber jeden anderen Leser ärgern. Zwischen diesen unvollendeten Geschichten befindet sich auch die von Mr. James Phillimore, der noch einmal in sein eigenes Haus zurückging, um sich seinen Regenschirm zu holen und von da an niemals mehr gesehen wurde. Nicht viel weniger aufregend ist die Geschichte des Kut-ters Alicia, der an einem schönen Frühlingsmorgen in eine kleine Nebelbank geriet, aus der er niemals wieder heraus kam. Weder vom Schiff noch von den Leuten ist je wieder etwas ge-hört worden. Ein dritter Fall, der es wert gewesen wäre, aufgeschrieben zu werden, war der von Isadora Pensono, dem weltbekannten Journalisten und Duellisten. Diesen Mann fand man völlig verrückt geworden wieder. Er hatte in einer Streichholzschachtel einen sehr kur iosen Wurm gefunden, der bisher der Zoologie unbekannt gewesen war. Abgesehen von diesen un-faßbaren Fällen gibt es einige, die Geheimnisse einiger privater Familien zum Inhalt haben.
Diese Geschichten in Druck zu geben, würde bei einigen vornehmen Familien sicherlich Kon-sternation hervorrufen. Ich muß nicht extra betonen, daß ein solcher Vertrauensbruch einfach undenkbar wäre. Diese Berichte werden jetzt, da mein Freund freie Zeit und Energie übrig hat,
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