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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Instrument beigebracht worden, denn lange, böse aussehende rote Ringe verliefen um Schultern und Rippen. Blut troff ihm über das Kinn, denn in Angst und Schmerz hatte er sich die Lippe durchgebissen. Sein verspanntes und verzerrtes Gesicht sprach deutlich davon, wie entsetzlich diese Schmerzen gewesen waren.
    Ich kniete und Stackhurst stand neben der Leiche, als ein Schatten auf uns fiel. Ian Murdoch stand an unserer Seite. Murdoch war der Mathematiklehrer der Schule. Er war ein großer, dunkler und schlanker Mann, so schweigsam und hochmütig, daß sich niemand rühmen kann, mit ihm befreundet zu sein. Er schien in einer der hohen abstrakten Regionen zu leben, die wenig Verbindung zum normalen Leben haben. Die Studenten betrachteten ihn als komischen Kauz, den sie vielleicht gemocht hätten. Aber in dem Mann war soviel seltsam ausländisches Blut, das sich nicht nur in seinen rabenschwarzen Augen und seiner dunklen Gesichtsfarbe zeigte, sondern auch in gelegentlichen Zornesausbrüchen, die in richtige Wildheit übergehen konnten. Bei einer Gelegenheit hatte er sich über einen kleinen Hund geärgert, der McPherson gehörte. Er hatte das kleine Tier gepackt und durch das Oberlicht des Fensters gewo rfen. Für dieses Vergehen hatte Mr. Stackhurst ihn fast entlassen, wäre er nicht ein so wertvo ller Lehrer gewesen. Und dieser seltsame und schwierige Mann tauchte nun plötzlich neben uns auf. Er schien ehrlich schockiert bei dem Anblick, der sich ihm darbot, obgleich der Zwischenfall mit dem Hund deutlich zeigen mochte, daß zwischen dem Toten und ihm nicht gerade Freundschaft geherrscht hatte.
    »Armer Kerl! Armer Kerl! Was kann ich tun? Wie kann ich helfen?«
    »Waren Sie bei ihm? Können Sie uns sagen, was geschehen ist?«
    »Nein, ich bin heute morgen spät dran. Ich war noch gar nicht am Strand. Ich komme jetzt geradewegs von >The Gables<. Was kann ich tun?«
    »Sie können zur Polizeistation in Fulworth laufen und den Vorfall melden. «
    Ohne ein weiteres Wort eilte er so schnell er konnte fort. Ich kümmerte mich um das nächs t-liegende, während Stackhurst, völlig von dem schrecklichen Ereignis mitgenommen, neben der, Leiche blieb. Meine erste Aufgabe war es natürlich, festzustellen, wer sich am Strand befand. Vom oberen Ende des Pfades konnte , ich die ganze Bucht überblicken. Sie war völlig menschenleer, mit Ausnahme von zwei oder drei Figuren, die in weiter Entfernung auf das Dorf Fulworth zugingen. Als ich mir über diesen Punkt Klarheit verschafft hatte, wanderte ich langsam den Pfad entlang. Der Weg war lehmig, vermischt mit Kreide. Hier und dort traf ich auf die gleichen Fußspuren, sie führten hinauf und herunter. Niemand sonst war über diesen Pfad an den Strand ; heruntergegangen. An einer Stelle entdeckte ich den Abdruck einer Hand. Die Finger zeigten zum Abgrund hin. Dies konnte nur bedeuten, daß der arme McPhe rson gefallen war, als er herabstieg. Ich fand auch runde Eindrücke, die bedeuten konnten, daß er mehr als einmal auf die Knie gegangen war. Am Fuße des Pfades war eine ziemlich große Lagune von der letzten Tide übriggeblieben. An deren Rand hatte McPherson sich entkleidet.
    Sein Handtuch lag immer noch auf dem Felsen. Es war jedoch noch zusammengefaltet und trocken. Es schien also, daß er nicht einmal im Wasser gewesen war. Ich suchte den Strand mit den harten, kleinen Steinen ab. Es gab dort ein paar sandige Stellen, wo man den Abdruck seines Tennisschuhes sowohl als auch seines nackten Fußes sehen konnte. Das zeigte mir, daß er sich zum Baden fertiggemacht hatte, wenn auch das trockene Handtuch bewies, daß er nicht richtig im Wasser gewesen sein konnte.
    Damit lag das Problem klar definiert vor mir - so fremd, wie mich selten eines konfrontiert hatte. Der Mann konnte nicht länger als höchstens eine Viertelstunde am Strand gewesen sein.
    Stackhurst war ihm von >The Gables< aus gefolgt, so daß es über diesen Punkt keinen Zweifel geben konnte. Er hatte baden wollen und hatte sich ausgezogen, wie seine nackten Fußspuren zeigten. Dann jedoch hatte er sich in höchster Panik seine Kleidung einfach lose überge-worfen.
    Er war zurückgekehrt ohne gebadet zu haben, wenigstens aber, ohne sich abgetrocknet zu haben. Und der Grund, der sein Vorhaben so eilig änderte, war durch eine wilde, unmenschliche Art geschehen, so schrecklich, daß er in seinem Schmerz die Lippe durchgebissen hatte und nur noch die Kraft hatte, zurückzukriechen und zu sterben. Wer hatte diese

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