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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Pfades befindet sich selbst zur Hochflut ein steini-ger Strand. Nur hin und wieder findet man Kurven und geschützte Buchten, die zum Baden einladen, und die zu jeder neuen Tide frisch gefüllt werden. Diese schöne Bucht erstreckt sich jeweils mehrere Meilen lang zu beiden Seiten. Unterbrochen wird dieser Küstenstreifen nur an einer einzigen Stelle von dem Dörfchen Fulworth.
    Mein Haus steht sehr einsam in der Landschaft. Ich, meine alte Haushälterin und meine Bie-nen bewohnen das kleine Gut ganz alleine. Mein nächster Nachbar lebt eine halbe Meile von mir entfernt. Es ist Harold Stackhurst, der eine sehr bekannte Schule unterhält. >The Gables< ist ein großes Anwesen, auf dem eine ganze Reihe junger Leute sich auf die verschiedensten Berufe vorbereiten. Verschiedene Lehrer sind in seinem Dienst. Stackhurst selbst ist als Ruderer gut bekannt und ein rundum gebildeter Mensch. Von dem Augenblick an, wo ich mich an der Küs te niederließ, haben wir uns gut verstanden. Wir verstanden uns so gut, daß wir an Abenden einer zum anderen hereinschauen konnten, ohne vorher eine Einladung abzuwarten.
    Gegen Ende Juli des Jahres 1907 hatten wir ein paar handfeste Stürme. Der Wind blies den Kanal hinauf und trieb große Wassermassen an die Felsenküste, die selbst noch bei Ebbe eine große Lagune hinterließen. An jenem Morgen, von dem ich jetzt erzählen will, hatte der Wind etwas nachgelassen. Die ganze Natur wirkte wie frisch gewaschen. Es war unmöglich, an einem so herrlichen Morgen zu arbeiten. So unternahm ich schon vor dem Frühstück einen Spaziergang, um die milde Luft zu genießen. Ich wanderte die Bucht entlang, dem Pfad zu, auf dem man zu den Klippen gelangen konnte. Wie ich so dahinging, rief jemand hinter mir her.
    Und das war Harold Stackhurst und winkte mir einen vergnügten Gruß zu.
    »Was für ein phantastischer Morgen. Ich dachte mir schon, daß ich Sie draußen treffen wür-de.«
    »Sie wollen schwimmen gehen, wie ich sehe.«
    »Ha, mal wieder Ihr alter Trick«, lachte er und klopfte auf seine vollgestopfte Tasche.
    »Ja, McPherson ist schon früh aufgebrochen. Wir haben uns zum Schwimmen verabredet.«
    Fitzroy McPherson war Naturwissenschaftler, ein feiner, aufrechter junger Mann, der allerdings durch ein rheumatisches Fieber einen schweren Herzfehler bekommen hatte. Er hatte jedoch eine athletische Natur, und er war gut in allen Sportarten, die ihn nicht zu sehr überan-strengten. Sommer und Winter ging er zum Schwimmen hinaus, und da auch ich gerne schwimme, haben wir uns oft zusammengetan.
    In diesem Augenblick sahen wir den Mann selber. Sein Kopf schaute am Ende des Pfades um die Ecke der Klippen herum. Dann erschien seine ganze Gestalt. Er war aber so unsicher auf den Beinen, daß er wie ein Betrunkener taumelte. Im nächsten Augenblick warf er mit einem entsetzlichen Schrei die Arme in die Luft und fiel vornüber auf das Gesicht. Stackhurst und ich eilten zu ihm - er war keine fünfzig Meter von uns entfernt gewesen -, wir knieten neben ihm und stützten ihn. Er war offensichtlich ein sterbender Mann. Die glasigen, eingesunkenen Augen und die schaurig bläulichen Lippen konnten nichts anderes bedeuten. Einen Auge nblick lang kam jedoch ein Funke Leben in sein Gesicht zurück. Er brachte zwei Wörter he rvor, die wie eine vehemente Warnung klangen. Sie waren nur sehr schwer zu verstehen, aber wenn ich meinen Ohren trauen darf, dann war das letzte, was fast wie ein Schrei aus ihm he r-ausbrach »Die Mähne des Löwen« gewesen. Völlig irrelevant und unverständlich. Wie immer ich den Sinn drehen mochte, es kam nichts Verständigeres dabei heraus. Dann versuchte er, sich noch einmal aufzurichten, warf die Arme in die Luft und fiel vornüber auf die Seite. Er war tot.
    Mein Begleiter war von dem plötzlichen Schrecken wie gelä hmt, aber ich war, wie Sie sich denken können, jetzt völlig wach. Das war auch notwendig, denn es wurde sehr schnell klar, daß wir es mit einem ganz außergewöhnlichen Fall zu tun hatten. Der Mann war nur mit seinem Burberry-Mantel, seiner Hose, und ein paar offenen Tennisschuhen bekleidet. Als er vornüber fiel, rutschte ihm der Burberry, den er einfach um die Schultern geworfen hatte, he runter und gab den Blick auf seinen Körper frei. Voller Entsetzen starrten wir auf diesen Rü-
    cken. Sein Rücken war überzoge n von dunkelroten Linien, so als wäre er mit einer dünnen Drahtpeitsche fürchterlich geschlagen worden. Die Wunden waren ihm mit einem sehr flexib-len

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