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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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düsteren Bibliothek voller Bücherregale, die so hoch waren, dass sie sich im Dunkel des hohen Raumes verloren. Neben mir brannte ein Kaminfeuer und vor mir saß – ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen! – niemand anderes als Sherlock Hoames. Er sah schlecht aus, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, und das Gesicht wirkte so eingefallen wie in den Tagen seiner schlimmsten Kokainsucht.
    Auch ragten merkwürdig lange Eckzähne aus seinem Oberkiefer.
    „Ja, Wazzon, ich bin es selbst! Willkommen, alter Freund, auf Baker Street Castle.“
    Verblüfft sah ich mich noch einmal um. Das konnte doch nicht sein! Wahrscheinlich saß ich immer noch in meiner kleinen Kirche und träumte. Und was war das? Hinter Hoames löste sich eine Gestalt aus dem Dunkel. Eine eindeutig weibliche Gestalt! Bei ihrem Anblick war ich drauf und dran, vor Schreck in meinen Dämmerschlaf zurückzufallen, denn ihr Gesicht und ihre Hände waren mit einem dichten schwarzen Pelz überzogen. Sie sah aus wie eine Wölfin im Frauenkleid. Ich war fassungslos.
    „Darf ich Ihnen Mrs Huzzon vorstellen?“, fragte Hoames, als ob nichts wäre.
    „Mrs Huzzon! Das?“
    „Natürlich nicht die richtige Mrs Huzzon. Ich nenne sie nur so, und ihr ist es recht. Mrs Huzzon, würden Sie bitte Igor ausrichten, er möchte unserem Gast eine Cocotion bringen!“ Die nicht richtige Mrs Hudson sah mich lange und traurig an und ging langsam hinaus. Am Ende des dunklen Raumes hörte ich eine Tür quietschen.
    „Hoames, ich verstehe nicht! Wo sind wir überhaupt?“
    „Auf Baker Street Castle, wie ich schon sagte.“

    „Liegt das auf Kerkyra?“
    „Kerkyra? Nein! Wir befinden uns in der Wojewodschaft Arberija. Früher hieß Baker Street Castle Cruja.“
    „Und wie bin ich hierher gekommen? Ich saß doch gerade in einer Kirche!“
    „Wie Sie hierher gekommen sind? Soll das ein Witz sein? Die Kirche ist doch seit jeher die Pforte zu anderen Welten!“ Hoames unterbrach sich, weil ein hünenhafter Butler mit einem Tablett in den Händen den Raum betrat. Sein Anblick bedeutete für mich den nächsten Schrecken! Die Stirn über dem extrem primitiven Gesicht war von grotesker Höhe, unter dicken Augenbrauenwülsten blickten zwei ausdruckslose Augen auf mich hernieder. Der Mund stand weit nach vorn und glich einer Wolfsschnauze. Als er die Lippen verzog, entblößte er eine Reihe schneeweißer Zähne. Ob er lächeln wollte? Oder zubeißen?
    Quer über die Stirn zog sich eine breite, mit grünem Wundzwirn vernähte Wunde. Offenbar hatte man ihm den Schädel bei lebendigem Leibe geöffnet und wieder verschlossen. Eine zu neuem Leben erweckte Mumie hätte nicht abscheulicher aussehen können! Nicht einmal die krankhafte Imaginationskraft eines Breughel oder Bram Stoker hätte etwas vergleichbar Schreckliches ersinnen können! Die breiten Kinnladen des Monsters klappten auf, und aus der klaffenden Öffnung ertönten urartikulierte Laute, die wie eine Karikatur der menschlichen Sprache klangen. Mag sein, der Butler sagte etwas, aber ich verstand es nicht.
    Er räusperte sich und versuchte es noch einmal.
    „Verzeihung! Wohl bekomm’s, Sir!“
    Das klang schon besser. Er stellte ein Tablett auf den kleinen Tisch neben mir. Darauf befanden sich Teller, Besteck, kalter Braten, Brot und Preiselbeeren, ein Krug sowie ein Becher. Mir fiel auf, welchen Hunger ich hatte, aber ich war zu neugierig, um zu essen. Stattdessen bestürmte ich Hoames mit Fragen.
    „Auf dieser Festung wohnte doch dieser Antrennewski, nicht wahr? Wo ist er? Und was machen Sie hier? Wieso nennen Sie dieses zugige Gemäuer Baker Street Castle? Und wer ist diese Mrs Huzzon?
    Und wer dieses … äh, Ungeheuer?“

    „So viele Fragen auf einmal, Wazzon. Lassen Sie uns doch lieber auf unser Wiedersehen anstoßen. Sehr zum Wohl!“ Er erhob seinen Becher, widerstrebend hob ich auch meinen.
    „Skoll!“, sagte ich und nahm einen langen durstigen Schluck. Es schmeckte wie Bier, hatte aber einen irgendwie salzigen, metallischen Geschmack, und als ich mir nach dem Trinken mit der Hand den Schaum von den Lippen wischte, merkte ich, dass dieser Schaum rot-braun war.
    „Das ist Cocotion. Ich braue es selbst in den Laboratorien von Baker Street Castle. Eine kleine Liebhaberei von mir. Und ein gutes Mittel gegen den Tod!“
    Die Sache wurde immer merkwürdiger.
    „Ich erinnere mich an Ihre diesbezüglichen Versuche mit Gelée Royale im Rahmen Ihrer Versuche mit der Bienenzucht. Haben aber anscheinend nicht allzu

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