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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Frauenohren zu schrecklich. Und wir sollten einen kleinen Spaziergang unternehmen“.
    Das war weniger ein Vorschlag als ein Befehl. Van Helsing schlug mir so unmissverständlich auf die Schulter, dass ich keinen Widerstand leistete.
    „Vielleicht zum Denkmal des Grafen Schulenburg vor der Neuen Festung, denn hier haben die Wände Ohren.“ Tatsächlich zog sich der Wirt, der angelegentlich einen Spiegel poliert hatte, bei diesen Worten pikiert zurück. So traten wir ins Freie, wo die Hitze uns fast den Atem nahm. Yaraka, der misstrauisch nach links und rechts äugte, folgte uns in gebührendem Abstand. Wie Touristen schlenderten wir zu dem mächtigen Bollwerk im Westen der Stadt.
    Unterwegs erfuhr ich von Van Helsing Schockierendes. „Ich denke, Dr. Watson, Sie wissen, wer Dr. Antrennewski ist?“
    „Wird das eine Rätselstunde, van Helsing? Ja, das ist der Wissenschaftler, den Holmes wegen Forschungen jagt, für die die Welt – genau wie meine Wenigkeit – noch nicht reif sei.“
    „Ich kann Ihren Ärger verstehen. Auch wir verfolgen die Anstrengungen Antrennewskis schon seit Jahren mit großer Besorgnis, wie ich versichern kann. Das Motto unserer Universität lautet „Praesidium Libertatis“, Bollwerk der Freiheit, und genau diese wurde durch Antrennewski beziehungsweise schon seinen Vorfahren in Gefahr gebracht. Antrennewski hat eine Tochter mit einer Indio-Frau. Diese Tochter leidet unter einer seltenen Blutkrankheit.“
    „Ich weiß, Hypertrichose. Ihr Körper ist wie mit einem Pelz überzogen.“
    „Genau! Und außerdem infizierte er sich mit der Heine-Medin-Krankheit. Poliomyelitis. Kinder-Lahmlendigkeit. Sagt man so? Nein? – Ah, Kinderlähmung! Er forschte auf eine Art nach den Ursachen seiner Krankheit und der der Tochter, dass er das Land verlassen musste. Man brachte ihn nämlich mit einer Reihe merkwürdiger Todesfälle in Verbindung, konnte aber nichts beweisen. Er begab sich nach Arberija, wo er die Festung Kruja bezog. Sie müssen wissen, er braucht für seine Forschungen Blut. Badewannen voll Blut. In dicht besiedelten Gebieten ist das nicht zu beschaffen, wohl aber in Arberija, dessen Wojewoden er sich mit Toltekengold und anderen geraubten Schätzen verpflichtete. Weil er aber auch Türken ermordet hat, muss der Wojewode die Rache des Sultans fürchten und dass sein abgeschlagener Kopf irgendwann zur Abschreckung in der Schandmauer in Konstantinopel aufgestellt wird. Und deshalb ließ er Holmes von Vorpsi holen.“
    „Und was ist mit Holmes passiert? So reden Sie doch, Mann!“
    „Er ist möglicherweise Antrennewskis Gefangener. Wir müssen ihn aus der Festung befreien.“
    „Und wie sollen wir das bewerkstelligen?“
    „Keine Sorge, Dr. Watson, wir haben bereits einen Plan.“

     Der Plan, den er mir in der folgenden Stunde unterbreitete, war einfach, aber so kühn, dass ich ihn unter normalen Umständen hätte ablehnen müssen. Wie die Sache stand, blieb mir nichts anderes übrig als ihm zuzustimmen. Nachdem wir unser gemeinsames Vorgehen besprochen hatten, begleitete ich van Helsing zurück zum Hafen, von wo aus er sich heimlich nach Arberija begeben wollte – ich hatte ja meinen Lisans und konnte offiziell einreisen. Unterwegs gab er mir eine Lackdose mit Wachskugeln, die ich mir auf ein bestimmtes Signal hin in die Ohren stopfen sollte. „Verlieren Sie das Wachs nicht.“ Ich versprach es und machte mich auf den Rückweg zum Hotel.
    Unterwegs kam ich an einer kleinen Kirche vorbei, die zwischen zwei Häusern eingeklemmt und mir bisher noch nie aufgefallen war. Wenn ich es vermeiden kann, betrete ich normalerweise nie Gotteshäuser.
    Angesichts dessen, was uns bevorstand, war mir jedoch danach, die Nähe höherer Mächte zu suchen und sie vielleicht um Gnade für meinen Freund zu bitten.
    Weihevolle Stimmen und Dämmerlicht umfingen mich und bildeten einen angenehmen Kontrast zu der gleißenden Helligkeit und der lärmigen Geschäftigkeit auf der Straße. Es gab keine Stuhlreihen, sondern nur eine umläufige Bank an der Wand. Von Müdigkeit übermannt, nahm ich Platz und vertiefte mich in den Anblick der vom Alter nachgedunkelten Ikonostase.
    Wie prachtvoll, und dabei wie einfach, dachte ich noch. Irgendwo erklangen Schritte und schlug mit schmerzhaft lautem Knall eine Tür zu. Gleich darauf muss ich eingeschlafen sein.
    Meinem Gefühl nach konnte ich nur wenige Minuten geschlafen haben, doch als ich erwachte, befand ich nicht mehr in der kleinen Kirche, sondern in einer

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