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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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überzeugt, dass es auch etwas nutzte? Auf keinen Fall.
    Ich kniff die Augen zu und hob die Arme vor mein Gesicht. Als bis auf die Kampfgeräusche von Dr. Tobias und Watson jedoch nichts weiter zu mir durchdrang, blinzelte ich vorsichtig. Zu meiner Überraschung schwebte das Wesen direkt vor mir, beäugte mich aus seinen unheimlichen Augen, unternahm jedoch nichts. Hinter mir hörte ich Miranda keuchen, und kurz darauf schallte ein wütendes Knurren über den Platz. Es kam allerdings nicht von dem Schattenwesen, sondern von Dr. Tobias, der meinem Freund einen mächtigen Tritt gegen sein lädiertes Bein verpasste und im nächsten Moment brüllte: „Du sollst sie dir gefügig machen. Das ist ein Befehl!“ Das Geschöpf fauchte leise und setzte sich wieder in Bewegung.
    Das war gar nicht gut.
    „Und ich sagte, du sollst stehen bleiben!“, rief ich in meiner Verzweiflung und stellte erleichtert fest, dass es auch dieses Mal meinem Befehl nachkam. Zögernder als zuvor, doch es funktionierte.
    „Wieso widersetzt du dich mir? Ich habe dir …“, rief Dr. Tobias, doch der Rest des Satzes ging in einem dumpfen Röcheln unter. Watson hatte sich von der Attacke erholt und war wie ein wütender Stier mit dem Kopf voran dem Mann in den Leib gesprungen. Beide fielen zu Boden und rangen dort miteinander weiter. Für einen Moment sah es aus, als würde Watson den Kampf für sich gewinnen, dann riss sein Kontrahent jedoch sein Knie hoch und traf meinen Freund an delikater Stelle. Watson jaulte auf und fiel zur Seite, krümmte sich zusammen. Dr. Tobias kam schwankend auf die Beine und wischte sich Blut vom Mund.
    „Du wirst mir gehorchen“, zischte er mit hasserfülltem Blick, zog ein abgewetztes Notizbuch aus der Manteltasche und las die seltsamsten Worte vor, die ich je vernommen habe. Miranda nahm sofort ihr Gemurmel wieder auf, aber ich bezweifelte, dass es in diesem Moment etwas nützen würde. In dem babylonischen Wortgefecht brüllte die Schattengestalt aus Leibeskräften und verlor dabei ihre Form, zerfloss wieder zu dem unförmigen Nebel, dem ich vor dem Scotland Yard Gebäude begegnet war. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann zog sie sich wieder zusammen und bewegte sich weiter auf mich zu. Ich wich zurück, rief abermals einen Befehl, doch gehorchte mir das Wesen nicht mehr. Die rotglühenden Augen kamen näher, und der bekannte Sog setzte ein. Meine Kraft, mein Lebenswille wurden mir buchstäblich aus dem Körper gesogen.
    „Das Buch!“, rief Miranda in dem Augenblick. Ich starrte wie gebannt auf die Gestalt, kam nicht einmal mehr auf die Idee, zur Seite auszuweichen. Das Geräusch eines Aufpralls drang zu mir durch, Flüche, Schnaufen und schließlich ein triumphaler Aufschrei.
    „Hierher!“ Eine weibliche Stimme.
    Ich sank auf die Knie, Dunkelheit begann nach mir zu greifen. Irgendetwas loderte hinter mir auf. Und dann … war es vorbei.
    Es klingt vermutlich etwas theatralisch, aber es war tatsächlich vorbei. Der Sog ebbte abrupt ab, die quälenden Kopfschmerzen verschwanden, und selbst die unerträgliche Finsternis zog sich zurück.
    Ich nahm sogar den Waldboden unter mir wieder wahr und hob dankbar – wenn auch verwundert – den Kopf. Welch ein Bild! Dr. Tobias kniete zu meiner Linken, die Arme mit Watsons Gehstock hinter dem Rücken fixiert. Hier und da rebellierte er noch gegen seine Niederlage, doch mein Freund hatte ihn fest im Griff. Die Schattengestalt war einige Schrittweit gewichen, beobachtete mich jedoch noch immer.
    „Miranda, ich denke nicht, dass ich übertreibe, wenn ich sage: Ich habe keinen Schimmer, was hier eben geschehen ist!“ Watson hob ruckartig den Gehstock, als Dr. Tobias unter ihm einen weiteren, erfolglosen Fluchtversuch unternahm.
    „Das ist eine exzellente Feststellung, mein lieber Dr. Watson. Ich kann mir selbst noch nicht auf alles einen Reim machen, aber ich bin sicher, Dr. Tobias wird überaus bereitwillig die letzten Fragen klären.
    Oder?“ Sie wandte sich an den knienden Mann und funkelte ihn finster an. „Ich will wissen, warum Sie den Dämon in die Zwischenwelt geholt haben!“
    Dr. Tobias sog scharf die Luft ein, als Watson der Frage mit Hilfe des Gehstocks Nachdruck verlieh. „Schon gut!“ Er brach in ein verächtliches Lachen aus. „Aber ist es nicht merkwürdig, dass ein so allwissendes Wesen nicht von allein darauf kommt?“ Er wartete auf eine Reaktion, doch als Miranda ihn nur schweigend ansah, stieß er einen Fluch aus und fuhr fort. „Natürlich

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