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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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„Ich bin heute schon einmal zurückgelassen worden und wünschte, ich hätte darauf bestanden Holmes zu begleiten. Ich komme mit!“
    Ein Lächeln stahl sich in mein Gesicht, und im Stillen teilte ich Watsons Wunsch. Wer konnte sagen, was geschehen wäre, hätte ich meinen treuen Gefährten mitgenommen. Das Lächeln erfror, als sich der Gedanke verselbständigte, und ich Watson plötzlich in derselben Misere sah, in der ich mich befand. Nein, ich hatte die richtige Entscheidung getroffen, wenn auch aus den falschen Gründen.
    „Es ist Ihre Entscheidung“, erwiderte Miranda mit einem Kopfnicken und sah zu mir. „Mr Holmes, Sie haben in dem Wald recherchiert. Ist Ihnen bei Ihrer Suche etwas Besonderes aufgefallen? Irgendein besonderer Ort? Bitte besinnen Sie sich und wenn Sie soweit sind – führen Sie uns dorthin.“
    Es war nach den endlosen Stunden der völligen Bedeutungslosigkeit befremdlich, direkt angesprochen zu werden und eine Aufgabe zu haben. Mein Blick wanderte zu Watson, der erstaunlich ruhig Mirandas Geste folgte und ebenfalls zu mir spähte, auch wenn ich wusste, dass er mich nicht wahrnahm. In seinem Gesicht zeigte sich nichts als feste Entschlossenheit. Ich seufzte und drehte mich zu dem Waldweg, rief mir jedes Detail meiner Wanderung ins Gedächtnis. Minuten verstrichen, in denen ich Bilder Revue passieren ließ, bis ich zu dem Ergebnis kam, dass absolut nichts auf meiner Route lag, was auch nur annähernd als etwas Besonderes hätte bezeichnet werden können. Wenn man von dem Ort absah, an dem ich den spitzkegeligen Kahlkopf gefunden hatte. Ich konnte mit nichts Besserem aufwarten, also machte ich einige Schritte in den Wald und sah über die Schulter, ob Miranda meine Bewegung bemerkt hatte. Die Antwort kam umgehend.
    „Es geht los, Mr Watson. Gehen wir!“ Ohne auch nur einen Moment zu zögern, huschte sie los, dicht gefolgt von meinem Freund.
    Trotz der Dunkelheit kamen wir erstaunlich gut voran, was zum einen daran lag, dass ich über kein Hindernis steigen musste sondern hindurch lief und zum anderen, dass ich dieses Mal den Blick nicht auf den Boden heftete, um den Pilz zu suchen. Ich führte mein stummes Gefolge immer tiefer in das Herz des Waldes, hielt nur an, wenn sich einer der beiden im Gebüsch verfing und versuchte zu ergründen, was mich an unserem „Spaziergang“ störte. Es war absolut still, kein Wind ging, das Geräusch des Regens auf dem Blätterdach hatte aufgehört und nirgends raschelte es im Unterholz … wobei – war das für einen Wald mit nachtaktiven Tieren nicht etwas ungewöhnlich?
    Der Gedanke verfolgte mich noch, als wir bereits eine Weile marschiert waren, und ich ertappte mich dabei, wie ich immer wieder den Kopf neigte, in die Dunkelheit lauschte. Miranda und Watson begannen ein leises Gespräch, wisperten sich gegenseitig warnende Worte zu und wurden mit jedem Schritt ernster. Offenbar waren sie von der seltsamen Stille ebenso irritiert wie ich und wagten nicht, ihre Stimmen zu mehr als einem Flüstern zu erheben. Ich konnte nur hoffen, dass wir bald bei der Lichtung ankamen. Falls die Wolkendecke inzwischen aufgerissen war, sollte genug Mondlicht durch die weit auseinanderstehenden Bäume fallen, um wenigstens dieser undurchdringlichen Dunkelheit zu entkommen. Vielleicht würde das …
    „Einen Moment“, unterbrach Miranda meine Gedanken und blieb abrupt stehen.
    „Was ist los?“, zischte Watson und hob die Laterne, um besser sehen zu können.
    „Nehmen Sie das runter.“ Sie wedelte mit der Hand und starrte in das Dickicht. Sekunden verstrichen, in denen mein Freund kaum wagte zu atmen, und ich ungeduldig neben Miranda auf den Fersen wippte. Wir waren nicht mehr weit von der Lichtung entfernt. Ich verstand nicht, warum wir uns so lange dabei aufhielten, in pechschwarzes Gebüsch zu starren. Unsere Sicht reichte nur wenige Schritte und alles, was dahinter lag, verschwamm zu einem großen, schwarzen Nichts. Ich seufzte und wollte mich umdrehen, stutzte aber im nächsten Moment und erstarrte. Ich musste mich korrigieren: Ein großes, schwarzes Nichts, in dem soeben etwas rot geglüht hatte!
    „Da“, wisperte Miranda aufgeregt und streckte eine Hand aus. „Er schleicht durch das Dickicht!“
    Ich warf ihr einen Seitenblick zu und fragte mich abermals, in welcher Beziehung sie zu dem Ding stand. Im Gegensatz zu ihr war mir nach der letzten Begegnung nicht nach Jubelrufen zumute.

    „Sind Sie sicher? Ich kann überhaupt nichts erkennen.“ Watson

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