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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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herumsaßen und auf meine Rückkehr warteten. So nahm denn Frank meine Hochzeitskleider, packte sie zusammen, damit man mir nicht auf die Spur käme, und warf das Bündel irgendwo weg, wo kein Mensch es finden könnte. Morgen würden wir höchst wahrscheinlich schon nach Paris abgereist sein, wäre nicht der gute Mr Holmes heute Abend bei uns erschienen. Wie es ihm gelungen ist, uns aufzufinden, geht freilich über meinen Verstand; er setzte uns ganz klar und freundlich auseinander, dass Frank recht hätte und ich unrecht und dass wir beide durch solche Heimlichkeit einen falschen Schein auf uns laden würden. Dann schlug uns Mr Holmes vor, in seiner Wohnung mit Lord St. Simon allein zu einer Besprechung zusammenzutreffen, und wir begaben uns ohne Verzug hierher. Nun hast du alles gehört, Robert; es tut mir sehr leid, wenn ich dir weh getan habe, aber ich hoffe, du denkst nicht allzu schlecht von mir.«
    Lord St. Simon hatte seine steife Haltung die ganze Zeit über beibehalten und mit gerunzelter Stirn und mit zusammengekniffenen Lippen der langen Erzählung zugehört.
    »Sie werden entschuldigen«, erwiderte er, »aber ich bin nicht gewohnt, meine intimsten persönlichen Verhältnisse öffentlich zu erörtern.«
    »Dann willst du mir also nicht vergeben – mir nicht noch einmal die Hand reichen, ehe ich fortgehe?«
    »Oh gewiss, wenn es Ihnen Vergnügen macht.« Er streckte die Hand aus und ergriff kalt die ihm dargebotene Rechte der jungen Frau.
    »Ich hatte gehofft«, warf Holmes ein, »Sie würden uns bei einem gemütlichen Abendessen Gesellschaft leisten.«
    »Damit verlangen Sie denn doch wohl etwas zu viel von mir«, erwiderte Seine Lordschaft. »Es kann ja sein, dass ich genötigt bin, mich bei diesen Enthüllungen zu beruhigen, aber man kann doch kaum von mir erwarten, dass ich noch gute Miene zum bösen Spiel mache. Gestatten Sie mir, Ihnen insgesamt eine recht gute Nacht zu wünschen.« Damit machte er uns allen eine gemeinsame Verbeugung und schritt zur Tür hinaus.
    »Nun, dann werden Sie uns doch sicherlich mit Ihrer Gesellschaft beehren«, wandte sich Holmes an Mr Moulton. »Es ist mir jedes Mal eine Freude, wenn ich einen Angehörigen des großen freien Staates treffe, der unter seinem Sternen- und Streifenbanner der ganzen Welt auf der Bahn der Freiheit und des Fortschritts so herrlich voranleuchtet!«
    »Das war einmal ein interessanter Fall«, bemerkte Holmes, als unsere Gäste uns verlassen hatten. »Man konnte daran recht deutlich sehen, wie einfach sich oft die Dinge aufklären, die einem auf den ersten Blick ganz rätselhaft vorkommen. Wie klar und natürlich entwickelte sich in der Erzählung der jungen Frau ein Ereignis aus dem anderen, und wie verblüffend kam einem die ganze Angelegenheit vor, wenn man sie zum Beispiel mit den Augen des Mr Lestrade von der Geheimpolizei ansah!«
    »So waren Sie selbst gar nicht auf einer falschen Fährte?«
    »Von Anbeginn stand mir zweierlei klar vor Augen, einmal, dass die Braut der Hochzeit ganz freudig entgegenging und sodann, dass sie wenige Minuten nach der Rückkehr aus der Kirche anderen Sinnes wurde. Offenbar war demnach im Lauf des Vormittags etwas vorgefallen, das diese Wirkung hervorbrachte. Was konnte es sein? Gesprochen hatte sie außerhalb des Hauses mit niemand, da sie ihrem Bräutigam nicht von der Seite gegangen war. Hatte sie aber jemand gesehen, so musste dies jemand aus Amerika gewesen sein, denn während ihres kurzen Aufenthalts hierzulande hatte keiner so viel Einfluss auf sie gewinnen können, dass sein bloßer Anblick eine völlige Sinnesänderung bei ihr bewirkte. Sie sehen, durch Ausschließung anderweitiger Möglichkeiten sind wir bereits zu der Überzeugung gelangt, dass sie wohl jemand aus Amerika wird gesehen haben. Wer konnte wohl dieser Amerikaner sein, der eine solche Macht über sie besaß? Vielleicht ein Liebhaber, möglicherweise aber auch ein Gatte. Dass sie ihre Jugendjahre in wilden Gegenden und unter eigentümlichen Verhältnissen verlebt hatte, war mir ja bekannt. So weit war ich bereits gelangt, ehe ich das erste Wort aus Lord St. Simons Mund vernahm. Als dieser dann von dem Zuschauer vorn in der ersten Bank und von der Veränderung erzählte, die nachher plötzlich mit der Braut vor sich ging, wie sie ihr Bouquet vor den Fremden hinfallen ließ, zu dem höchst durchsichtigen Zweck, sich dabei von demselben einen Zettel zustecken zu lassen, wie sie sich dann mit ihrer Vertrauten besprach und dabei die sehr

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