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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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verblüfft, denn es war kein anderer als – doch es ist vielleicht auch Ihnen gegenüber besser, wenn ich nur sage, dass dieser Name jedermann überall bekannt ist, einer der höchsten, vornehmsten, angesehensten in ganz England. Überwältigt von der Ehre, versuchte ich beim Eintritt des Herrn etwas dergleichen zu sagen, allein er brachte sofort sein geschäftliches Anliegen vor, als sei es ihm darum zu tun, mit einer unangenehmen Aufgabe möglichst rasch fertig zu werden.
    ›Mr Holder‹, begann er, ›ich habe gehört, dass Sie sich mit Vorschussgeschäften befassen.‹
    ›Allerdings, gegen gute Sicherheit‹, erwiderte ich.
    ›Ich brauche auf der Stelle ganz notwendig fünfzigtausend Pfund. Natürlich könnte ich eine so geringfügige Summe zehnmal bei meinen Bekannten borgen, allein es passt mir weit besser, die Sache in geschäftlicher Weise abzumachen und zwar persönlich. Bei einer Stellung wie der meinigen ist es, wie Sie unschwer begreifen werden, nicht weise, sich auf private Verbindlichkeiten einzulassen.‹
    ›Auf wie lange brauchen Sie diese Summe, wenn ich fragen darf?‹
    ›Nächsten Montag wird ein großer Betrag fällig, und dann werde ich den Vorschuss unfehlbar zurückzahlen, samt den Zinsen, die Sie dafür zu berechnen für gut finden. Mir ist hauptsächlich daran gelegen, das Geld unverzüglich in die Hand zu bekommen.‹
    ›Ich würde mir das größte Vergnügen daraus machen, Ihnen die Summe ohne Weiteres aus meiner eigenen Tasche vorzustrecken, allein es wäre das eigentlich doch mehr, als ich auf mich nehmen darf. Tue ich es aber im Namen der Firma, so muss ich aus Rücksicht auf meinen Teilhaber selbst Ihnen gegenüber auf der Beachtung aller geschäftsmäßigen Vorsichtsmaßregeln bestehen.‹
    ›Es ist mir viel lieber so‹, bemerkte er, indem er ein viereckiges schwarzes Maroquin-Etui zur Hand nahm, das er neben seinen Stuhl gelegt hatte. ›Sie haben ohne Zweifel schon von dem Beryll-Diadem gehört?‹
    ›Eines der kostbarsten Stücke unserer Reichskleinodien‹, versetzte ich.
    ›Gewiss.‹ Er öffnete das Etui, und darin lag in weichen fleischfarbenen Samt gebettet das wundervolle Schmuckstück.
    ›Es enthält neununddreißig Berylle von außerordentlicher Größe, und der Wert der Goldfassung lässt sich gar nicht berechnen. Die niedrigste Schätzung würde als Wert des Schmuckes das Doppelte der Summe ergeben, die ich verlangt habe. Ich bin bereit, das Stück als Pfand in Ihren Händen zu lassen.‹ Er reichte mir das Etui, und ich blickte in einiger Verwirrung erst auf dessen kostbaren Inhalt und dann auf meinen hohen Besuch.
    ›Sie haben Zweifel über den Wert des Schmuckes?‹, fragte er.
    ›Durchaus nicht, ich bezweifle nur ...‹
    ›Meine Befugnis zur Verpfändung desselben? Darüber können Sie sich beruhigen. Ich würde mir nicht im Traum einfallen lassen, es zu verpfänden, hätte ich nicht die unumstößliche Gewissheit, dass ich es binnen vier Tagen wieder einlösen kann. Es ist eine reine Formsache. Genügt die Sicherheit?‹
    ›Reichlich.‹
    ›Sie sehen ein, Mr Holder, dass ich Ihnen einen starken Beweis des Vertrauens gebe, das ich nach allem, was ich von Ihnen gehört habe, in Sie setze. Ich verlasse mich darauf, dass Sie nicht nur verschwiegen sind und sich jeglichen Geredes über die Angelegenheit enthalten, sondern vor allem, dass Sie dieses Stück mit jeder möglichen Vorsicht aufbewahren, da der geringste Unfall, der demselben zustieße, einen gewaltigen öffentlichen Skandal nach sich ziehen würde. Eine Beschädigung des Schmuckes wäre auch fast so schlimm wie dessen völliger Verlust, denn es gibt in der ganzen Welt keine Berylle mehr, die diesen gleichkämen, sie wären somit gar nicht zu ersetzen. Trotzdem überlasse ich Ihnen den Schmuck mit vollem Vertrauen und werde ihn Montagvormittag persönlich wieder abholen.‹
    Da ich sah, dass es meinem Besuch darum zu tun war, möglichst rasch fortzukommen, sagte ich weiter nichts, sondern wies meinen Kassierer an, dem Herrn fünfzig Tausendpfundnoten auszuhändigen. Als ich jedoch wieder allein war, und das Etui mit seinem kostbaren Inhalt vor mir auf dem Tisch stand, vermochte ich nur mit Unbehagen an die ungeheure Verantwortung zu denken, die ich mir damit aufgeladen hatte. Da das Stück zum Reichsschatz gehörte, musste unfehlbar das geringste Missgeschick, das demselben begegnete, ein furchtbares Aufsehen verursachen. Ich bedauerte bereits, dass ich mich überhaupt zu dessen Annahme hatte

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