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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Sachverhalt kennt.«
    »Er weiß bereits alles. Sobald ich selbst in Betreff der Sache zur Klarheit gekommen war, suchte ich ihn auf. Da er sich nicht dazu entschließen wollte, mir den Hergang zu erzählen, so erzählte ich ihm denselben. Darauf konnte er nicht umhin, einzuräumen, dass ich das Richtige getroffen habe, und die wenigen Einzelheiten hinzuzufügen, die mir noch unverständlich waren. Die Neuigkeit, die Sie heute mitgebracht haben, öffnet ihm vielleicht vollends die Lippen.«
    »So sagen Sie mir um des Himmels willen, was ist das für ein unbegreifliches Rätsel?«
    »Das will ich, und ich werde Ihnen auch sagen, was für Schritte ich getan habe, um zur Lösung desselben zu gelangen. Vor allem lassen Sie mich Ihnen mitteilen, was für mich auszusprechen und für Sie zu hören am schmerzlichsten ist: Ihre Nichte Mary handelte im Einverständnis mit Sir George Burnwell. Sie sind jetzt zusammen entwichen.«
    »Meine Mary – unmöglich!«
    »Es ist leider mehr als möglich, es ist sicher. Weder Sie selbst noch Ihr Sohn kannten den wahren Charakter dieses Menschen, als Sie ihm in Ihrem häuslichen Kreis Aufnahme gewährten. Er ist eines der gefährlichsten Subjekte in ganz England – ein heruntergekommener Spieler, ein ganz verzweifelter Schurke, ein Mensch ohne Herz und Gewissen. Ihre Nichte hatte keine Ahnung davon, dass es solche Menschen auf der Welt gäbe. Als er ihr seine Liebesschwüre zuflüsterte, wie hundert anderen vor ihr, schmeichelte sie sich, die einzige zu sein, die sein Herz gerührt habe. Der Teufel mag wissen, wie er es anfing, aber er brachte es dahin, dass sie zu seinem willenlosen Werkzeug wurde und fast jeden Abend mit ihm zusammentraf.«
    »Ich kann, ich will es nicht glauben!«, rief der Bankier mit aschfahlem Gesicht.
    »Nun, dann will ich Ihnen erzählen, was vorletzte Nacht in Ihrem Haus vorging. Als Ihre Nichte annahm, Sie haben sich in Ihr Zimmer zurückgezogen, schlüpfte sie hinunter und unterhielt sich mit ihrem Liebhaber durch das Fenster, das nach dem Gässchen bei den Ställen hinausgeht. Seine Fußstapfen haben sich ganz durch den Schnee durchgedrückt, so lange hat er dort gestanden. Sie erzählte ihm von dem Schmuck. Diese Kunde entflammte seine verruchte Gier nach Gold, und er gewann sie für seine Pläne. Ich zweifle nicht an ihrer Anhänglichkeit für Sie, allein es gibt weibliche Wesen, bei denen neben der Anhänglichkeit an einen Geliebten keine andere mehr Raum findet, und zu diesen muss sie wohl gehört haben. Sie hatte kaum die nötigen Vorschriften für ihr Verhalten von ihm empfangen, als sie Sie die Treppe herunterkommen sah, worauf sie das Fenster eiligst schloss und Ihnen die Geschichte von dem Dienstmädchen erzählte, das sich zu dem stelzfüßigen Liebhaber hinausgeschlichen habe, womit es auch seine volle Richtigkeit hatte.
    Ihr Sohn begab sich nach der Unterredung mit Ihnen wohl zu Bett, konnte aber vor Sorgen wegen seiner Schulden im Klub nicht schlafen. Mitten in der Nacht hörte er jemand mit leisem Tritt an seiner Tür vorbeischleichen. Er stand auf, schaute hinaus und sah mit höchster Verwunderung seine Base ganz verstohlen durch den Gang gleiten und in Ihrem Ankleidezimmer verschwinden. Starr vor Staunen warf er ein paar Kleidungsstücke über und harrte im Dunkeln auf die weitere Entwicklung dieser merkwürdigen Geschichte. Nun kam sie wieder aus dem Zimmer heraus, und beim Schein der Flurlampe sah Ihr Sohn, dass sie das kostbare Schmuckstück in der Hand hatte. Sie ging die Treppe hinunter, und er eilte, zitternd vor Schrecken, zu dem Vorhang bei Ihrer Tür, um, dahinter versteckt, sehen zu können, was unten im Hausgang vorgehe. Er sah, wie sie verstohlen das Fenster aufmachte und das Schmuckstück jemandem im Dunkeln reichte, dann das Fenster wieder schloss und eiligst den Rückweg zu ihrem Zimmer einschlug, der sie ganz dicht an seinem Versteck vorbeiführte.
    Solange sie sich auf dem Schauplatz befand, konnte er nichts unternehmen, ohne das Mädchen, das er liebte, aufs Furchtbarste bloßzustellen. Aber sobald sie verschwunden war, machte er sich klar, was für ein namenloses Unglück für Sie daraus entstehen müsste und wie unendlich wichtig es sei, das Kleinod zurückzubekommen. Barfuß, wie er ging und stand, eilte er hinab, öffnete das Fenster, sprang in den Schnee hinaus und rannte das Gässchen entlang, wo er eine dunkle Gestalt im Mondschein bemerkte. Es war Sir George, der sich aus dem Staub zu machen suchte, allein Arthur

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