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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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gerungen, wobei sie beide an dem Schmuckstück zogen und dieses so mit vereinter Kraft in einer Weise beschädigten, wie dies keinem von beiden allein möglich gewesen wäre. Ihr Sohn trug die Siegesbeute davon, hatte jedoch ein Stück derselben seinem Gegner in den Händen lassen müssen. So weit war ich im Reinen. Nun entstand die Frage, wer war dieser letztere und wer hatte ihm den Schmuck hinuntergebracht?
    Es ist ein alter Grundsatz von mir, dass, nachdem alles Unmögliche ausgeschlossen worden ist, man in dem, was übrig bleibt, so unwahrscheinlich es sein mag, die Wahrheit finden muss. Nun wusste ich, dass Sie den Schmuck nicht hinuntergebracht hatten, demnach blieben nur noch Ihre Nichte und die Dienstmädchen übrig. Aber wenn es eines der Dienstmädchen war, warum hatte sich Ihr Sohn an Stelle desselben beschuldigen lassen? Dafür war kein vernünftiger Grund zu finden. Er liebte jedoch seine Base, und darin lag eine vortreffliche Erklärung für sein Bestreben, deren Geheimnis zu wahren – umso mehr, als es ein entehrendes Geheimnis war. Wenn ich ferner bedachte, dass Sie Ihre Nichte an jenem Fenster gesehen hatten und sie in Ohnmacht gefallen war, als sie den Schmuck wieder erblickte, wurde meine Vermutung zur Gewissheit.
    Und wer konnte es sein, mit dem sie unter einer Decke steckte? Ein Geliebter offenbar, denn nur ein solcher wäre imstande gewesen, über die Liebe und Dankbarkeit, die sie für Ihre Person empfinden musste, den Sieg davonzutragen. Ich wusste, dass Sie wenig ausgingen und Ihr Bekanntenkreis ein sehr beschränkter war. Allein zu diesem Letzteren gehörte Sir George Burnwell. Ich hatte schon früher erfahren, dass er bei den Frauen berüchtigt sei. Von ihm mussten die Stiefelspuren herrühren, in seinem Besitz mussten sich die fehlenden Steine befinden. Trotzdem er von Arthur entdeckt worden war, durfte er sich mit der Hoffnung schmeicheln, unbehelligt zu bleiben, denn der junge Mann konnte ja kein Wort sagen, ohne seine eigene Familie bloßzustellen.
    Nun werden Sie sich leicht denken können, welche Schritte ich zunächst tat. Ich begab mich, als Trödler verkleidet, in Sir Georges Wohnung, wo ich mit dessen Diener Bekanntschaft anzuknüpfen wusste, und erfuhr, dass sich sein Herr den Abend vorher am Kopf verletzt habe. Durch eine Ausgabe von sechs Schilling stellte ich dann vollends die ganze Wahrheit fest. Ich kaufte nämlich ein Paar seiner abgelegten Stiefel, nahm sie mit nach Streatam und überzeugte mich, dass sie vollkommen in die Fußspuren passten.«
    »Ich bemerkte gestern allerdings einen Strolch in abgerissener Kleidung vor meinem Haus«, warf Mr Holder ein.
    »Ganz recht. Das war ich. Nachdem ich meines Mannes sicher war, wechselte ich zu Hause die Kleider. Nun harrte meiner noch eine heikle Aufgabe; denn ich sah ein, dass, um Aufsehen zu vermeiden, keine Verfolgung der Sache stattfinden dürfe, und wusste, ein solch abgefeimter Schurke würde sofort durchschauen, dass uns in dieser Sache die Hände gebunden seien. Ich suchte ihn also auf. Zuerst leugnete er natürlich alles. Als ich ihm jedoch sämtliche Einzelheiten des Hergangs vorhielt, machte er Miene, gewalttätig zu werden und nahm einen Totschläger von der Wand. Ich kannte meinen Mann und drückte ihm, ehe er zuschlug, eine Pistole an die Stirn. Nun wurde er etwas vernünftiger. Ich erklärte ihm, wir seien bereit, ihm die Steine abzukaufen, und zwar um tausend Pfund das Stück. Diese Eröffnung entlockte ihm zum ersten Mal ein Zeichen des Bedauerns. ›Verwünscht!‹, rief er, ›ich habe sie alle zusammen für sechshundert Pfund losgeschlagen.‹ Durch die Zusage, dass jede Verfolgung der Sache unterbleibe, brachte ich ihn bald so weit, mir die Adresse des Käufers der Steine zu geben. Augenblicklich machte ich mich dorthin auf und erhielt endlich nach langem Feilschen unsere Steine für tausend Pfund das Stück. Dann sprach ich noch bei Ihrem Sohn vor, um ihm mitzuteilen, dass alles in Ordnung sei, und begab mich endlich gegen zwei Uhr in mein Bett nach einem Tagewerk, das gewiss ein schweres genannt werden darf.«
    »Einem Tagewerk, durch das Sie dem Vaterland ein schlimmes Ärgernis erspart haben«, versetzte der Bankier, indem er sich erhob. »Die Worte fehlen mir, um Ihnen meinen Dank gebührend auszudrücken, aber Ihre Leistung soll nicht unbelohnt bleiben. Ihr Scharfsinn übersteigt in der Tat alles, was ich je Ähnliches gehört habe. Aber jetzt muss ich zu meinem lieben Jungen eilen, um ihm das Unrecht

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