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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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übersehen.«
    »Wozu sie nützen sollte, begreife ich auch jetzt noch nicht«, warf der Oberst ein.
    »Es war das erste Glied in der Kette meiner Beweisführung. – Beim Opiumpulver ist Geruch und Geschmack nicht gerade unangenehm, aber doch entschieden bemerkbar. In den meisten Speisen würde man es gleich herausschmecken. Ein Hammelragout aber ist gerade ein Gericht, in dem ein solcher Beigeschmack schwer zu erkennen wäre. Wie sollte nun wohl Fitzroy Simpson, ein ganz fremder Mann, veranlasst haben, dass an jenem Abend in Strakers Haus Hammelragout gegessen wurde? – Oder lässt sich annehmen, dass er gerade mit dem Pulver in der Tasche einhergegangen kam, als dort zufällig ein Gericht gekocht worden war, in dem man das Opium nicht schmecken konnte? – An ein so unerhörtes Zusammentreffen vermochte ich nicht zu glauben und schloss daher bei der Erwägung des Falls Simpsons Person völlig aus, während ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Straker und seine Frau richtete; denn diese beiden konnten allein das Hammelragout zum Abendessen bestellt haben. Das Opiumpulver war erst in die Portion des Stallknechts hineingeschüttet worden, nachdem sein Teller aufgeschöpft war, denn die anderen hatten ohne schädliche Folgen von dem Gericht gegessen. Wer hatte wohl Gelegenheit gehabt, das zu tun, ohne dass die Dienstmagd es gewahr wurde?
    Noch bevor ich hierüber ins Reine kam, war mir klargeworden, weshalb der Hund nicht angeschlagen hatte; denn eine richtige Schlussfolgerung leitet immer stets auf neue Spuren. Dass ein Hund im Stall gehalten wurde, bewies der Vorfall mit Simpson, und doch hatte er nicht laut genug gebellt, um die beiden Knechte auf dem Heuboden zu wecken, als jemand in den Stall kam und ein Pferd hinausführte. Offenbar musste der nächtliche Besucher dem Hund wohlbekannt gewesen sein.
    Ich war jetzt so gut wie überzeugt, dass John Straker bei nachtschlafender Zeit in den Stall gegangen war, um den Silberstrahl herauszuholen. Aber zu welchem Zweck? – Gewiss mit unredlicher Absicht, sonst hätte er nicht seinen eigenen Stallknecht zu betäuben brauchen. Aber unerklärlich blieb es mir fürs Erste doch, bis mir einfiel, dass Pferdezüchter sich den Gewinn großer Summen sichern können, wenn sie einen Agenten beauftragen, gegen ihre eigenen Renner zu wetten, und es dann den Pferden durch irgendeine Hinterlist unmöglich machen, den Sieg zu erringen. Es waren Fälle vorgekommen, dass man den Jockey bestochen hatte, doch gab es auch noch ein versteckteres und unfehlbareres Mittel. Was aber war hier geschehen? – Ich hoffte, der Inhalt von Strakers Taschen würde mir Aufklärung darüber geben, und ich täuschte mich nicht.
    Sie erinnern sich gewiss noch des seltsamen Messers, das man in des Toten Hand gefunden hat; kein Mensch, der bei Sinnen ist, hätte es als Waffe gewählt. Messer von solcher Form werden, wie uns Doktor Watson mitgeteilt hat, bei sehr schwierigen chirurgischen Operationen verwendet. Und zu einer derartigen Operation sollte es auch in jener Nacht dienen. Bei Ihrer großen Erfahrung in allem, was mit der Rennbahn zusammenhängt, werden Sie, Herr Oberst, ohne Zweifel wissen, dass man am Schenkel des Pferdes, unter der Haut, einen kleinen Einschnitt in die Sehnen machen kann, sodass äußerlich keine Spur zurückbleibt. Infolgedessen fängt das Pferd an, ein wenig lahm zu gehen, was gewöhnlich auf Überanstrengung geschoben wird oder auf einen leichten Anfall von Rheumatismus; ein Bubenstück vermutet niemand dahinter.«
    »Der Elende! Der Schurke!«, schrie der Oberst.
    »Das liefert uns zugleich die Erklärung, weshalb John Straker das Pferd auf das Moor hinausgeführt hat. Ein so feuriges Tier würde sicherlich jeden aus dem festesten Schlaf geweckt haben, sobald es den Messerstich fühlte. Die Sache musste durchaus im Freien vorgenommen werden.«
    »Ich war wie mit Blindheit geschlagen!«, rief der Oberst. »Natürlich brauchte er ein Licht dazu und strich das Wachskerzchen an.«
    »Ohne Frage. Bei der Untersuchung seiner Besitztümer war es mir übrigens gelungen, nicht nur die Art zu entdecken, wie er das Verbrechen begehen wollte, sondern auch seine Beweggründe. Sie leben in der Welt, Herr Oberst, und werden wissen, dass man nicht die Rechnungen anderer Leute in der Tasche herumzutragen pflegt. Jeder hat gewöhnlich genug damit zu tun, seine eigenen zu bezahlen. Ich vermutete sofort, dass Straker ein Doppelleben führen und eine zweite Wohngelegenheit haben müsse. Aus der

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