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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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ist. Halten Sie Ihre eigene Pfeife an die Lampe, und Sie werden sehen, dass es für Sie als Rechtshändigen natürlich ist, die linke Seite an die Flamme zu bringen. Sie machen es vielleicht auch einmal umgekehrt, aber sicher nicht in der Regel. Die hier ist immer so gehalten worden. Dann hat er seinen Bernstein durchgebissen. Dazu gehört ein muskulöser, energischer Mann mit gutem Gebiss. Doch wenn ich mich nicht irre, höre ich ihn auf der Treppe; so werden wir bald etwas Interessanteres als seine Pfeife zu ergründen haben.«
    Einen Augenblick darauf öffnete sich die Tür, und ein großer jüngerer Mann trat ins Zimmer. Er war gut, aber einfach gekleidet, trug einen dunkelgrauen Anzug und hielt in der Hand einen neuen Kastor. Ich hätte ihn auf etwa dreißig Jahre geschätzt, obwohl er in Wirklichkeit ein paar Jahre älter war.
    »Entschuldigen Sie!«, sagte er etwas verlegen. »Ich hätte wohl anklopfen sollen. Ja, natürlich hätte ich anklopfen sollen. Die Sache ist die, ich bin etwas außer mir, und davon kommt das alles.« Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn wie einer, der schwindlig werden will, und ließ sich dann in einen Stuhl niederfallen.
    »Ich sehe, Sie haben ein, zwei Nächte nicht geschlafen«, sagte Holmes in seiner leichten, genialen Weise. »Das bringt einem die Nerven mehr herunter als die Arbeit, ja noch mehr als der Genuss. Erlauben Sie mir die Frage: Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich brauche Ihren Rat. Ich weiß nicht, was ich tun soll, und mein ganzes Lebensglück scheint mir aus den Fugen zu gehen.«
    »Sie wollen meinen Rat als Detektiv?«
    »Nicht nur das. Sie sollen mir Rat geben als scharfsinniger, als welterfahrener Mann. Ich will wissen, was ich zunächst tun muss. Ich hoffe zu Gott, Sie sind imstande, es mir zu sagen.«
    Er brachte das alles kurz, scharf, stoßweise hervor, und es machte mir den Eindruck, als wäre es für ihn außerordentlich peinlich, vor uns zu reden, und als müsste er seiner eigentlichen Neigung Gewalt antun.
    »Es ist eine sehr delikate Sache«, fuhr er fort. »Man spricht nicht gern vor Fremden von Familiensachen. Es ist entsetzlich, über das Verhalten seiner Frau zu zwei Männern zu reden, die man zum ersten Mal im Leben sieht. Es ist fürchterlich, wenn man das tun muss. Aber mein Witz ist zu Ende, und ich muss Rat haben.«
    »Mein lieber Mr Grant Munro ...«, fing Holmes an.
    Unser Besucher sprang von seinem Stuhl auf.
    »Wie?«, rief er, »Sie kennen meinen Namen?«
    »Wenn Sie Ihr Inkognito bewahren wollen«, sagte Holmes lächelnd, »würde ich Ihnen vorschlagen, nicht mehr Ihren Namen auf Ihr Hutfutter zu schreiben oder wenigstens der Person, mit der Sie sprechen, nicht gerade das Innere des Huts zuzuwenden. Ich wollte Ihnen eben sagen, dass wir, mein Freund und ich, viele ungewöhnliche Geheimnisse in diesem Zimmer angehört haben, und dass uns so oft das Glück zuteilwurde, beunruhigten Herzen wieder Frieden zu bringen. Ich hoffe zuversichtlich, wir können für Sie dasselbe tun. Darf ich Sie bitten, da vielleicht Eile nottut, mir unverzüglich den Tatbestand Ihres Falls mitzuteilen?«
    Wieder fuhr sich unser Gast mit der Hand über die Stirn, als komme es ihm recht sauer an. Aus jeder Bewegung und jeder Miene konnte man erkennen, dass er ein verschlossener, selbstbewusster Mann war, mit einem Anflug von Stolz in seiner Natur, der ihn empfangene Wunden eher verbergen als zur Schau tragen ließ. Plötzlich machte er mit der geschlossenen Hand eine energische Bewegung wie einer, der alle Bedenken beiseitewirft, und fing an:
    »Die Sache ist die, Mr Holmes! Ich bin verheiratet, und zwar seit drei Jahren. In dieser ganzen Zeit haben wir beide uns so herzlich geliebt und so glücklich zusammen gelebt wie nur je ein Paar. Wir waren ein Herz und eine Seele im Denken wie im Handeln. Und nun, seit letztem Montag, ist auf einmal ein Riss entstanden, und ich sehe, es muss irgendetwas in ihr vorgehen, das ich nicht enträtseln kann. Wir sind einander entfremdet, und ich will der Sache auf den Grund kommen.
    Nun dürfen Sie vor allem eines nicht vergessen, Mr Holmes! Effie liebt mich. Daran ist gar kein Zweifel. Sie liebt mich von ganzem Herzen und ganzer Seele, und das gerade jetzt mehr als je. Ich weiß es, ich fühle es. Hierüber brauchen wir kein Wort zu verlieren. Aber es trennt uns ein Geheimnis, und ehe dies nicht aufgeklärt ist, können wir nicht wieder dieselben zueinander sein wie vorher.«
    »Seien Sie so freundlich und teilen Sie mir den

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