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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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hätte ich beim besten Willen nicht sagen können.
    Im Hausflur war eine Lampe mit farbiger Glocke, die so schwaches Licht verbreitete, dass ich nichts weiter sehen konnte, als dass ich mich in einem ziemlich großen Raum befand, an dessen Wänden Bilder hingen. Bei dem trüben Schein konnte ich wahrnehmen, dass die Person, welche die Tür geöffnet hatte, ein kleiner, etwa vierzigjähriger Mann mit gemeinen Zügen und runden Schultern war. Als er sich uns zuwandte, erkannte ich aus der Rückstrahlung des Lichtes, dass er eine Brille trug.
    ‚Ist das Mr Melas, Harald?‘, sagte er.
    ‚Ja.‘
    ‚Gut gemacht! Gut gemacht! Nicht böse, Mr Melas, hoffe ich; aber wir konnten ohne Sie nicht zum Ziel kommen. Wenn Sie sich anständig gegen uns verhalten, soll es Ihr Schade nicht sein, aber Gott helf Ihnen, wenn Sie Geschichten machen!‘
    Seine krampfhafte, nervöse, von unangenehmem Kichern unterbrochene Redeweise und seine ganze Erscheinung waren mir unheimlich und jagten mir mehr Furcht ein als vorher mein Gefährte in der Droschke mit seiner drohenden Waffe.
    ‚Was wollen Sie von mir?‘, fragte ich.
    ‚Nur ein paar Fragen sollen Sie an einen Griechen richten, der bei uns zu Besuch ist, und uns die Antworten wissen lassen. Aber sagen Sie kein Wort mehr, als man Sie sagen heißt, oder‘ – und hier hörte ich wieder sein nervöses Kichern – ‚es wäre für Sie besser, Sie wären nie geboren!‘
    Bei diesen Worten öffnete er eine Tür und lud mich ein, ihm in ein anderes, anscheinend reich möbliertes, aber ebenfalls nur durch eine einzige, schwach brennende Lampe matt erleuchtetes Zimmer zu folgen. Jedenfalls war es ein großer Raum, und der Teppich, in den meine Füße versanken, zeugte von seiner prächtigen Ausstattung. Meine Blicke fielen auf Plüschstühle, auf einen hohen Kaminsims von weißem Marmor und, wenn ich mich nicht irre, darüber an der Wand hängende japanische Waffenstücke. Gerade unter der Lampe stand ein Stuhl, und der ältere von den beiden machte mir bemerklich, ich sollte dort Platz nehmen. Der Jüngere hatte uns verlassen, aber sehr bald kam er durch eine andere Tür zurück; er führte einen Herrn in einer Art weiten Überrocks herein, der sich langsam auf uns zu bewegte. Als er in den schwachen Lichtkreis trat, der mich ihn deutlicher erkennen ließ, überlief mich ein Schauder bei seinem Anblick. Leichenblass und entsetzlich abgemagert, besaß er die durchdringenden Augen eines Mannes, in dem der Geist mächtiger ist als der Körper. Was mich aber mehr erschreckte als die sichtlichen Zeichen physischer Erschöpfung, war der Umstand, dass sein Gesicht in grotesker Weise kreuz und quer mit Heftpflasterstücken beklebt war, von denen eines gerade über seinen Mund lief.
    ‚Haben Sie die Tafel, Harald?‘, rief der Brillenträger, als die sonderbare Erscheinung in einen Stuhl mehr niedersank, als sich setzte. ‚Sind seine Hände frei? Nun also, gib ihm den Griffel! – Sie haben die Fragen zu stellen, und er wird die Antworten niederschreiben. Fragen Sie ihn zuallererst, ob er die Papiere unterzeichnen will!‘
    Die Augen des Griechen blitzten Feuer.
    ‚Niemals!‘, schrieb er in griechischer Sprache auf die Tafel.
    ‚Unter keinen Bedingungen?‘, fragte ich auf Geheiß unseres Tyrannen.
    ‚Nur wenn ihre Vermählung in meiner Gegenwart durch einen mir bekannten griechischen Priester erfolgt.‘
    Der Mann kicherte in seiner giftigen Weise und sagte:
    ‚Sie wissen, was Ihrer dann wartet!‘
    ‚Was mit mir geschieht, ist mir gleich.‘
    Derart waren die Fragen und Antworten unserer sonderbaren, halb gesprochenen, halb geschriebenen Unterhaltung. Immer wieder musste ich ihn fragen, ob er nachgeben und die Urkunde unterzeichnen wolle. Immer wieder erhielt ich die gleiche entrüstete Antwort. Bald aber kam mir ein glücklicher Gedanke. Ich fing an, jeder Frage kurze Sätze eigener Erfindung anzufügen – zuerst harmlose, um zu probieren, ob einer von den beiden die Sache durchschaute; als ich dann aber sicher zu sein glaubte, dass sie nichts merkten, spielte ich ein gefährlicheres Spiel. Unser Zwiegespräch verlief nun folgendermaßen:
    ‚Was wird die Folge dieser Hartnäckigkeit sein? Wer sind Sie?‘
    ‚Mir gleich. – Ich bin fremd in dieser Stadt.‘
    ‚Sie haben sich selbst Ihr Schicksal zuzuschreiben. Wie lange sind Sie hier?‘
    ‚Meinetwegen. Drei Wochen.‘
    ‚Das Geld kann niemals Ihr Eigentum sein. Was fehlt Ihnen?‘
    ‚Ich will keine Gemeinschaft mit Elenden. Sie

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