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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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sich einige Minuten über diese seltsamen Zeichen, dann stieß er plötzlich einen Schrei der Überraschung und des Entsetzens aus. Sein Gesicht war ganz entstellt vor Schrecken.
    »Wir haben der Sache nun lange genug ihren Lauf gelassen«, sagte er, »es ist höchste Zeit, dass wir einschreiten. Geht heute Nacht noch ein Zug nach North Walsham?«
    Ich sah sofort auf dem Fahrplan nach. Der letzte war gerade abgegangen.
    »Dann müssen wir morgen bald frühstücken und gleich den ersten Zug benutzen. Unsere Anwesenheit ist dringend nötig. Aha, hier kommt auch die erwartete Depesche. Einen Augenblick, Mrs Hudson, vielleicht muss ich darauf antworten. Nein, es ist gut so. Diese Nachricht zeigt noch deutlicher, dass wir keine Minute Zeit verlieren dürfen, um Cubitt vom Stand der Dinge in Kenntnis zu setzen. Der gute Mann ist in ein gefährliches Netz geraten.«
    Tatsächlich erwies es sich so. Und auch jetzt, wo ich nun das Ende dieser tragischen Geschichte erzählen muss, die mir anfangs kindisch und töricht erschienen war, empfinde ich wieder von neuem jenen Schauder und Schrecken, der mir damals durch die Glieder ging. Ich wünschte, meinen Lesern einen glücklichen Ausgang berichten zu können. Ich muss jedoch den Vorgang so schildern, wie er sich wirklich zugetragen hat, und darf auch das schreckliche Ende nicht verschweigen, das Riding eine Zeitlang zu einer traurigen Berühmtheit verholfen hat.
    Wir waren kaum in North Walsham ausgestiegen und hatten einen Wagen zu unserer Weiterreise bestellt, als der Stationsvorstand auf uns zueilte und uns anredete:
    »Ich vermute, dass Sie die Londoner Geheimpolizisten sind?«
    Holmes war durch diese Frage unangenehm berührt.
    »Woraus schließen Sie das?«
    »Weil Inspektor Martin aus Norwich auch eben durchgekommen ist. Vielleicht sind Sie auch die Ärzte. Sie ist nicht tot – wenigstens nach den letzten Nachrichten noch nicht. Möglicherweise treffen Sie noch rechtzeitig ein, um sie vom Tod zu retten – wenn’s auch nur für den Galgen ist.«
    Holmes’ Antlitz verfinsterte sich.
    »Wir wollen allerdings nach Riding«, sagte er, »aber von dem, was sich nach Ihren Reden dort zugetragen hat, haben wir noch nichts gehört.«
    »Ein furchtbares Blutbad«, fuhr der Bahnhofsvorsteher fort, »sie sind beide erschossen, Mr Cubitt und seine Frau. Sie hat ihn erschossen und dann sich selbst – wenigstens sagt das Personal so aus. Er ist bereits gestorben, und sie schwebt in Lebensgefahr. Heiliger Herr! Eine der ältesten und geachtetsten Familien in der ganzen Grafschaft.«
    Ohne ein Wort zu verlieren sprang Holmes in den Wagen. Er sprach während der ganzen Fahrt kein Wort. Ich habe ihn selten in einer so verzweifelten Stimmung gesehen. Er war schon von Anfang an unruhig gewesen, und hatte, wie mir nicht entgangen war, die Morgenzeitungen ängstlich durchblättert; aber diese plötzliche Verwirklichung seiner schlimmsten Befürchtungen hatte ihn vollends niedergedrückt. Er saß zurückgelehnt in seiner Ecke und war in düsteres Nachdenken versunken, obgleich es vielerlei Interessantes zu sehen gab, denn wir fuhren durch eine der schönsten und eigenartigsten Gegenden in ganz England. Kleine, zerstreut liegende Häuschen waren aus der heutigen Zeit, während die gewaltigen Kirchen mit den viereckigen Türmen, die sich zu beiden Seiten des Weges aus der flachen, grünen Landschaft hervorhoben, von dem Reichtum und der Macht Alt-Englands Zeugnis ablegten. Endlich sah man hinter der grünen Küste von Norfolk die blauen Fluten der Nordsee auftauchen, und der Kutscher zeigte mit der Peitsche auf zwei alte Giebel aus Stein- und Holzfachwerk, die hinter einem Hain hervorlugten. »Das ist Riding«, sagte er.
    Als wir durch das Parktor die Allee entlangfuhren, erblickte ich gerade vor uns den alten Wagenschuppen und die Sonnenuhr, an die sich so merkwürdige Beziehungen knüpften. Aus einem Jagdwagen war eben ein flinker, kleiner Mann mit einem großen, gewichsten Schnurrbart gestiegen. Er stellte sich uns selbst als Inspektor Martin von der Norfolker Kriminalpolizei vor und zeigte sich nicht wenig erstaunt, als er den Namen meines Gefährten hörte.
    »Ei, Mr Holmes, das Verbrechen ist erst heute Nacht um drei Uhr verübt worden, wie konnten Sie das schon in London wissen und ebenso früh am Tatort eintreffen wie ich?«
    »Ich ahnte es. Ich kam in der Absicht, es zu verhüten.«
    »Dann müssen Sie Material haben, das wir nicht kennen; denn soviel uns gesagt worden ist, hat das

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