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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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ist um so auffallender, als er sich auch später noch in der Nähe aufgehalten haben muss, denn als ich am Morgen das Tor wieder untersuchte, hatte er unter die Zeile, die ich bereits gesehen hatte, neue Zeichen gesetzt.«
    »Haben Sie diese frischen Figuren auch kopiert?«
    »Ja, es sind nur wenige; hier sind sie.«
    Er zog abermals ein Papier aus der Tasche, das folgende Zeichen enthielt:

    »Sagen Sie mal«, fragte Holmes, dem ich die starke Erregung an den Augen ansehen konnte, »war dies ein bloßer Zusatz zu der ersten Reihe, oder machte es den Eindruck, als ob es gar nicht dazugehörte?«
    »Es stand auf einem ganz anderen Teil des Tores.«
    »Großartig! Das ist von der größten Bedeutung zur Erreichung unseres Zweckes. Es erfüllt mich mit neuen Hoffnungen. Nun erzählen Sie weiter, Mr Cubitt.«
    »Ich kann nur noch hinzufügen, Mr Holmes, dass ich auf meine Frau sehr böse war, weil sie mich in jener Nacht daran gehindert hatte, den heimtückischen Burschen womöglich in meine Gewalt zu bekommen. Sie sagte zwar, sie hätte sich gefürchtet, es möchte mir ein Leid geschehen, aber einen Augenblick kam mir der Gedanke, dass sie in Wirklichkeit gefürchtet haben möchte, dass er Schaden nehme, denn ich konnte nicht daran zweifeln, dass sie den Mann und auch die Bedeutung dieser Zeichen kannte. Doch in der Stimme meiner Frau lag ein Klang und in ihren Augen ein Ausdruck, der alle Zweifel verscheuchte, und ich bin jetzt wieder der festen Überzeugung, Mr Holmes, dass sie tatsächlich um mein eigenes Wohl besorgt war. – Ich habe Ihnen hiermit den ganzen Fall genau dargestellt und bitte Sie nun um Ihren Rat, was zu tun ist. Ich selbst möchte am liebsten ein halbes Dutzend meiner Leute aufstellen und dem Kerl, wenn er wiederkommt, eine so derbe Lektion erteilen lassen, dass er uns in Zukunft in Frieden lässt.«
    »Ich fürchte, dieser Fall ist schon zu weit vorgeschritten und nicht mehr durch eine so einfache Kur zu heilen«, sagte Holmes. »Wie lange können Sie in London bleiben?«
    »Ich muss heute wieder zurück, unbedingt. Ich möchte meine Frau um alles in der Welt nicht allein lassen während der Nacht. Sie ist sehr nervös und bat mich dringend zurückzukehren.«
    »Wenn’s so steht, kann ich Ihnen nur recht geben. Aber wenn Sie einen oder zwei Tage Zeit gehabt hätten, wäre ich vielleicht mit Ihnen nach Hause gefahren. Lassen Sie mir alle diese Zettel unterdessen hier. Ich denke, ich werde Ihnen höchstwahrscheinlich in Kürze einen Besuch machen und einiges Licht in diese dunkle Sache bringen können.«
    Holmes bewahrte während der Anwesenheit unseres Besuchers seine geschäftliche Ruhe, obgleich er stark erregt war, wie ich wohl merkte. Sobald aber Hilton Cubitts breiter Rücken in der Tür verschwunden war, schritt er schnell zum Schreibtisch, breitete die sämtlichen Papierzettel darauf vor sich aus und begann eine schwierige und mühsame Berechnung. Zwei Stunden lang beobachtete ich ihn, wie er ein Blatt nach dem anderen mit Figuren und Zeichen beschrieb und so sehr in die Arbeit vertieft war, dass er meine Gegenwart augenscheinlich ganz vergessen hatte. Manchmal, wenn es mit seiner Lösung vorwärts ging, fing er an zu pfeifen und zu singen, manchmal, wenn er in Verlegenheit kam, sah er längere Zeit mit gerunzelter Stirn starr vor sich hin. Endlich sprang er mit einem Ausruf der Befriedigung vom Stuhl auf und ging, sich die Hände reibend, im Zimmer auf und ab. Dann nahm er ein Depeschenformular und setzte ein langes Telegramm auf. »Wenn ich darauf die gewünschte Antwort erhalte, werden Sie einen sehr hübschen Fall für Ihre Sammlung bekommen, Watson«, sagte er dann zu mir. »Ich hoffe, dass wir morgen nach Norfolk hinunterfahren können, um unserem Freund endgültig Bescheid bezüglich seiner Kümmernis zu bringen.«
    Ich muss gestehen, dass ich neugierig war. Da ich aber wusste, dass Holmes seine Enthüllungen zu seiner Zeit und auf seine eigene Weise bekannt zu geben pflegte, wartete ich geduldig, bis es ihm passen würde, mich ins Vertrauen zu ziehen.
    In der Beantwortung des Telegramms trat jedoch eine Verzögerung ein. Es folgten zwei Tage, in denen Holmes sehr ungeduldig war und bei jedem Klingeln emporfuhr. Am Abend des zweiten Tages traf dagegen wieder eine Nachricht von Cubitt ein. Es sei alles ruhig geworden, nur heute Morgen habe er an der Sonnenuhr eine lange Reihe tanzender Männchen gefunden. Er legte eine Abschrift davon bei. Sie sah folgendermaßen aus:

    Holmes beugte

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