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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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die Nachschrift: –
    »Ich glaube sicher, dass Sie mein Vertrauen rechtfertigen, Mr Holmes. Ich muss Ihnen mitteilen, dass meine Stellung hier sehr schwierig geworden ist. Mein Herr hat mir nämlich tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht. Ich bin überzeugt, dass seine Neigung tief und echt ist. Meine Antwort können Sie sich denken. Er nahm meine Weigerung sehr ernst, aber doch auch sehr artig auf. Sie werden sich vorstellen können, dass unser Verhältnis etwas gespannt ist.«
    »Unsere junge Freundin befindet sich in einer nicht beneidenswerten Lage«, fügte Holmes, als er den Brief zu Ende gelesen hatte, an. »Ihr Fall zeigt sich bereits von einer interessanteren Seite und entwickelt sich womöglich noch weiter, als ich ursprünglich annahm. Ich wäre daher nicht abgeneigt, einen gemütlichen Tag auf dem Land zu verleben. Ich will also gleich heute Nachmittag hinunterfahren und sehen, ob die eine oder andere meiner Vermutungen sich bestätigt.«
    Holmes’ gemütlicher Tag hatte einen merkwürdigen Abschluss. Er kam spät in der Nacht in der Baker Street an und hatte eine geschwollene Lippe und eine blaue Beule auf der Stirn; er war überhaupt so übel zugerichtet, dass sein eigener Zustand eines polizeilichen Eingreifens bedurft hätte. Seine Erlebnisse machten ihm jedoch ungeheuren Spaß, und er lachte herzlich, als er sie erzählte.
    »So ’ne kleine körperliche Übung ist für mich immer ein Hochgenuss«, fing er an. »Sie wissen, dass ich eine gewisse Kenntnis des guten alten englischen Sports, des Boxens besitze. Manchmal kommt sie einem zustatten. Zum Beispiel heute. Ohne sie würde ich eine sehr kümmerliche Rolle gespielt haben.«
    Ich bat ihn, mir zu erzählen, was vorgefallen sei.
    »Ich suchte jene Kneipe auf, die ich Ihrer Beachtung schon empfohlen hatte, und zog dort vorsichtig Erkundigungen ein. Ich saß am Schanktisch, und der Wirt war sehr mitteilsam und gab mir jede gewünschte Auskunft. Williamson ist ein Mann mit weißem Bart und lebt allein mit kleiner Dienerschaft. Es geht das Gerücht, dass er Geistlicher ist oder doch gewesen ist. Aber ein paar Vorfälle während seines kurzen Aufenthalts im Schloss erscheinen mir sehr wenig geistlich. Ich habe schon in einem Büro für Kirchensachen nachgefragt und die Auskunft erhalten, dass ein Mann dieses Namens im Amt gewesen ist, aber eine äußerst dunkle Karriere hinter sich hat. Der Wirt sagte mir ferner, dass am Ende der Woche gewöhnlich Besucher nach dem Schloss kommen – ›eine feine Gesellschaft, Herr‹ – und ein Herr mit rotem Schnurrbart namens Woodley sei stets dort. Wir waren in unserer Unterhaltung gerade so weit gediehen, als dieser Herr selbst eintrat; er hatte nebenan in der Schenkstube gesessen und Bier getrunken und die ganze Unterredung mit angehört. Wer ich wäre, was ich wünschte? Was ich mit diesen Fragen bezweckte? Die Worte quollen nur so aus seinem Mund, und seine Ausdrücke waren ziemlich kräftig. Sie endigten in einer wüsten Schimpferei, und zum Schluss versetzte er mir einen Faustschlag, den ich nicht mehr ganz parieren konnte. Die paar nächsten Minuten waren köstlich. Ich hatte einen regelrechten Kampf gegen einen wüsten Raufbold. Sie sehen, wie ich daraus hervorgegangen bin. Mr Woodley musste in einem Wagen nach Hause gefahren werden. Damit endete meine Landpartie, und ich muss zugeben, dass dieser Tag, so erfreulich er auch sonst für mich war, nicht viel mehr Zweck gehabt hat als der Ihrige.«
    Der Donnerstag brachte uns einen zweiten Brief unseres Schützlings.
    »Sie werden nicht weiter überrascht sein, Mr Holmes«, schrieb sie, »wenn ich Ihnen mitteile, dass ich die Stelle bei Mr Carruther verlasse. Selbst das hohe Gehalt kann mich für meine Leiden nicht entschädigen. Am Sonnabend komme ich hinauf nach London und werde nicht wieder zurückkehren. Mr Carruther hat sein Gefährt bekommen, und somit sind die Gefahren des einsamen Weges, wenn überhaupt je welche bestanden haben, nun vorüber.
    Die besondere Veranlassung zum Aufgeben meines Dienstes ist nicht nur das gespannte Verhältnis mit Mr Carruther, sondern die Wiederankunft jenes verhassten Mannes, des Mr Woodley. Er war immer hässlich, jetzt sieht er aber noch schrecklicher aus als je, er scheint einen Unfall erlitten zu haben, er ist ganz entstellt. Ich sah ihn am Fenster, glücklicherweise bin ich ihm nicht begegnet. Er hat lange mit Mr Carruther verhandelt, der danach einen sehr erregten Eindruck machte. Woodley muss sich in der

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