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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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bleicher.
    »Wo ist er?«, fragte er mit zitternder Stimme.
    »Er ist oder war wenigstens vergangene Nacht im Wirtshaus zum Kampfhahn, ungefähr zwei Meilen von Ihren Toren entfernt.«
    Der Herzog sank in seinen Stuhl zurück.
    »Und wen beschuldigen Sie? – Wer hält ihn versteckt?«
    Holmes’ Antwort auf diese Frage lautete ganz überraschend. Er ging rasch ein paar Schritte nach vorne und klopfte den Herzog leicht auf die Schulter.
    »Sie«, sagte er dann. »Und nun darf ich Euere Hoheit wohl um den Scheck bitten.«
    Nimmermehr werde ich die Erscheinung des Herzogs vergessen, als er aufsprang und um sich griff wie jemand, der in einem Abgrund versinkt. Dann setzte er sich mit großer Selbstbeherrschung wieder nieder und verbarg das Gesicht mit seinen Händen. Es dauerte verschiedene Minuten, ehe er sprechen konnte.
    »Wieviel wissen Sie?«, fragte er endlich, ohne den Kopf emporzuheben.
    »Ich habe Sie gestern Abend zusammen gesehen.«
    »Weiß es noch jemand außer Ihrem Freund?«
    »Ich habe es niemandem gesagt.«
    Der Herzog ergriff mit zitternder Hand eine Feder und schlug das Scheckbuch auf.
    »Ich werde mein Wort halten, Mr Holmes. Ich bin im Begriff Ihre Anweisung auszuschreiben, wenn mir auch Ihre Auskunft nicht sehr angenehm klingt. Als ich die Belohnung aussetzte, dachte ich nicht im entferntesten daran, dass die Sache eine derartige Wendung nehmen sollte. Aber Sie und Ihr Freund sind doch verschwiegene Leute, Mr Holmes?«
    »Ich verstehe Euere Hoheit nicht recht.«
    »Dann will ich’s Ihnen deutlicher sagen, Mr Holmes. Wenn Sie beide allein den Vorfall kennen, liegt kein Grund vor, dass ihn andere erfahren. Zwölftausend Pfund bin ich Ihnen schuldig, nicht?«
    Holmes lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Euere Hoheit, ich habe die Befürchtung, dass sich die Angelegenheit schwerlich so leicht regeln lässt. Wir müssen den Tod des Lehrers noch in Berücksichtigung ziehen.«
    »Davon hat James nichts gewusst. Dafür können Sie ihn nicht verantwortlich machen. Das ist die Tat des rohen Gesellen, den er unglücklicherweise in seinen Dienst genommen hatte.«
    »Ich stehe auf dem Standpunkt, Euere Hoheit, dass jemand, der sich eines Verbrechens schuldig macht, moralisch auch die Schuld an einem anderen trägt, das sich aus dem ersten entwickelt.«
    »Moralisch, Mr Holmes. Insofern haben Sie zweifellos recht. Aber sicherlich nicht in den Augen des Richters. Ein Mann kann nicht verurteilt werden wegen eines Mordes, bei dem er nicht zugegen war, und den er ebenso sehr missbilligt und verabscheut wie Sie selbst. Gleich, nachdem er die Untat erfahren hatte, hat er mir ein volles Geständnis abgelegt, einen solchen Schauder und solche Gewissensbisse empfand er darüber. Er hat keine Minute verloren, um mit dem Mörder vollständig zu brechen. Oh, Mr Holmes, Sie müssen ihn retten – müssen ihn retten! Ich beschwöre Sie, retten Sie ihn!« Der Herzog hatte alle Herrschaft über sich verloren. Er lief wie wahnsinnig im Zimmer umher und rang verzweifelt die Hände. Endlich wurde er wieder Herr seiner selbst und setzte sich zum zweiten Mal an den Schreibtisch. »Ich rechne es Ihnen hoch an, dass Sie hierhergekommen sind, ehe Sie irgendeinem anderen etwas gesagt haben«, fuhr er fort. »So können wir wenigstens miteinander beraten, auf welche Weise wir diesen schrecklichen Skandal am besten unterdrücken.«
    »Allerdings«, antwortete Holmes. »Dazu gehört jedoch, dass wir ganz offen zueinander sprechen, Hoheit. Ich habe die Absicht, Ihnen nach besten Kräften zu helfen; um das jedoch zu können, muss ich alle Verhältnisse bis ins Kleinste kennen. Ich weiß, dass Sie Mr Wilder in Schutz nehmen wollen, und dass er nicht der Mörder ist.«
    »Nein; der Mörder ist entkommen.«
    Holmes lächelte.
    »Euere Hoheit haben wahrscheinlich noch nichts von dem bescheidenen Ruf gehört, dessen ich mich erfreue, sonst würden Sie nicht glauben, dass man mir so leicht entschlüpft. Mr Hayes ist auf meine Veranlassung gestern Abend um elf Uhr in Chesterfield verhaftet worden. Ich habe von dem Ortspolizeiinspektor, ehe ich heute Morgen die Klosterschule verließ, ein diesbezügliches Telegramm bekommen.«
    Der Herzog lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah meinen Freund starr vor Erstaunen an.
    »Sie scheinen fast übermenschliche Fähigkeiten zu besitzen«, sagte er nach einer Weile. »Hayes ist also wirklich festgenommen? Ich bin sehr froh, das zu hören, falls es nicht auf James’ Schicksal einen ungünstigen

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