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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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ehrlichen Mannes gemacht.«
    »Auf mich auch. Das ist mir eben auffallend, dass ein durchaus ehrlicher Mann – hier ist übrigens eine große Schreibmaterialienhandlung. Hier wollen wir unsere Nachforschungen beginnen.«
    Es gab in der ganzen Stadt nur vier derartige Geschäfte von irgendwelcher Bedeutung, und in jedem zeigte Holmes seine Bleistiftabfälle, und bot einen hohen Preis für einen Bleistift, wie er ihn beschrieb. Alle Verkäufer stimmten darin überein, dass sie einen solchen Bleistift bestellen könnten, dass diese Sorte aber von ungewöhnlicher Dicke sei und daher selten auf Lager gehalten werde. Mein Freund schien durch seine Misserfolge nicht sonderlich betrübt, er zuckte nur in beinahe komischer Weise entsagungsvoll mit der Schulter.
    »Das sieht nicht sehr tröstlich aus, mein lieber Watson. Die beste Spur hat zu nichts geführt, und ich hege wahrhaftig etwas Zweifel, ob wir nun ohne sie zum Ziel kommen werden. Weiß Gott, mein Lieber, es ist fast neun Uhr, und die Wirtin sprach von grünen Erbsen, und wir sollten bestimmt um halb acht zum Essen da sein. Nun, die wird ihre helle Freude haben, wenn wir jetzt endlich anrücken. Passen Sie auf, so was schlägt dem Fass noch mal den Boden aus. Sie kommen stets unpünktlich zu Tisch und verqualmen der Frau ihre Zimmer – da wird sie Ihnen nächstens kündigen, und ich fliege natürlich mit hinaus, d. h. aber nicht eher, bis wir das Problem von dem nervösen Professor, dem nachlässigen Diener und den drei unternehmenden Studenten gelöst haben.«
    Holmes sprach an jenem Abend kein Wort mehr über die Sache, obwohl er nach unserem verspäteten Abendbrot lange Zeit in Gedanken versunken dasaß.
    Am anderen Morgen um acht Uhr, als ich gerade mit meiner Toilette fertig war, kam er in mein Zimmer.
    »Nun, Watson«, sagte er, »es ist Zeit, dass wir nach St. Lucas hinuntergehen. Können Sie mit dem Frühstück warten?«
    »Gewiss.«
    »Der Professor wird in größter Unruhe sein, bis wir ihm einen positiven Bescheid bringen.«
    »Das glaube ich auch! Können Sie ihm denn etwas Bestimmtes mitteilen?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Sie haben sich ein Urteil gebildet?«
    »Jawohl, mein lieber Watson; ich habe das ganze Geheimnis aufgedeckt.«
    »Aber was haben Sie denn in der Nacht für Beweismaterial sammeln können?«
    »Oho! Ich bin nicht umsonst zu so ungewohnter Stunde, um sechs Uhr, aufgestanden. Ich habe bereits zwei Stunden angestrengt gearbeitet und wenigstens fünf Meilen zurückgelegt, mein Lieber, um etwas zu finden. Sehen Sie hier!«
    Er hielt mir die flache Hand hin, in der er drei kleine Klumpen von schwarzem, lehmigem Ton hatte.
    »Ei, Holmes, Sie hatten gestern Abend doch nur zwei solche Dinger!«
    »Und eins habe ich heute Morgen gefunden. Es ist ein schlagendes Beweismittel. Wo Nummer drei hergekommen ist, werden wohl auch Nummer eins und zwei herstammen. He, Watson? Also kommen Sie, wir wollen unseren Freund nicht länger die Pein des Zweifels ausstehen lassen.«
    Der unglückliche Hochschullehrer befand sich ohne Frage in einem bejammernswerten Zustand, als wir ihn in seiner Wohnung aufsuchten. In ein paar Stunden sollte die Prüfung anfangen, und er wusste immer noch nicht, ob er den Vorfall bekannt geben, oder den Schuldigen die Früchte seiner unlauteren Handlungsweise genießen lassen sollte. Er konnte vor Aufregung kaum auf den Beinen stehen und lief Holmes mit ausgestreckten Armen entgegen.
    »Gott sei Dank, Mr Holmes, dass Sie kommen! Ich fürchtete schon, Sie hätten’s aus Verzweiflung aufgegeben. Was soll ich tun? Kann die Prüfung ihren Verlauf nehmen?«
    »Ja; lassen Sie sie auf jeden Fall beginnen!«
    »Aber dieser Schurke …?«
    »Den will ich Ihnen sogleich vorführen!«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ich glaube, ja. Wenn die Sache nicht an die Öffentlichkeit dringen soll, müssen wir uns selbst gewisse Rechte nehmen und einen kleinen Gerichtshof bilden. Setzen Sie sich dorthin bitte, Herr Professor. Sie hierher, Watson! So! Ich will in dem Sessel in der Mitte Platz nehmen. So, jetzt, denke ich, sitzen wir alle in der nötigen Positur, um einem Schuldigen Schrecken einzujagen. Klingeln Sie, bitte!«
    Bannister trat ein, prallte jedoch in sichtlicher Überraschung und Furcht vor unseren richterlichen Mienen wieder zurück.
    »Wollen Sie bitte die Tür zumachen«, sagte Holmes. »So, Bannister, nun erzählen Sie uns mal der Wahrheit gemäß, wie sich der Fall von gestern zugetragen hat.«
    Der Mann wurde im ganzen Gesicht

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