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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Eine ganz besondere Leistung – wirklich, eine ganz besondere. Nun, ich glaube, hier können wir nichts mehr lernen. Wir wollen weitergehen. Das Gartentor ist gewöhnlich offen, nicht wahr? Dann brauchte der Besuch also nur einfach hereinzuspazieren. An Mord dachte die Person nicht, sonst würde sie sich selbst mit irgendeiner Waffe versehen und nicht das Messer auf dem Schreibtisch erwischt haben. Sie benutzte dann diesen Korridor, wo sie auf dem Kokosnussmattenwerk keine Fährte hinterlassen hat. Dann trat sie ins Studierzimmer. Wie lange mag sie sich hier aufgehalten haben? Dafür haben wir keinen Anhaltspunkt.«
    »Nur wenige Minuten, Mr Holmes. Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, dass Miss Marker, die Haushälterin, nicht lange vorher hier gewesen war und Staub gewischt hatte – ungefähr eine Viertelstunde vorher.«
    »Schön, das gibt uns eine zeitliche Grenze. Unsere Dame kommt herein, und was tut sie? Sie geht an den Schreibtisch. Wozu? Nicht um etwas aus den Schubladen zu nehmen, denn Wichtiges würde sicher eingeschlossen gewesen sein. Nein, sie wollte etwas aus dem Schränkchen holen. Haha! Was ist das für ein Kritz? Zünden Sie ein Streichholz an, Watson. Warum haben Sie mir davon nichts gesagt, Hopkins?«
    Der Kritzer, den er untersuchte, fing am Messingbeschlag rechts vom Schlüsselloch an, war gegen vier Zoll lang und hatte am Holz die Politur beschädigt.
    »Ich hab’s gesehen, Mr Holmes. Aber um ein Schlüsselloch herum gibt’s stets solche Kritzer.«
    »Dieser ist aber neu, ganz neu. Sehen Sie, wie das Messing an der Schnittfläche glänzt. Ein alter Riss würde ebenso aussehen wie seine Umgebung. Gucken Sie mal durch meine Lupe. An der Politur ist’s auch noch wahrzunehmen, sie ist an beiden Seiten aufgelockert wie die Erde bei einer Furche. Ist Miss Marker da?«
    Ein ältliches Weib mit niedergeschlagenem Gesicht trat ins Zimmer.
    »Haben Sie dieses Schränkchen gestern abgestaubt?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Haben Sie diesen Kritzer bemerkt?«
    »Nein, er ist mir nicht aufgefallen.«
    »Ich bin überzeugt, dass Sie ihn nicht gesehen haben, denn sonst würden Sie diese abgelösten Anstrichteilchen weggewischt haben. Wer hat den Schlüssel zu diesem Schränkchen?«
    »Der Professor bewahrt ihn an der Uhrkette auf.«
    »Ist es ein gewöhnlicher Schlüssel?«
    »Nein, Herr; er hat eine besondere Konstruktion.«
    »Gut. Sie können wieder gehen, Miss Marker. Nun wissen wir schon etwas mehr. Unsere Dame kommt herein, geht an das Schränkchen auf dem Schreibtisch und öffnet es, oder versucht es zu öffnen. Während sie dabei ist, tritt der Sekretär herein. In der Eile, den Schlüssel herauszuziehen, macht sie diesen Kritzer. Er hält sie fest, und sie ergreift den ersten besten Gegenstand auf dem Tisch – zufällig dieses Messer – und schlägt nach ihm, damit er sie loslassen soll. Der Schlag stellt sich als verhängnisvoll heraus. Der Getroffene sinkt nieder, und sie flieht, sei es nun nach Erreichung ihres Zweckes oder ohne dies. Ist das Mädchen hier? Susan, könnte jemand, nachdem Sie den Schrei gehört hatten, noch durch jenen Ausgang entkommen sein?«
    »Nein, Herr; das ist unmöglich. Ehe ich die Treppe hinunterlief, hätte ich jemanden im Gang sehen müssen. Außerdem ist die Tür nicht aufgemacht worden, denn ich müsste es sonst gehört haben.«
    »Also kommt dieser Ausgang nicht in Betracht. Dann muss die Dame zweifellos rückwärts denselben Weg eingeschlagen haben wie herwärts. Der andere Gang führt, wenn ich recht verstehe, nur nach des Professors Schlafzimmer. Er hat keinen Ausgang ins Freie?«
    »Nein, Herr.«
    »Wir wollen ihn jetzt entlang gehen und die Bekanntschaft des Professors machen. Holla, Hopkins! Das ist sehr wichtig, äußerst wichtig, wahrhaftig. Dieser Korridor ist mit ebensolchem Mattenwerk belegt.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Finden Sie den Zusammenhang nicht heraus? Nun, nun, ich will nicht gerade darauf bestehen. Ich kann mich irren. Aber es regt mich an, erscheint mir als eine gewisse Andeutung. Kommen Sie und stellen Sie mich vor.«
    Wir schritten den Gang entlang; er war ebenso lang wie der zum Garten. Am Ende waren einige Stufen, und dann kam eine Tür. Unser Führer klopfte an und führte uns in das Zimmer des Professors.
    Es war ein sehr großer Raum. An den Wänden standen mächtige Büchergestelle mit unzähligen Bänden, auch in den Ecken und auf dem Boden lagen noch Haufen von Büchern, für die in den Schränken und auf den Brettern kein Platz

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