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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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meinen Zweck erfüllen. Er wusste, dass ich Wort halten würde, und dass sein eigenes Schicksal mit meinem verquickt war. Aus diesem Grund, und nur aus diesem, beherbergte er mich. Er steckte mich in jenen dunkeln Schrank, ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Er allein kannte meinen Aufenthalt. Er aß in seinem Zimmer und konnte mich so mit einem Teil seiner Speise versehen. Es war abgemacht, dass ich, sobald die Polizei das Haus verlassen hätte, bei Nacht hinausschlüpfen und nie wiederkehren sollte. Aber Sie haben unsere Pläne bis zu einem gewissen Grad erraten und sie durchkreuzt.« Sie riss ein kleines Paketchen aus ihrem Busen. »Jetzt komme ich zum Schluss«, rief sie, »hier sind die Papiere, die Alexis retten werden. Ich vertraue sie Ihrer Ehre und Ihrer Gerechtigkeitsliebe an. Nehmen Sie sie hin! Übergeben Sie sie der russischen Botschaft. Nun habe ich meine Pflicht erfüllt, und ...«
    »Haltet sie!«, rief Holmes. Er war mit einem Sprung bei ihr und entwand ihrer Hand ein kleines Fläschchen.
    »Zu spät!«, sagte sie und sank zurück auf das Bett. »Zu spät! Ich habe das Gift genommen, eh’ ich aus meinem Versteck heraustrat. Mir wird schwindlig! Ich sterbe! Vergessen Sie das Paketchen nicht!«
    »Ein einfacher Fall, und in mancher Hinsicht doch ein recht lehrreicher«, bemerkte Holmes, als wir zur Stadt zurückfuhren. »Es drehte sich vom Anfang an um den Klemmer. Wenn der Sterbende dieses Glas nicht erfasst hätte, hätten wir womöglich nie die Lösung gefunden. Es war mir klar, dass die Trägerin einer so starken Nummer ohne Augengläser ganz hilflos gewesen sein musste. Als Sie mir zumuteten, zu glauben, dass sie auf einem so schmalen Rasenstreifchen hingegangen sein sollte, ohne einen einzigen Fehltritt zu tun, bemerkte ich, wie Sie sich noch erinnern werden, dass das eine besondere Leistung wäre. Innerlich hielt ich es für eine unmögliche Leistung; es hätte nur noch sein können, was aber kaum anzunehmen war, dass sie ein zweites Glas bei sich gehabt hätte. Ich musste also ernstlich damit rechnen, dass sie noch im Haus war. Als ich sah, wie ähnlich die beiden Korridore einander waren, zweifelte ich kaum noch, dass sie sie verwechselt habe. Dann musste sie aber in das Zimmer des Professors gekommen sein. Ich suchte also feste Beweise für meinen Verdacht und musterte das Zimmer ganz genau auf irgendwelche Verstecke hin. Der Teppich schien aus einem einzigen Stück zu bestehen und angenagelt zu sein; ich gab also den Gedanken an eine Falltür im Boden auf. Dagegen konnte hinter den Büchergestellen sehr wohl ein Schlupfwinkel sein. Wie Sie wissen, ist das in alten Bibliotheken gar nicht mal selten. Ich bemerkte, dass überall auf dem Boden Haufen von Büchern lagen, dass aber vor einem Schrank eine Stelle leer war. Hier musste also der Zugang sein. Ich konnte keine Fußspuren finden, aber der Teppich war von dunkler Farbe, die sich sehr gut zu einem Versuch eignete. Ich rauchte daher eine Menge von diesen ausgezeichneten Zigaretten und ließ die Asche auf den Platz vor dem verdächtigen Bücherschrank fallen. Es war eine einfache List, aber doch ganz wirkungsvoll. Ich ging dann hinunter und vergewisserte mich in Ihrer Gegenwart, Watson, ohne dass Sie freilich meine Absicht ganz verstanden, dass Professor Corams Nahrungsaufnahme zugenommen hatte – wie das ja zu erwarten war bei jemandem, der eine zweite Person mit ernährte. Dann gingen wir wieder hinauf, und durch das Umkippen des Zigarettenkistchens verschaffte ich mir eine günstige Gelegenheit, den Fußboden genau in Augenschein zu nehmen. Ich sah sehr deutlich an den Spuren auf der Zigarettenasche, dass die Gefangene in unserer Abwesenheit ihr Versteck verlassen hatte.
    Nun, Mr Hopkins, hier ist Charing Cross. Ich gratuliere Ihnen, dass Sie Ihren Fall so glücklich zu Ende geführt haben. Sie werden doch wohl ins Hauptquartier gehen. Wir beide, Watson, wollen zusammen zur russischen Botschaft fahren.«

D ER VERMISSTE F USSBALLSPIELER
    Wir waren ziemlich daran gewöhnt, rätselhafte Telegramme zu erhalten, aber besonders liegt mir noch eins im Sinn, das vor etwa acht Jahren an einem düsteren Februarmorgen ankam und Holmes einige Verlegenheit bereitete. Es trug seine Adresse und lautete:
    Bitte mich erwarten. Furchtbares Unglück. Wichtigster Mann fort; morgen unentbehrlich. – Overton.
    »Es trägt die ordnungsmäßige Stempelmarke und ist um zehn Uhr sechsunddreißig Minuten aufgegeben worden«, sagte mein Freund, nachdem er

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