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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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und ich glaube sicher, dass wir einen Abdruck auf diesem Löschblatt finden werden. Ah, da haben wir’s ja schon!«
    Er riss ein Stück vom Löschblatt ab, und zeigte es uns.
    Overton war ganz aufgeregt.
    »Halten Sie’s gegen den Spiegel!«, rief er.
    »Das ist gar nicht nötig«, antwortete Holmes. »Das Papier ist ziemlich dünn, und auf der Rückseite werden wir die Schrift lesen können.« Er drehte es um, und wir lasen: »Stehen Sie uns um Himmels willen bei!«
    »So, das ist aber bloß der Schluss des Telegramms, das Godfrey Staunton wenige Stunden vor seinem Verschwinden abgesandt hat. Es fehlen uns noch wenigstens sechs Worte am Anfang, aber das Ende beweist schon, dass der junge Mann vor einer furchtbaren Gefahr stand, aus der ihn irgendjemand befreien sollte. Uns, wohlgemerkt! Es war also eine zweite Person mit hinein verwickelt. Wer sollte es sonst sein als dieser blasse, bärtige Mann, der sich selbst in so großer Aufregung befand? Welcher Art sind dann aber die Beziehungen zwischen Staunton und dem Mann? Und wer ist der Dritte, von dem sie Hilfe erwarteten gegen die dringende Gefahr? Unsere Nachforschung muss sich auf diese Hilfsquelle stützen.«
    »Wir brauchen nur die Adresse dieses Dritten ausfindig zu machen«, warf Mr Overton ein.
    »Gewiss, mein Verehrter. Dieser eminent tiefsinnige Gedanke war mir auch bereits gekommen. Aber Sie werden wohl auch schon erfahren haben, dass, wenn man auf dem Postamt nach der Adresse von anderer Leute Depeschen fragt, die Beamten wenig Entgegenkommen zeigen. Die Sache ist nicht so einfach! Immerhin bezweifle ich nicht, dass wir bei einiger Vorsicht und Schlauheit unseren Zweck erreichen können. Einstweilen möchte ich gerne in Ihrer Gegenwart, Mr Overton, diese Briefschaften hier auf dem Tisch durchsehen.«
    Es waren eine Menge Briefe, Zettel und Notizen, die Holmes rasch mit scharfem Blick überflog. »’s ist nichts darunter«, sagte er endlich. »Beiläufig bemerkt, Ihr Freund war doch ein gesunder junger Mann – der keinerlei Krankheit an sich hatte?«
    »So gesund wie ’n Fisch.«
    »Wissen Sie, ob er schon jemals krank war?«
    »Keine Stunde. Er hat sich einmal geschnitten, und einmal am Knie verletzt, ’s war aber nicht der Rede wert.«
    »Vielleicht war er doch nicht so gesund, wie Sie glauben. Ich bin entschieden der Meinung, dass er eine geheime Störung gehabt hat. Mit Ihrer Einwilligung will ich diese zwei Zettel einstecken, sie können uns bei unseren weiteren Nachforschungen möglicherweise noch zustattenkommen.«
    »Einen Moment! Einen Moment!«, rief eine jammernde Stimme, und als wir uns umdrehten, sahen wir einen wunderlichen alten Mann, ruckend und zuckend in der Tür stehen. Er hatte einen alten schwarzen Anzug an, einen breitkrempigen Zylinderhut auf und ein weißes Halstuch um – die ganze Erscheinung war die eines alten Dorfpfarrers, wie sie auf alten englischen Bildern zu sehen sind. Aber trotz seines schäbigen und sonderbaren Aussehens hatte seine Stimme einen scharfen, bestimmten Klang, und sein ganzes Benehmen war so sicher, dass wir ihm unsere Beachtung nicht versagen konnten.
    »Wer sind Sie, mein Herr, und mit welchem Recht nehmen Sie Einsicht in die Papiere dieses Herrn?«, fragte er meinen Freund.
    »Ich bin Privatdetektiv und versuche aufVeranlassung eines Dritten das Verschwinden jenes Herrn aufzuklären.«
    »So, Detektiv sind Sie, sind Sie wirklich? Und wer hat Sie beauftragt, he?«
    »Dieser Herr hier, Mr Stauntons Freund; er ist von Scotland Yard an mich gewiesen worden.«
    »Und wer sind Sie, mein Herr?«
    »Ich bin Cyril Overton.«
    »Dann sind Sie’s also, der mir ein Telegramm geschickt hat. Ich heiße Lord Mount-James. Ich bin so rasch heruntergekommen, wie mich der Bayswaterzug nur herbringen konnte. Sie haben also einen Detektiv zugezogen, Mr Overton?«
    »Jawohl, mein Herr.«
    »Und Sie wollen auch die Kosten bezahlen?«
    »Ich zweifle nicht, dass das mein Freund Godfrey tun wird, wenn wir ihn gefunden haben.«
    »Wenn er aber nicht gefunden wird, wie ist’s dann, he? Beantworten Sie mir diese Frage!«
    »In diesem Fall zweifellos seine Familie.«
    »Da gibt’s nichts!«, jammerte der Alte. »Von mir bekommen Sie keinen Pfennig, nicht einen Pfennig! Haben Sie’s gehört, Herr Detektiv? Ich bin die ganze Familie, die dieser junge Mann hat, und ich sage Ihnen, ich bin durchaus nicht verantwortlich. Wenn er was in Aussicht hat, hat er’s dem Umstand zuzuschreiben, dass ich mein Geld stets zusammengehalten

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