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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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Clayton, sagen Sie mir alles, was Sie von dem Mann wissen, der heute Morgen um zehn in Ihrer Droschke hier dicht bei meinem Haus wartete und Sie nachher die Regent Street hinunter hinter den beiden Herren herfahren ließ.«
    Der Mann war verdutzt und wurde ein bisschen verlegen.
    »Na«, sagte er nach einigem Besinnen, »da hat’s wohl nicht viel Zweck, dass ich Ihnen Geschichten erzähle. Denn Sie wissen ja wohl schon so viel davon wie ich selber. Die Sache ist die: Der Herr sagte mir, er wäre Detektiv, und ich dürfte keinem Menschen was über ihn sagen.«
    »Mein lieber Mann, es handelt sich um eine sehr ernste Sache, und Sie könnten in eine recht hässliche Klemme kommen, wenn Sie versuchen sollten, mir irgendwas zu verheimlichen. Sie sagen, Ihr Fahrgast erzählte Ihnen, er wäre Detektiv?«
    »Jawohl, das tat er.«
    »Wann sagte er das?«
    »Als er fortging.«
    »Sagte er sonst noch was?«
    »Ja, er nannte seinen Namen.«
    Holmes warf einen schnellen Blick voller Triumph auf mich und sagte:
    »Oh, er nannte seinen Namen – wirklich? Das war unvorsichtig. Was war das denn für ein Name?«
    »Sein Name«, antwortete der Droschkenkutscher, »war Sherlock Holmes.«
    Niemals sah ich meinen Freund ein so verblüfftes Gesicht machen wie bei diesen Worten des Droschkenkutschers. Einen Augenblick lang saß er sprachlos da. Dann brach er in ein herzliches Lachen aus und rief:
    »Eine Abfuhr, Watson – eine unleugbare Abfuhr! Ich bin da an eine Klinge geraten, die ebenso schnell und gewandt ist wie die meinige. Der Mann hat mir diesmal wirklich recht niedlich heimgeleuchtet. Also sein Name war Sherlock Holmes, sagten Sie?«
    »Jawohl, Herr, so hieß der Herr!«
    »Ausgezeichnet! Sagen Sie mir, wie Sie mit ihm zusammenkamen, und alles, was sich sonst noch zutrug.«
    »Um halb zehn Uhr rief er mich auf dem Trafalgar Square an. Er sagte, er wäre Detektiv, und bot mir zwei Guineen, wenn ich den ganzen Tag genau täte, was er verlangte, und keine Fragen stellen wollte. Natürlich griff ich mit beiden Händen zu. Zuerst fuhren wir zum Northumberland-Hotel und warteten da, bis zwei Herren herauskamen und in eine von den Droschken am Halteplatz stiegen. Wir fuhren ihrem Wagen nach, bis er irgendwo hier in der Nähe anhielt.«
    »Hier vor meiner Tür«, fiel Holmes ein.
    »Nu, das kann ich nicht so genau sagen, aber mein Fahrgast wusste jedenfalls von allem Bescheid. Ein Stück weiter die Straße hinunter hielten wir ebenfalls, und da warteten wir anderthalb Stunden. Dann kamen die beiden Herren bei uns vorbei; sie gingen zu Fuß, und wir fuhren hinter ihnen her die Baker Street hindurch, und dann ...«
    »Weiß schon«, sagte Holmes.
    »... bis wir schließlich ungefähr drei viertel von der Regent Street entlang gefahren waren. Da stieß plötzlich der Herr in meiner Droschke die Klappe auf und rief mir zu, ich sollte so schnell wie möglich direkt zur Waterloo Station fahren. Ich schlug auf meinen Gaul los, und in weniger als zehn Minuten waren wir da. Er bezahlte mir meine zwei Guineen in blankem Gold in die Hand und ging in den Bahnhof hinein. Im Augenblick, als er wegging, drehte er sich um und sagte: ›Vielleicht interessiert es Sie, zu hören, dass Sie Sherlock Holmes gefahren haben.‹ – Auf die Art erfuhr ich seinen Namen.«
    »Ich verstehe. Und weiter sahen und hörten Sie nichts von ihm?«
    »Nachdem er in das Bahnhofsgebäude hineingegangen war, nicht mehr.«
    »Und könnten Sie mir wohl Mr Sherlock Holmes ein bisschen beschreiben?«
    Der Kutscher kratzte sich hinterm Ohr.
    »Hm, ja, es war eigentlich nicht so’n Herr, den man so ganz leicht beschreiben kann. Ich möchte ihn auf etwa vierzig Jahre schätzen; er war mittelgroß, so zwei bis drei Zoll kleiner als Sie. Angezogen war er mächtig fein, und er hat einen schwarzen Bart, der unten breit abgeschnitten war, und ein blasses Gesicht. Weiter wüsste ich nichts über ihn zu sagen.«
    »Die Farbe seiner Augen?«
    »Nein, davon kann ich nichts sagen.«
    »Und sonst können Sie sich wirklich auf nichts mehr besinnen?«
    »Nein, Herr, das ist alles.«
    »Na, hier ist Ihr halber Sovereign, und ein anderer halber wartet auf Sie, wenn Sie mir eine neue Auskunft bringen können. Guten Abend!«
    »Guten Abend, Herr, und schönen Dank.«
    John Clayton ging, von innerlicher Heiterkeit erfüllt, aus der Tür, und Holmes wandte sich mit einem Achselzucken und mit einem etwas kümmerlichen Lächeln zu mir und sagte:
    »Schnapp! Da geht der dritte Faden entzwei, und wir

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